Heller, Stephen
- Lebensdaten
- 1813 – 1888
- Geburtsort
- Budapest
- Sterbeort
- Paris
- Beruf/Funktion
- Komponist ; Pianist ; Musiker
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 118773852 | OGND | VIAF: 5121385
- Namensvarianten
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- Heller, Stephen
- Heller, Etienne
- Heller, István
- Heller, Stefan
- Heller, Steffen
- Heller, Stephan
- Heller, Stephan István
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Heller, Stephen
Komponist, * 15.5.1813 Budapest, † 14.1.1888 Paris. (katholisch)
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Genealogie
V Franz, Fabrikangestellter u. Mathematiklehrer.
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Biographie
Der Vater hatte für die Begabung H.s, der schon als 6jähriger die Pianistenschule besuchte, wenig Verständnis. H. war zunächst Klavierschüler des Kirchenmusikers Franz Breuer. Er komponierte bereits als Sechsjähriger und trat wenig später als Pianist auf. Der ehrgeizige Vater gab H. dem Pädagogen Anton Halm in Wien in die Lehre, der ihm 1826 und 1827 Konzerte ermöglichte und ihn auch Beethoven und Schubert vorstellte. Vom Vater 1828 zurückgerufen, führte er ein „Nomadenleben ohne Ruhe, ohne Hoffnung, ohne Ziel“. Infolge der großen Strapazen und der unverständigen väterlichen Tyrannei brach der Siebzehnjährige auf der Rückreise von Hamburg in Augsburg zusammen. Alleinstehend, schlug er sich mit Stundengeben, Schriftstellerei und Konzertieren durch. Doch gelangte er, der auf seinen Reisen zu Paganini, Spohr und Chopin in Verbindung getreten war, von wohlwollenden Mäzenen unterstützt, zur Reife. R. Schumann, den er nur brieflich kennengelernt hat und für dessen „Neue Zeitschrift für Musik“ er Berichte schrieb, förderte ihn mit einer gewissen künstlerischen Reserve; in Erkenntnis der Grenzen des H.schen Talents, zog er sich später ganz zurück. 1838 wurde H. durch Fr. Kalkbrenner, der später kurzfristig sein Lehrer wurde, veranlaßt, nach Paris zu gehen. Hier verblieb er, mit den maßgebenden Meistern, außer Berlioz, nur in loser Verbindung, bei seiner scheuen und ehrlichen Natur den Forderungen des Salons, dem Stundengeben und öffentlichem Konzertieren abgeneigt. „Der ausgemachteste Träumer der Welt“, war er den Freunden wie H. W. Ernst, F. Hiller, C. Hallé und E. Hanslick ein überlegener, humorvoller und gütiger Kamerad. Als geistvoller Briefschreiber und gelegentlicher Journalist sachlich, gewandt und kenntnisreich, setzte er sich, der sich zeitlebens als deutscher Romantiker fühlte, nur langsam durch. Eine Spende ermöglichte dem Erblindeten und in Not Geratenen einen erträglichen, wenn auch nicht sorglosen Lebensabend. – Altersgenosse Mendelssohns, Chopins, Schumanns, Liszts und Wagners, eine|lyrisch beschauliche, leicht schwermütige Anempfindernatur, als ausschließlicher Klavierkomponist den großen Formen nur zögernd huldigend, zudem der neudeutschen Richtung nicht gewogen, hat H. in den kleinen Formen der Salon- und Charakterstücke sowie klassisch bewährten Etüden melodische und poetische Eigenart, geschmackvolle Satzkunst und echten Natursinn bewiesen. Sein einer gewissen Einförmigkeit verfallendes Schaffen war für die Entwicklung des romantischen Klavierstils ohne nachhaltige Bedeutung.
