Höflich, Lucie
- Lebensdaten
- 1883 – 1956
- Geburtsort
- Hannover
- Sterbeort
- Berlin
- Beruf/Funktion
- Schauspielerin ; Regisseurin ; Schauspiellehrerin ; Filmschauspielerin
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 118963805 | OGND | VIAF: 32259454
- Namensvarianten
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- Holwede, Lucie von (eigentlich, Höflich ist Name des Stiefvaters)
- Mayer, Lucie (verheiratete, in 1. Ehe)
- Jannings, Lucie (verheiratete, in 2. Ehe)
- Holwede, Helene Luise
- Höflich, Lucie
- Holwede, Lucie von (eigentlich, Höflich ist Name des Stiefvaters)
- holwede, lucie von
- Mayer, Lucie (verheiratete, in 1. Ehe)
- mayer, lucie
- Jannings, Lucie (verheiratete, in 2. Ehe)
- jannings, lucie
- Holwede, Helene Luise
- Höflich, Lucie
- Holwede, Helene Lucie von
- Jannings, Helene Lucie
- Mayer, Helene Lucie
- Holwede, Lucie von (eigentlich, Höflich ist Name des Stiefvathers)
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Höflich (eigentlich von Holwede), Lucie
Schauspielerin, * 20.2.1883 Hannover, † 9.10.1956 Berlin. (evangelisch)
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Genealogie
M Dora (1864–1928), T d. Karl Georg Ludwig v. Holwede u. d. Auguste Wicke; Stief- u. Adoptiv-V →Georg Höflich (1854–1906), Schauspieler u. Regisseur am Berliner Schauspielhaus;
- ⚭ 1) Berlin 1910 (⚮ 1917) →Georg Anton Mayer (* 1879), Dr. phil., Kunsthistoriker, S d. Bankiers →Georg Anton Mayer (1846–1927) in Berlin, 2) (⚮) →Emil Jannings († 1950), Schauspieler;
T aus 1) Ursula Mayer (* 1911), Schauspielerin (als Höflich). -
Biographie
Nach dem Debut (1899) und zwei Spielzeiten am Stadttheater Bromberg geht H. für ein Jahr an das Intime Theater in Nürnberg. Dem ersten Auftreten in Berlin (Juni 1902) anläßlich eines Gastspiels im Neuen Theater folgt eine Spielzeit am Raimund-Theater in Wien. 1903 holt →Max Reinhardt die 20jährige endgültig nach Berlin. Sie bleibt bis 1919 an den Reinhardt-Bühnen, wechselnde Engagements an Berliner Theatern folgen, unter anderem am Preußischen Staatstheater (1919/20, 1926-28, 1933) und an den Reinhardt-Bühnen (1925, 1928/29, 1931/32). 1933-34 leitet H. die Staatliche Schauspielschule Berlin, anschließend bis 1936 ein eigenes Studio für Schauspielernachwuchs an der Berliner Volksbühne. Bis 1944 arbeitete sie an Berliner Theatern, unter anderem am Staats- und am Schillertheater. Nach Kriegsende ist sie bis 1950 Schauspieldirektor am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin; nach Berlin zurückgekehrt, spielt sie dort unter anderem am Schloßpark- und am Schillertheater und lehrt an der Berliner Schauspielschule.
