Hohenlohe-Schillingsfürst, Gustav Adolf Prinz zu
- Lebensdaten
- 1823 – 1896
- Geburtsort
- Rotenburg/Fulda
- Sterbeort
- Rom
- Beruf/Funktion
- Kardinal ; päpstlicher Kammerherr ; Katholischer Theologe
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 116955422 | OGND | VIAF: 52454872
- Namensvarianten
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- Hohenlohe-Schillingsfürst, Gustav Prinz zu
- Hohenlohe, Gustav von
- Hohenlohe-Schillingsfürst, Gustav Adolf Prinz zu
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- Schillingsfürst, Gustav Adolf zu
- Schillingsfürst, Gustav Adolf zu Hohenlohe-
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- NDB 9 (1972), S. 491 (Hohenlohe zu-Langenburg, Hermann Fürst zu)
- NDB 21 (2003), S. 373 in Artikel Reinkens, Joseph (Reinkens, Joseph Hubert)
- NDB 26 (2016), S. 89 in Artikel Theile, Augustin (Theiner, Augustin)
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Hohenlohe zu-Schillingsfürst, Gustav Adolf Prinz zu|
Kardinal, * 26.2.1823 Rotenburg/Fulda, † 30.10.1896 Rom.
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Genealogie
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Biographie
H., der sich während eines Jurastudiums in Bonn für den geistlichen Stand entschied, studierte Theologie in Breslau, später in München. Dort trat er in enge Verbindung zu seinem Lehrer Döllinger, der auf seine theologischen Ansichten starken Einfluß gewann. Als Mitglied der Academia Ecclesiastica in Rom gelangte H. rasch in die engere Umgebung Pius IX., wurde 1849 zum Priester geweiht, erhielt bald darauf das Amt eines päpstlichen Großalmoseniers und wurde Titularbischof von Edessa. Nachdem mehrere Pläne, für ihn ein deutsches Bistum zu gewinnen, sich zerschlagen hatten, übertrug ihm Pius IX. am 22.6.1866 die Kardinalswürde. Sein anfänglich sehr gutes Verhältnis zum Papst verschlechterte sich während des Vatikanischen Konzils, als H. im Zusammenwirken mit seinem Bruder, dem bayerischen Ministerpräsidenten, und Döllinger als Gegner des Unfehlbarkeitsdogmas hervortrat. Da H. die das Vaticanum betreffenden Korrespondenzen kurz vor seinem Tode verbrannt hat, läßt sich über seinen Anteil an der aktiven Opposition wenig Genaues aussagen. Eine starke Belastung erfuhr die Stellung des Kardinals, als man den zu seiner Beratung nach Rom entsandten Theologen Johann Friedrich verdächtigte, der „Augsburger Allgemeinen Zeitung“ Geheiminformationen über den Verlauf des Konzils zugespielt zu haben. Der entscheidenden Abstimmung über das Infallibilitätsdogma blieb H. fern, versicherte aber sofort nach der Annahme des Dogmas durch das Konzil am 18.7.1870 dem Papst „in obsequium fidei als Zeichen seines Glaubens der katholischen als Dogma bestätigten Wahrheit“ seine vollständige Unterwerfung. Nach der Besetzung Roms durch italienische Truppen begab sich H. nach Deutschland. →Bismarcks Versuch, ihn zu Beginn des Kulturkampfes zum deutschen Botschafter am Vatikan zu machen, scheiterte am Widerstand der Kurie, insbesondere an Staatssekretär Antonelli. So blieb der Kardinal in den folgenden Jahren – im Widerspruch zum Wunsch des Papstes – in Deutschland. Auch mit Leo XIII., an dessen Wahl H. maßgeblichen Anteil hatte, geriet er bald in Konflikt. Zwar wurde er 1878 Erzpriester von S. Maria Maggiore und ein Jahr darauf Kardinalbischof von Albano, doch zwangen ihn beständige Querelen mit der Kurie dazu, als Bischof zurückzutreten. Seine politische Haltung als Anhänger einer Verständigung der Kirche mit dem Deutschen Reich brachte ihm besonders während des Kulturkampfes bei Protestanten und Altkatholiken große Sympathien ein, und sein Name wurde oft im Zusammenhang mit wichtigen Sedisvakanzen genannt; zu Beginn der Reichskanzlerschaft seines Bruders sprach man von ihm als dem geeigneten Nachfolger Leos XIII. Die politischen und theologischen Fähigkeiten H.s wurden dabei wohl falsch eingeschätzt. Seine von der Kurie stark kritisierten Ansichten über das Verhältnis von Kirche und Staat, die er zumeist freimütig, bisweilen auch undiplomatisch äußerte, hat er in zusammenhängender Form niemals publiziert. H. galt als Freund und Förderer der deutschen Künstler in Rom. Franz Liszt, dem er 1865 die niederen Priesterweihen erteilte, wohnte längere Zeit als Gast H.s in der Villa d'Este.
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Literatur
H. Rust, Reichskanzler Fürst Chlodwig zu H.-Schillingsfürst u. s. Brüder Hzg. v. Ratibor, Cardinal H. u. Prinz Constantin H., 1897 (P);
L. v. Kobell, Fürst Chlodwig u. Kardinal Prinz Adolf zu H.-Schillingsfürst, in: Dt. Revue 22,1,1897;
BJ I. -
Porträts
Gem., Abb. in: Mainfränk. Hh. 44, 1965.
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Autor/in
Günter Richter -
Zitierweise
Richter, Günter, "Hohenlohe-Schillingsfürst, Gustav Adolf Prinz zu" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 490-491. [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116955422.html#ndbcontent