Hebra, Ferdinand Ritter von
- Lebensdaten
- 1816 – 1880
- Geburtsort
- Brünn
- Sterbeort
- Wien
- Beruf/Funktion
- Dermatologe ; Arzt ; Hautarzt
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 116555998 | OGND | VIAF: 47516371
- Namensvarianten
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- Hebra, Ferdinand (bis 1877)
- Hebra, Ferdinand Ritter von
- Hebra, Ferdinand (bis 1877)
- hebra, ferdinand
- Hebra, Ferdinand von
- Hebra, Ferd. von
- Hebra, Ferdinand Karl Franz
- Hebra, Ferdinand Karl Franz von
- Hebra, Ferdinand Karl Franz, Ritter von
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- NDB 11 (1977), S. 133* (Kaposi, Moriz)
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Hebra, Ferdinand Ritter von (seit 1877)
Dermatologe, * 7.9.1816 Brünn, † 5.8.1880 Wien. (katholisch)
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Genealogie
Außerehel., adoptiert 1840;
V Johann (1768–1848), k. k. Feldkriegskommissär, S d. Soldaten Johann in Kremsier u. d. Johanna Gold;
M Aloysia Frieder. Schwarzmann (1789–1832/40);
⚭ Wien 1846 Johanna (1825–1909), T d. k. k. Hofsekr. Hermann v. Huze u. d. Johanna Schottnig v. Zinzenfels;
4 S, 3 T, u. a. →Hans (1847–1902), Prof. d. Dermatol., Primarius d. Wiedner Krankenhauses (s. ÖBL), Martha (⚭ →Moritz Kaposi, 1837–1902, Prof. d. Dermatol. in W., s. ÖBL). -
Biographie
H. absolvierte die philosophischen Vorstudien in Graz, das Medizinstudium in Wien (doctor medicinae 1841). Über die Chirurgie und Staatsheilkunde kam er zur internen Medizin. Unter Skoda arbeitete er an der Abteilung für Brustkranke, der eine Station für „chronische Hautausschläge“ angeschlossen war. Skoda wies seinen Schüler auf die Problematik der noch wenig bearbeiteten Hautkrankheiten hin. 1844 erhielt H. den Titel eines akademischen Dozenten, 1845 wurde ihm die Leitung der eigens für ihn geschaffenen Abteilung für Hautkranke übertragen. 1848 wurde er Primarius und 1849 außerordentlicher Professor und Vorstand der ersten dermatologischen Klinik. Erst 1869 wurde er Ordinarius. – H. war ein hervorragender Lehrer, der an Hand eines großen Krankengutes seine Hörer in die Disziplin einführte. 1852 studierte er in Norwegen die Lepra; er sah und beschrieb dort zum erstenmal die Scabies norvegica. Wiederholt weilte er in Paris, in London war er 1862.
Vor H. war man, abgesehen von bescheidenen Ansätzen, kaum bemüht gewesen, die einzelnen Hautaffektionen zu unterscheiden. H. vermochte durch exakte Beobachtung und Wertung der Hautkrankheiten, ihrer Merkmale und ihres Verlaufs die Grundlage der Differentialdiagnose der Hautkrankheiten, die morphologische Richtung in diesem Spezialfach zu schaffen. War auch schon vor H. die Krätzmilbe gesehen worden, so konnte doch erst er die ätiologische Bedeutung dieses Parasiten für die Krätze endgültig klären. Er beschrieb das Erythema exsudativum und den Prurigo und erkannte den Lupus erythemathodes als eigene Krankheit, die er Seborrhoea congestiva nannte. Er publizierte über das Rhinosklerom. Er erforschte den Lichen ruber, eine Hauterkrankung, die bis dahin immer zum Tode geführt hatte und die er durch Einführung einer Arseniktherapie zu heilen lehrte. Für zahlreiche andere Hautveränderungen, etwa für das Ekzem, legte er die Symptomatik fest. Von den von ihm eingeführten Heilmitteln trägt das Unguentum diachylon seinen Namen. Das vielfach umstrittene Wasserbett geht auf H. zurück und ist in Wien noch immer in Verwendung.|
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Auszeichnungen
Hofrat, korr. Mitgl. d. Wiener Ak. d. Wiss., Präs. d. Ges. d. Ärzte in Wien.