H. beginnt als Naiv-Sentimentale, legt den Schwerpunkt der Rollenauffassung aber in den Bereich des Herb-Kräftigen, nicht ins Empfindsam-Sentimentale. In Maeterlincks neuromantischem Schauspiel „Pelleas und Melisande“ erhält sie 1903 unter Reinhardts Regie die erste große Aufgabe. Die natürliche, tief empfundene Innerlichkeit und Zartheit ihrer Darstellung begeistern Publikum und Kritik; man sieht in ihr eine Nachfolgerin der Agnes Sorma. Die sentimentalischen Rollengestalten der deutschen Klassik löst H. aus der Erstarrung im konventionellen Deklamationsstil, gibt ihnen Natürlichkeit, „menschliche Einfachheit“, gestaltet sie aus echtem Gefühl und persönlichem Empfinden: Luise („Kabale und Liebe“), „Käthchen von Heilbronn“ (beide 1905) bis hin zur Amalie in den „Räubern“ (1908) und dem Gretchen (Faust I, 1909). Die Weiterentwicklung führt sie jedoch in eine ganz andere Richtung. H. wird zur schweren Charakterdarstellerin, übernimmt die meisten der großen Rollen der Else Lehmann, der Protagonistin des Realismus und Naturalismus, so unter anderem die Frau John (1916) in „Die Ratten“ und die Hanne Schäl (1916) im „Fuhrmann Henschel“. Den größten persönlichen Erfolg dieser Zeit erringt ihre Gestaltung des Vital-Animalischen, des teuflisch Entfesselten in Schönherrs „Weibsteufel“ (1915). Etwa von 1920 an überwiegen mehr und mehr die Gestaltungen des Bösen und Besessenen, wie 1928 die Ernestine Puschek in Bruckners „Die Verbrecher“ und die Frau Gihle in Hamsuns „Vom Teufel geholt“. Die letzte Periode kennzeichnen dann abgestorbene, groteske oder geistig mißgeleitete Gestalten, wie die Philippine Dorn (1940) in Halbes „Der Strom“, der Tod als Bettlerin (1950) in García Lorcas „Bluthochzeit“ oder die Frau Hilse (1952) in den „Webern“, bis hin zu ihrer letzten Rolle, der Äbtissin (1956) in Strindbergs „Nach Damaskus“.
Die große Zeit der H. reicht bis 1920, in etwa noch bis 1930. Äußerste Natürlichkeit, höchste Intensität bei sparsam knapper Gestik, verhaltene, gestaute Vitalität mit jähen Ausbrüchen kennzeichnen in dieser Zeit ihren Darstellungsstil. Sie war eine der wesentlichen Stützen des Reinhardtschen Theaters, eine der großen deutschen realistischen Charakterdarstellerinnen. Ihre schauspielerische Tätigkeit im Stumm- und Tonfilm ist von nur dokumentarischer Bedeutung.|
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Auszeichnungen
Staatsschauspielerin (1937), Ehrenmitgl. d. Dt. Theaters in Berlin (1946), Professor-Titel (Mecklenburg, 1947), Bundesverdienstkreuz (1953), Goldene Ehrennadel mit Eichenkranz d. Genossenschaft Dt. Bühnen-Angehöriger.
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Rollen
Filmrollen u. a. in: Der langsame Tod, 1920; Das Glas Wasser, 1923; Die Straße, 1923; Der verlorene Schuh, 1923; Tartüff, 1925; Der Biberpelz, 1928; Peer Gynt, 1934; Fridericus, 1936; Der Kurier d. Zaren, 1936; Robert Koch, 1939; Ohm Krüger, 1941; Himmel ohne Sterne, 1955; Anastasia, d. letzte Zarentochter, 1956.
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Literatur
F. Thieß, L. H., 1920 (P);
J. Bab, Die Lehmann, d. H. u. d. Dorsch od. Der ewige Typus, in: ders., Schauspieler u. Schauspielkunst, 1928, S. 39-56;
H. Jhering, in: Von →Josef Kainz bis Paula Wessely, 1942, S. 115-19 (P);
H. A. Frenzel, in: Maske u. Kothurn 3, 1957;
Kosch, Theater-Lex.;
Kürschners Biogr. Theater-Hdb., 1956;
Enc. dello Spettacolo VI, 1959 (P);
Glenzdorfs Internat. Film-Lex. II, 1960. -
Autor/in
Rolf Burgmer -
Zitierweise
Burgmer, Rolf, "Höflich, Lucie" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 316 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118963805.html#ndbcontent