Hürnheim, Hiltgart von
- Lebensdaten
- um 1250 – 1299
- Beruf/Funktion
- Zisterzienserin ; Übersetzer ; Nonne
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 119269015 | OGND | VIAF: 47567716
- Namensvarianten
-
- Hiltgart von Hürnheim
- Hiltgart
- Hürnheim, Hiltgart von
- Hiltgart von Hürnheim
- Hiltgart
- Hildgard, von Hürnheim
- Hildegard, von Hürnheim
- Hiltgart, von Hürnheim
- Hürnheim, Hildgard von
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Hürnheim, Hiltgart von
Zisterzienserin, Übersetzerin, * um 1250, † nach 7.4.1299.
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Genealogie
Schwäb. Adelsgeschl. mit Stammsitz Hürnheim b. Nördlingen, aus d. zahlr. hohe Kleriker hervorgingen;
V Rudolf, auf Hochhaus;
M Adelheid;
B Manegold, Domscholaster, seit 1288 Domdekan zu Würzburg;
Vt Friedrich, 1268 mit Konradin hingerichtet, Rudolf († n. 1284), Mönch in Kaisheim, Rudolf, 1280 Domdekan, seit 1307 Dompropst zu Augsburg. -
Biographie
Unter den pseudoaristotelischen Schriften des Mittelalters hat besonders das „Secretum secretorum“ dank seines Bezugs auf Alexander den Großen weite Verbreitung gefunden. Um 1230 ist es, angebl. in Tripolis/Libanon, aus dem Arab. ins Latein, übersetzt worden. Original und Übersetzung, in zahlreichen Handschriften erhalten, kamen während der Kreuzzüge nach Europa. In Form eines Briefes an Alexander wird in 10 Stücken ein kurzer Fürstenspiegel, verbunden mit moralischen, politischen, medizinischen und auch rein menschlichen Ratschlägen und physiognomischen Sätzen, gegeben. All dies war für das 13. Jahrhundert eine geradezu ideale Lektüre und entsprach vor allem in seiner Zahlenmystik und den Wundergeschichten der Zeit der Mystik. Mindestens 12 deutsche Bearbeitungen des „secretum“ sind überliefert. Die älteste und vollständige, „Aristotilis heimlichkeit“ (1282), stammt aus dem Kloster Zimmern¶ im Ries, von einer zunächst unbekannten Nonne übersetzt. Alle Angaben zur Person in der Vorrede deuten auf H., die 1262 in das Kloster eingetreten war und 1299 letztmals erwähnt wird, als Übersetzerin. Sie ist durch ihren Vetter Rudolf von Hürnheim zu dieser Arbeit veranlaßt worden. Das Übersetzungswerk setzt große lateinische Kenntnisse voraus, ebenso eine gewandte deutsche Diktion. Es ist nach der höfischen Zeit ein entscheidender und versprechender Anfang der späteren Übersetzungsliteratur. Verschiedene Kurzformen gehen auf H.s Übersetzung zurück. In 3 Augsburger Drucken von 1531 und 1532 erscheint eine erweiterte Ausgabe. Die Geschichte vom Giftmädchen, das Alexander den Tod bringen sollte, hat Wilhelm Hertz (Abhandlungen, 1905) durch die Literatur verfolgt. Offenbar aber ist der Einfluß des Werkes in der Literatur noch entscheidender. Er verliert sich seit dem 15. Jahrhundert in den Praktiken, Laßregeln und Kalendern, zuletzt in Andeutungen in Goethes „West-östlichem Divan“, die auf diesen Fürstenspiegel zurückgehen.
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Werke
Hss. in: München, Bayer. Staatsbibl. (Cgm 288, um 1450);
Berlin, ehem. Preuß. Staatsbibl. (germ 4° 490, Ende 14. Jh., im Auslagerungsort seit Ende d. 2. Weltkriegs verschollen, einige Auszüge abgedr. b. W. Stammler, Prosa d. dt. Gotik, 1933);
Wernigerode, ehem. Gfl. Stolberg. Bibl. (Ms. Zb 4);
Ausg.: Mhd. Prosaübers. d. „Secretum secretorum“, hrsg. v. R. Möller, 1963 (synopt. mit d. lat. Text nach Cod. lat. Berol. 70; L). -
Literatur
G. Kriesten, Über e. dt. Übers, d. pseudoaristotel. „Secretum Secretorum“ aus d. 13. Jh., Diss. Berlin 1907 (W, L);
E. Gebele, in: Lb. a. d. Bayer. Schwaben VII, 1959 (L);
Vf.-Lex. d. MA I (unter Aristotilis Heimlichkeit);
- H. Bauer, Versuch e. urk. Gesch. d. Edelherren v. H., 1865;
J. Knebel, Die Chronik d. Klosters Kaisheim (1531), hrsg. v. F. Hüttner, 1902;
E. Krausen, Die Klöster d. Zisterzienserordens in Bayern, 1953. -
Autor/in
Eduard Gebele -
Zitierweise
Gebele, Eduard, "Hürnheim, Hiltgart von" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 744 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119269015.html#ndbcontent