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Werke
u. a. Geschichtl. Darst. d. größeren chirurg. Operationen mit bes. Rücksicht auf v. Wattmannsche Operationsmethoden, 1842;
Über Krätze, in: Med. Jbb. d. k. k. österr. Staates NF 37, 1844, H. 3, S. 280;
Über die d. behaarte Kopfhaut selbständig ergreifenden Hautkrankheiten, in: Zs. d. k. k. Ges. d. Ärzte in Wien 1, 1844, Bd. 1, S. 24;
Versuch e. auf patholog. Anatomie gegr. Einteilung d. Hautkrankheiten, ebd. 2, 1845, Bd. 1, S. 34, 143, 211;
Über e. in Norwegen beobachtete Form d. Krätze, ebd. 8, 1852, Bd. 1, S. 390;
Gutachten üb. d. Vaccinationsfrage, Referat an d. k. k. Ges. d. Ärzte, ebd. 13, 1857, S. 276;
Atlas d. Hautkrankheiten, hrsg. v. d. Ak. d. Wiss., Text v. F. H., Bilder v. A. Elfinger u. C. Heitzmann, 1856-76;
Lehrb. d. Hautkrankheiten (= Virchows Hdb. d. speciellen Pathol. u. Therapie III), T. 1: Acute Axantheme u. Hautkrankheiten, 1860 (engl., franz., ital. u. russ. Überss.);
Apparat z. Gebrauch warmer kontinuierlicher Bäder etc., 1862;
Über e. eigentüml. Neugebilde an d.Nase (Rhinosklerom), in: Wiener med. Wschr. 20, 1870. -
Literatur
ADB 50;
M. Kaposi, in: Wiener med. Wschr. 30, 1880, S. 905-07, 927-31, 31, 1881, S. 1207-15;
ders., in: Wiener med. Bll. 14, 1891, S. 381-83;
E. Bernier u. A. Dajon, in: Ann. de dermatol. et syphiligr., Paris 1880–81, 2. Serie, S. 641-44;
E. Schwimmer, in: Allg. med. Central-Ztg. 50, 1881, Sp. 1104–08, 1118-20, 1133 f., 1146-48, 1173-75, 1198 f.;
Alm. d. Ak. d. Wiss. Wien 31, 1881, S. 194-200 (W-Verz.);
P. Richter, Gesch. d. Dermatol., in: Hdb. d. Haut- u. Geschlechtskrankheiten, hrsg. v. Jadassohn, 1928, S. 423-38;
H. Goodman, in: Urologie and Cutaneous Review 5, St. Louis 1947, S. 487-92;
L. Arzt, in: Wiener klin. Wschr. 61, 1949, S. 863-67 (Nr. 50/51: H.-Festschr., P);
ÖBL;
BLÄ. -
Porträts
Büste v. Tilgner, 1876 (Mus. d. Stadt Wien);
Büste (Wien, Univ., Arkadenhof). -
Autor/in
Marlene Jantsch -
Zitierweise
Jantsch, Marlene, "Hebra, Ferdinand Ritter von" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 172-173 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116555998.html#ndbcontent
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Hebra, Ferdinand
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Biographie
Hebra: Ferdinand Ritter von H., in Wien, der berühmte Dermatolog, am 7. September 1816 in Brünn geboren und am 5. August 1880 in Wien gestorben, studirte und promovirte am letztgenannten Orte 1841, war zunächst einige Monate lang Assistent an der Lehrkanzel für Staatsarzneikunde, trat dann als Aspirant und später als Secundararzt an die Abtheilung für Brustkranke über unter Skoda und lenkte hier seine Aufmerksamkeit besonders auf die Hautkrankheiten, deren Studium fortab seine Lebensaufgabe wurde. Es gelang ihm durch eine Reihe von schriftstellerischen Leistungen und wesentlichen Neuerungen das Gebiet der Dermatologie derartig zu erweitern und umzugestalten, daß es durch seinen Einfluß zum Rang einer Specialdisciplin mit einem eigenen Lehrer erhoben wurde. Es wurde für die Hautkranken eine selbständige Abtheilung 1845 gebildet und an die Spitze derselben H. gestellt, seit 1849 als außerordentlicher, seit 1869 als ordentlicher Professor. Diese Stellung behielt H. bis zu seinem Lebensende. Durch Lehrcurse in seinem Fach, die er bereits 1842 zu halten begonnen hatte, wurde er das Haupt einer Schule, deren Vertreterzahl unübersehbar ist. Es ist sein Verdienst, der Dermatologie, die vor ihm kaum besondere Beachtung und eine wissenschaftliche Bearbeitung nur in vereinzelten Versuchen erfahren hatte, allgemeine Geltung als einer den übrigen Fächern der Medicin durchaus ebenbürtigen Disciplin verschafft zu haben. Ausgestattet mit genialer Beobachtungsgabe gelangte er dank einem relativ reichhaltigen Material dazu, für eine größere Zahl bekannter Krankheiten den typischen Verlauf zu beschreiben, verschiedene neue Krankheitsbilder zu differenziren, Verlauf und Merkmale in präcisester Weise und in classischer Sprache festzusetzen und vor allem, was sein Hauptverdienst ist, die alte humoral-pathologische Auffassung zu beseitigen und an Stelle der sogen. Dyscrasie die Ursachen der Hautkrankheiten in einer Reihe von anderen, meist äußeren Factoren experimentell nachzuweisen und demgemäß die Therapie wesentlich zu ändern bezw. zu bessern. Auch das von ihm in seinem „Versuch einer auf pathologische Anatomie gegründeten Eintheilung der Hautkrankheiten"|(1845) niedergelegte, rationell wissenschaftliche System der Dermatologie fand den Beifall der Zeitgenossen und ist auch gegenwärtig mit geringen Modificationen gültig. 1856 begann H. die (1876 vollendete) Herausgabe eines prächtig ausgestatteten „Atlas für Hautkrankheiten“, eines Werks von bleibendem und heute noch anerkanntem Werth. Zum großen von Virchow herausgegebenen „Handbuch der speciellen Pathologie und Therapie“ lieferte H. 1860 den dermatologischen Beitrag u. d. T.: „Acute Exantheme und Hautkrankheiten“. — Auch unternahm H. mehrere große Studienreisen, so u. a. 1852 nach Norwegen zur Erforschung der Lepra. Eine sehr eingehende Würdigung der Bedeutung und Leistungen Hebra's stammt von Caspary im Biogr. Lex. herv. Aerzte hsg. von A. Hirsch III, 97. Auf diese Quelle sei hiermit verwiesen.
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Autor/in
Pagel. -
Zitierweise
Pagel, Julius Leopold, "Hebra, Ferdinand Ritter von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 50 (1905), S. 88-89 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116555998.html#adbcontent