Haller, Paul
- Lebensdaten
- 1882 – 1920
- Geburtsort
- Rein bei Brugg (Aargau, Schweiz)
- Sterbeort
- Zürich
- Beruf/Funktion
- Mundartdichter ; Schriftsteller ; Mundartschriftsteller ; Lehrer ; Pfarrer
- Konfession
- reformiert?
- Normdaten
- GND: 119041952 | OGND | VIAF: 30338319
- Namensvarianten
-
- Haller, Paul
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Haller, Paul
Mundartdichter, * 13.7.1882 Rein bei Brugg (Aargau, Schweiz), † 10.3.1920 Zürich. (evangelisch)
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Genealogie
V Erwin (1840–1911), Pfarrer in R., S d. Friedrich (s. Gen. 1);
M Angelika (1844–1918), T d. Amtmanns Joh. Jak. Schwab;
Vt →Hermann (s. 1); -ledig. -
Biographie
H. studierte seit 1902 Theologie in Basel, Berlin, Marburg und Zürich. Einflußreiche Lehrer waren in Berlin A. Harnack, in Marburg der Ethiker J. G. W. Herrmann und in Zürich Th. Ragatz besonders in sozialer Beziehung. 1906-10 war H. Pfarrer auf der ländlichen Pfarrei Kirchberg bei Aarau, sah sich dann durch innere Gründe (Glaubenszweifel) gezwungen, das geistliche Amt niederzulegen. Hierauf begann er ein zweites Studium an der Universität Zürich in Germanistik, Geschichte und Psychologie und erwarb 1913 mit einer Dissertation über „Pestalozzis Dichtung“ (Druck 1914) den Grad eines Dr. phil. 1913-16 war H. als Lehrer an der evangelischen Lehranstalt in Schiers im Prätigau (Graubünden), einer privaten Schule, und 1916-20 am Aargauischen Lehrerseminar Wettingen bei Baden tätig. – H. fühlte von früh an seine dichterische Begabung. Die ersten Versuche gehen bis ins 12. Jahr zurück. Als Jüngling versuchte er sich auch an historischen Stoffen, ohne jedoch Bleibendes zu schaffen. Erst als Pfarrer auf Kirchberg im Verkehr mit der bäuerlichen Bevölkerung und der Arbeiterschaft fand er, von sozialen Problemen ausgehend, seinen eigensten Ausdruck, angeregt von Pestalozzi und Jeremias Gotthelf. Doch ging er in seinen größeren Dichtungen – im Gegensatz zu beiden – ganz zur Mundart über. 1911/12 entstand „'s Juramareili“, ein Versepos in 12 Gesängen, das dörfliches Leben und seine Probleme und auch die Landschaft der Aare und des Juras gestaltet. In Schiers beendete H. seine einzige hochdeutsche Erzählung, „Unter der Treppe“ (1916), eine Auseinandersetzung mit der kindlichen Psyche. Ferner schrieb er dort sein zweites Hauptwerk, das Mundartschauspiel „Marie und Robert“ (1916, ²1935), das bis heute in der schweizerischen Mundartliteratur unübertroffen ist. Es ist aus H.s persönlichem Erleben entstanden, aber in ländliche Verhältnisse übertragen. Auch in den späteren Lebensjahren schrieb er neben der Mundartdichtung stets noch hochdeutsche Gedichte persönlichen Charakters. Hinzuweisen ist besonders auf die Produktion der letzten drei Lebensjahre, die in der Gesamtausgabe unter dem Titel „Wende“ zusammengefaßt ist. – Während der Wettinger Jahre hatte H. gehofft, seine seelischen Konflikte durch psychoanalytische Behandlung – unter dem Einfluß von C. G. Jung – überwinden zu können. Doch im Herbst 1919 erfolgte plötzlich ein innerer Zusammenbruch, und im März 1920 ging er in den selbstgewählten Tod.
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Werke
Weitere W Gedichte, ges. u. hrsg. v. Erwin Haller (B), 1922;
Ges. Werke, hrsg. v. dems., 1956, ²1965 (P). -
Literatur
Erwin Haller [B], P. H., 1931 (P);
ders., in: Lb. a. d. Aargau 1803-1953, 1953, S. 429-32 (P);
G. Wälchli, P. H., 1946;
HBLS;
Kosch, Lit.-Lex. -
Porträts
Ölgem. v. G. Giacometti, 1918 (im Bes. v. Dr. Erwin Haller, Aarau);
Selbstbildnis (Bleistiftzeichnung), 1919 (ebd.). -
Autor/in
Erwin Haller -
Zitierweise
Haller, Erwin, "Haller, Paul" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 551-552 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119041952.html#ndbcontent