Hansen, Heinrich
- Lebensdaten
- 1861 – 1940
- Geburtsort
- Klockries Kreis Südtondern
- Sterbeort
- Breklum Kreis Husum
- Beruf/Funktion
- lutherischer Theologe ; Theologe ; Pfarrer
- Konfession
- lutherisch
- Normdaten
- GND: 116455802 | OGND | VIAF: 32749006
- Namensvarianten
-
- Hansen, Heinrich
- Hansen, Christoph Heinrich Michael
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Hansen, Heinrich
lutherischer Theologe, * 13.10.1861 Klockries Kreis Südtondern, † 17.4.1940 Breklum Kreis Husum.
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Genealogie
V August (1834–1901), Lehrer in Struckum, S d. Schmieds Michael u. d. Agathe Hansen;
M Joh. Agathe (1832–71), T d. Bauern Hans Feddersen in Schnatebüll u. d. Margarete Cath. Ketelsen;
⚭ Friedrichstadt/Schleswig 1888 Anna (1858–1946), T d. Frdr. Chrstn. Karl Bade (1827–70), Buchdrucker, u. d. Catharine Marg. Metzger;
4 S, 2 T. -
Biographie
H. studierte in Kiel und Erlangen evangelische Theologie und Hebräisch, Syrisch, Arabisch, insbesondere Altes Testament bei A. Klostermann. Seit 1887 wirkte er als Pastor in Schleswig-Holstein, und zwar in Reinfeld, Lindholm, auf der Insel Pellworm, in Kropp und in Olderup bei Husum. 1930 trat er in den Ruhestand und wohnte in Husum, seit 1937 in Breklum. – Tief verwurzelt mit norddeutschem Volkstum, beschäftigte er sich eifrig mit der Geschichte und Volkskunde seiner Heimat; er setzte sich für den Gebrauch der plattdeutschen Sprache in Gottesdienst und Predigt ein, arbeitete an einer plattdeutschen Bibelübersetzung und gab ein plattdeutsches Gesangbuch heraus. Zugleich Humanist, dichtete er eine Reihe von klangschönen lateinischen Hymnen, darunter einen „Hymnus in Sanctam Ecclesiam“.
Durch das Studium der alten lutherischen Theologen, besonders des →Martin Chemnitz, und des katholischen Theologen Johann Adam Möhler wurde H. zu einer evangelisch-katholischen Auffassung von der Kirche geführt. Zum Reformations-Jubiläum 1917 gab er 95 Thesen im Stil der Lutherschen lateinisch und deutsch heraus. Er übte in diesen scharfe Kritik am damaligen Protestantismus wegen des „Abfalls von der Katholizität“, der zur Folge habe „den Abfall vom Glauben an Jesum Christum als wahren Gott und Heiland, ja vom Glauben an den wahren Gott überhaupt“; darum habe „der Protestantismus keinen Grund Jubiläen zu feiern, wohl aber in Sack und Asche Buße zu tun“. Mit dem Vorwurf der „Deformation der Reformation“ gegen den Protestantismus verband H. jedoch den Lobpreis Martin Luthers, der „um die Gesamtkirche soviele Verdienste erworben habe, daß er besser als mancher Andere zu den Heiligen gezählt werden könne“. Auch wandte H. sich gegen den Primat des römischen Papstes. „Überall“ sei die Kirche „reformbedürftig“, überall sei „zur wahren Katholizität zurückzukehren“. „Wenn überall Demut herrschte, wäre ein großer Schritt geschehen, um die Spaltungen in der Kirche einigermaßen zu heilen“.
Diese Thesen gaben den Anstoß zur Gründung der „Hochkirchlichen“ (jetzt „evangelisch-ökumenisch“ sich nennenden) Vereinigung, deren 1. Vorsitzender H. für kurze Zeit wurde. Auch später beschäftigte er sich in Aufsätzen mit den in den Thesen aufgeworfenen Fragen. Er pries die Reformation als ein „reinigendes Gewitter“, das zwar große Zerstörungen angerichtet, aber auch viel Segen für die Gesamtkirche gebracht habe. Er kündigte das Kommen eines „Johanneischen Zeitalters“ an, in welchem das Wertvolle aller Kirchen zusammengefaßt und so die Einigung der ganzen Christenheit angebahnt werde. Zur Wegbereitung für diese Einigung empfahl er die Bildung eines „Johanneischen Ordens“ aus Angehörigen aller Konfessionen. In der Fortsetzung der Linie der großen „katholischen Lutheraner“ (Vilmar, Kliefoth, Löhe, Rocholl) gehört H. zu den bedeutendsten Pionieren sowohl der kirchlichen Erneuerungsbewegung im deutschen Protestantismus wie der kirchlichen Einigungsbewegung.
H. ist der Zeit weit vorausgeeilt. Seine Ideen fanden – abgesehen von den klein gebliebenen Kreisen der Hochkirchlichen Vereinigung – im deutschen Protestantismus kein Echo. Erst in der liturgischen Erneuerungsbewegung und in der Una-Sancta-Bewegung gewannen diese während der nationalsozialistischen Zeit langsam an Boden, obgleich dabei seines Namens kaum gedacht wurde.
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Werke
Die Oden Salomos in dt. Nachdichtungen, 1911;
Lauda Sion Salvatorem, Cantica Latina composita ab Henr. Hansenio, Frankfurt/M. 1913;
Psalmbook, Dat heet Christelige Leeder vör sassische Lüd, 1916, 2. vermehrte Aufl. 1919;
Stimuli et clavi (1917), in: Hochkirche 1, 1919, 8, 1926, 11, 1929, u. in: Eine Hl. Kirche, 1957/58;
Universalkirche, Ein Wort zum Nachdenken an alle Christen, ebd. 16, 1934, S. 67-73;
Johanneisches Za., ebd. 21, 1939, S. 272-83;
Die Ref. in ihrer Bedeutung f. d. ges. (kath.) Kirche, ebd. 22, 1940/41, S. 293-97;
Wodanseck, Eine sonderbare Gesch., 1933 (Roman mit hochkirchl. Tendenz). -
Literatur
P. Schorlemmer, H. H., der Vater d. Hochkirchl. Vereinigung, in: Eine Hl. Kirche 22, 1940/41, S. 281-92 (W-Verz., P, Proben s. lat. u. plattdt. Dichtungen);
K. Minkner, in: Augustana-Bote, 1940, Nr. 9/10. -
Autor/in
Friedrich Heiler -
Zitierweise
Heiler, Friedrich, "Hansen, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 632-633 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116455802.html#ndbcontent