Hille, Peter
- Lebensdaten
- 1854 – 1904
- Geburtsort
- Erwitzen bei Paderborn
- Sterbeort
- Berlin-Lichterfelde
- Beruf/Funktion
- Schriftsteller ; Schauspieler ; Lyriker ; Dramatiker
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 118551108 | OGND | VIAF: 97904344
- Namensvarianten
-
- Hille, Peter
- Hille, Pether
Vernetzte Angebote
- Blue Mountain. Historic Avant-Garde Periodicals for Digital Research [2017-]
- * Kalliope-Verbund
- Archivportal-D
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- * Manuscripta Mediaevalia
- Personendaten-Repositorium der BBAW [2007-2014]
- Edition der Tagebücher Erich Mühsam's
- * Forschungsdatenbank so:fie Personen
- Personenliste "Simplicissimus" 1896 bis 1944 (Online-Edition)
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Manuscripta Mediaevalia
- * Literaturnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Werknachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- Nordrhein-Westfälische Bibliographie (NWBib)
- * musiconn - Für vernetzte Musikwissenschaft
- Personen im Fachinformationsdienst Darstellende Kunst
- Index Theologicus (IxTheo)
- * Jahresberichte für deutsche Geschichte - Online
- * Internationales Quellenlexikon der Musik (RISM)
Verknüpfungen
Personen im NDB Artikel
Orte
Symbole auf der Karte
Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.
-
Hille, Peter
Schriftsteller, * 11.9.1854 Erwitzen bei Paderborn, † 7.5.1904 Berlin-Lichterfelde. (katholisch)
-
Genealogie
V Friedrich (* 1827), Lehrer u. Rentmeister in E., S d. Ackermanns Franz in Erkeln u. d. Elisabeth Blume;
M Helene (* 1828), T d. Ackermanns Dominicus Fuest in Germete u. d. Eva Marg. Menne; ledig. -
Biographie
In der selbstsicheren Epoche des Gründer-Bürgertums war H. ein interessanter Außenseiter. Seine Berühmtheit wuchs früh in Legenden; er galt viel als dichtender Vagant, der quer zur Erfolgsgesellschaft dahintrieb. Als „Meerwunder der Erfolgslosigkeit“ (H.) zählte sein poetischer Ertrag schon zu Lebzeiten wenig. Das Urteil hat sich seit den 20er Jahren nur geringfügig verschoben, zugunsten des Einflusses auf seine literarische Umgebung. – Unrast und Widerwille gegen allen Zwang standen bereits einer geregelten Schulbildung und Berufsausbildung H.s entgegen. Nach dem Abbruch der Gymnasialzeit in Höxter, Marburg sowie auf dem Paulinum zu Münster, wo die lebenslange Freundschaft mit den Brüdern Hart begann, schickte ihn die vielköpfige Familie zu einem Höxterer Rechtsanwalt in die Lehre. Im Sog der Harts und ihrer sozialistischen Ideale zog es H. darauf zunächst nach Bremen, zur Mitarbeit an den „Deutschen Monatsblättern“ und in Redaktionsdienste beim „Bremer Tagblatt“ (1878/79), auf Umwegen immer wieder nach Berlin. Nach einem gescheiterten Versuch, sich in Leipzig als Korrektor, freier Schriftsteller und Gaststudent (der Philosophie und Literatur) zu halten, verschwand er 1880-82 in London, angeblich um in der Bibliothek des Britischen Museums zu studieren, lebte aber vorwiegend in den Slums von Whitechapel. Reisen, meist zu Fuß mit geschultertem Makulatursack, führten den „Literaturzigeuner“ bis Ungarn und Italien, in Holland brachte er den Rest seines mütterlichen Erbteils als „Intendant“ einer Schmierentruppe durch. Vollends zum geradezu populären Original, zum Prototyp des Bohemien, entwickelte sich H. ab 1891 in Berlin, vielredend und dauernd seine Einfälle auf alle erdenklichen Fetzen notierend: Was davon an ungedrucktem Wust den letzten Krieg überdauerte, dürfte editorische Mühen kaum lohnen. Freunde und Jünger unterstützten und beherbergten ihn, unter anderem →Peter Baum (1869–1916, siehe ³Kosch. Literatur-Lexikon), Bierbaum, Erich Mühsam, Johannes Schlaf und Else Lasker-Schüler („Briefe Peter H.s an Else Lasker-Schüler 1921). Er gründete eine Zeitschrift („Völkermuse, ein kritisches Scheidemühl“, 1888), die D. von Liliencron zum einzigen Abonnenten hatte, sowie ein Kabarett im Ristorante Vesuvio (1902/03). Lange lungenkrank und rücksichtslos gegen die Gesundheit, starb er an den Folgen eines Blutsturzes. – Den Autor H. machte wenig Gedrucktes bekannt: Stark autobiographisch, reflektieren der Roman „Die Sozialisten“ (1886) seine Reiseerlebnisse und die Erziehungstragödie „Des Platonikers Sohn“ (1896)|das früh gespannte Verhältnis zum Vater, der – Dorfschullehrer und Rentmeister – als prüder Petrarca erscheint. Miniaturromane wie „Semiramis“ (1902) oder „Cleopatra“ (1905), der Heimatroman „Die Hassenburg“ (1904) oder die (von Naused publizierten) Fragmente aus „Myrddhin und Vivyan“, einer Faust-Dichtung aus hymnischen Waldgeistmonologen, sind Zeichen für das Versagen der großen Form. Einzige Ausnahme ist das postum verlegte „Mysterium Jesu“ (1921, 1952), eine Art H.scher Evangelienharmonie. Mehr lag ihm, seiner quietistischen Gläubigkeit und seinem „Übermaß an Gehirn“, das Naturgedicht einerseits und der Aphorismus andererseits. Manches davon hat die neuromantische Gestimmtheit der Jahrhundertwende, die sich bei H. mit sozialer Aufbruchstimmung verband, überdauert.
-
Werke
Weitere W Blätter vom 50jährigen Baum, Gedichte, 1904;
Gestalten u. Aphorismen, 1904;
Aus d. Heiligtum d. Schönheit, Gedichte u. Aphorismen, 1909;
Leuchtende Tropfen, Gedichte, 1924;
Ausgew. Dichtungen, hrsg. v. A. Vogedes, 1961. - Nachlaß verstreut
, in Privatbes., Teile in kommunalem Bes. v. Dortmund u. Bielefeld. -
Literatur
E. Lasker-Schüler, Das P.-H.-Buch, 1906;
G. Weigert, P. H., Unterss. u. Texte, 1931;
E. Timmermann, P. H., Persönlichkeit u. Werk, Diss. Köln 1936;
A. Vogedes, P. H., Ein Welt- u. Gottestrunkener (mit Texten aus d. Nachlaß), 1947;
E. Naused, P. H., Eine Einführung in s. Werk (u. Werk-Auswahl), 1957, = Verschollene u. Vergessene;
H. Kreuzer, Die Boheme, 1969;
Soergel I (P);
Soergel-Hohoff I;
Kosch, Lit.-Lex. -
Porträts
Ölgem. v. L. Corinth, 1902 (Bremen, Kunsthalle), Abb. b. Naused, s. L, u. b. Soergel, s. L.
-
Autor/in
Dietmar N. Schmidt -
Zitierweise
Schmidt, Dietmar N., "Hille, Peter" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 146-147 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118551108.html#ndbcontent