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Werke
u. a. Nur f. Klavier. op. 1-158, einiges ohne op.;
Einzelstücke u. Zyklen: 4 Sonaten op. 9, 65, 88, 143 b;
Tänze, Variationen, Studienwerke u. a. op. 16, 45-47, 90, 125, 154;
Phantasien, Capricen, Improvisationen u. ähnl. üb. Opernthemen, Liederbearbeitungen. - Mitarbeiter: Neue Zs. f. Musik, Gazette musicale. - Mémoires inédites, in: Revue de la Société internationale de Musique, 1910. -
Literatur
ADB 50;
M. Hartmann, in: Westermanns Jb. d. ill. Mhh. VI, 1859;
H. Bernadette, St. H., Paris 1876;
A. F. Marmontel, in: Les Pianistes célèbres, Paris 1878;
J. Philipp, Notes sur St. H., in: Revue Musicale, ebd. 1904;
G. Servières, in: Guide musicale, 1909;
ders., Portrait de St. H., in: Bull. français de la Société de Musique 5, Paris 1909;
H. Kretzschmar, in: Ges. Aufsätze üb. Musik II, 1910;
R. Schütz, St. H., 1911 (W-Verz.);
R. Schumann, in: Ges. Schrr. üb. Musik u. Musiker, 1914;
W. Boetticher, R. Schumann, 1941;
Fétis;
Wurzbach VIII;
R. Sietz, in: MGG VII, Sp. 100-104 (W, L, P: Lith. v. G. H. G. Feckert). -
Autor/in
Reinhold Sietz -
Zitierweise
Sietz, Reinhold, "Heller, Stephen" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 480-481 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118773852.html#ndbcontent
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Heller, Stephen
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Biographie
Heller: Stephen H., ein berühmter Pianist und Claviercomponist, geboren am 13. Mai 1813 zu Pest, † am 14. Januar 1888 zu Paris (Riemann schreibt am 13. Jan.). Die Eltern waren nicht unvermögend, gaben dem Sohne eine sorgfältige Erziehung und ließen ihn auch in der Musik unterrichten. In letzterer machte er aber so bedeutende Fortschritte, daß er mit seinem Pianofortelehrer F. Bräuer in einem Doppelconcerte von Dussel öffentlich auftrat und großes Lob erntete. Dies bestimmte den Vater ihn in der Musik ausbilden zu lassen; er sandte ihn nach Wien zu dem vortrefflichen Claviermeister Anton Halm. 1827 gab er in Wien sein erstes Concert und errang großes Lob, kehrte darauf nach seiner Heimath zurück und trat mehrfach als Virtuose auf. 1830 unternahm er eine größere Concerttour, bis ihn in Augsburg eine gefährliche Krankheit überfiel, doch fand er in Familien eine so sorgsame Pflege, daß er genas und mehrere Jahre in Augsburg verweilte. Dort entstanden auch seine ersten Compositionen, ein Concert mit Orchester, trotzdem ein opus 1 in Wien schon vor 1828 erschien (6 Walzer für Violine mit Pianofortebegleitung, Wien bei Diabelli & Co.) und ebenso 1834 eine Fantasie über Themen aus der Semiramide, opus 3 (Hamburg bei Böhme), sowie ebendort ohne Opuszahl ein Rondeau brillant für Pianoforte, doch sind das Jugendarbeiten, die den späteren Meister kaum ahnen lassen. In die gleiche Kategorie gehören noch die Variationen opus 4, 5 und 6 (Pest bei Grimm und Leipzig bei Peters), erst die in Augsburg entstandenen opus 7, 8 und 9 (3 Impromptus, ein Rondo-Scherzo und eine Sonate für Pianoforte, Leipzig bei Kistner) zeigen H. in seiner Eigenart, die, wie Riemann sagt: abgesehen von einigen leichteren, instructiven oder Verlegern zu Gefallen geschriebenen Clavierstücken sind die übrigen, über hundert, ebensoviele Gedichte von echter, wahrer Poesie. Hinter Schumann steht H. an Leidenschaftlichkeit und Kühnheit der Combination zurück, dagegen erhebt er sich über Mendelssohn durch die Gewähltheit, Originalität und Charakteristik der Ideen; von Chopin unterscheidet ihn die größere harmonische Einfachheit und rhythmische Prägnanz; sein eigenstes ist echte gesunde Naturfrische, er schwärmt als wahrer Dichter in Waldesduft und Feldeinsamkeit. Erst im Jahre 1848 verließ er Augsburg und ließ sich als Mann von gereiften Anschauungen und respectablem Können in Paris bleibend nieder, sowol als Clavierlehrer wie als Componist wirkend. Mit seinen Compositionen fand er aber lange Zeit weder bei den Pariser Verlegern noch beim Publicum Anklang, so daß er dieselben auf eigene Kosten herausgab. Als Virtuose trat er nur in Privatcirkeln auf. Erst durch seine Etuden fand er Beachtung, die mit der Zeit sich auch auf seine anderen Compositionen erstreckte. Deutschland dagegen schätzte ihn, durch Rob. Schumann's Kritiken aufmerksam gemacht, schon früher und deutsche Verleger wie Schlesinger in Berlin, Schott in Mainz, Mechetti in Wien, Böhme in Hamburg verlegten seine Claviersachen von opus 10 ab bis 151|(2 Etuden für Pianoforte im J. 1852), denen sich später noch andere Verleger, sowie französische anschlossen (siehe die Handbücher von Hofmeister; das Verzeichniß in Pougin's Supplement zu Fétis ist weder vollständig noch sorgsam ausgeführt). Im J. 1885 erblindete H. und ein Comité in Paris veranstaltete eine Sammlung, die ihn vor Nahrungssorgen schützte.
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Literatur
Biographie von Niggli in der Schweiz. Musikzeitung, Zürich 1888, S. 140 ff. — H. Barbedette, Etudes sur les artistes contemporains. St. Heller, sa vie et ses œoeuvres. Paris 1876. (Bibliotheken Berlin und Dresden.) — Mendel-Reißmann's Lexikon.
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Autor/in
Rob. Eitner. -
Zitierweise
Eitner, Robert, "Heller, Stephen" in: Allgemeine Deutsche Biographie 50 (1905), S. 167-168 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118773852.html#adbcontent