Haberlandt, Michael
- Lebensdaten
- 1860 – 1940
- Geburtsort
- Ungarisch-Altenburg
- Sterbeort
- Wien
- Beruf/Funktion
- Völker- und Volkskundler ; Indologe ; Volkskundler ; Ethnologe ; Schriftsteller ; Orientalist
- Konfession
- evangelisch?
- Normdaten
- GND: 116350725 | OGND | VIAF: 24731173
- Namensvarianten
-
- Haberlandt, Michael
- Gaberland, M.
- Haberlandt, M.
- Schenk, Heinrich
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Haberlandt, Michael
Völkerkundler, Volkskundler, Indologe, * 29.9.1860 Ungarisch-Altenburg, † 14.6.1940 Wien. (evangelisch)
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Genealogie
B →Gottlieb (s. 2);
⚭ Wien 1886 Lola (1865–1944), T d. →Jos. Mallovich (1823–90), Lithograph in W., u. d. Carolina Hofer;
S →Arthur (s. 1), Herbert (* 1904), Prof. d. Mineralogie;
N →Ludwig (s. 3). -
Biographie
H. studierte an der Universität Wien vor allem Indologie (1882 Dr. phil.), trat in die damals neugeschaffene Anthropologisch-ethnographische Abteilung des Naturhistorischen Hofmuseums ein und wurde Kustos. 1892 habilitierte er sich als erster Dozent für Völkerkunde an der Universität Wien (1910 außerordentlicher Professor). In Zusammenarbeit mit seinem Museumskollegen Wilhelm Hein gründete er 1894 den Verein für österreichische Volkskunde. Daraus entwickelten H. und Hein den Plan eines Museums für österreichische Volkskunde, ohne theoretische Grundlagen, aber mit dem ethnologisch geweiteten Blick auf die vielen Sprachnationen der Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Da ein ethnographisches Museum in Budapest bestand, wurde das Hauptgewicht auf die Völker der österreichischen Reichshälfte (Cisleithanien) gelegt. Das Ausstellungsgut, zunächst in einem Saal des Börsegebäudes untergebracht, fand 1917 in dem ehemaligen Gartenpalais Schönborn in gedrängtester Fülle seine Gesamtaufstellung. Zur wissenschaftlichen Bewältigung wurde seit 1895 die Zeitschrift für österreichische Volkskunde herausgegeben, dann besonders das Tafelwerk „Österreichische Volkskunst“ (1911). Die Sammlungen wurden im Sinn der von H. entwickelten „Vergleichenden Volkskunde“ über Österreich hinaus auf verschiedene Teile Mittel-, West-, Süd- und Nord-Europas (Schweiz, Bretagne, Italien, Skandinavien) ausgeweitet. Es handelte sich um die größte Vergleichssammlung unter allen europäischen Volkskundemuseen. Die Auswahl (zum großen Teil aus dem Antiquitätenhandel stammend) erfolgte mit besonderem Hinblick auf künstlerische Qualitäten des Materials (spezielle Anwendung des damals neugeschaffenen Begriffes Volkskunst). Ältere österreichische Bestrebungen wurden weitergeführt,|Hausfleiß und Hausindustrie (Spielzeugherstellung, Grödner Ware, Hafnerkeramik) der Volkskunst einzugliedern und durch Reihenbestände zu erschließen. Die Sammeltätigkeit wurde auf den nördlichen Balkan mit besonderer Berücksichtigung von Bosnien und der Herzegowina und während des 1. Weltkrieges noch auf Montenegro und Albanien, vor allem durch organisierte Feldsammlung unter Leopold Forster und H.s Sohn Arthur, ausgedehnt. H. hat mit einem wahren Fanatismus das ihm einzigartig wichtig erscheinende Gebiet unter Einbeziehung ethnographischer und ästhetischer Interessen zu sammeln unternommen. Vielfach ganz auf sich gestellt, mit meist sehr geringen Mitteln von privaten Gönnern ausgestattet, hat er für den Staat ein ganzes Museum zusammengetragen, auf dessen Vorbild und Anregung sämtliche anderen Volkskundemuseen Österreichs und der Balkanhalbinsel zurückgehen. Sein Lebenswerk war weitgehend auf dem Glauben an die Lebensfähigkeit einer durch den Thronfolger Franz Ferdinand zu erneuernden Monarchie aufgebaut. Der Zusammenbruch von 1918 hat einem guten Teil seiner musealen Arbeit das ursprüngliche Konzept, nicht aber die wissenschaftliche Bedeutung genommen, dafür war die Fülle des gesammelten Vergleichsmaterials bereits zu groß.
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Werke
Weitere W u. a. Indische Legenden, 1885;
Der altind. Geist, 1887;
Völkerkde., 1898;
Vasantasena, 1893 (Übers.);
Die Hauptliteraturen d. Orients, 1902;
Dacakumaracaritam, 1903 (Übers.);
Österr. Volkskunst, 2 Bde., 1910-14;
Einführung in d. Volkskde., 1924;
Die Völker Europas, in: Buschans Völkerkde. III, 1926. - Hrsg.: Werke d. Volkskunst, 3 Bde., 1912-17;
Österreich, sein Land u. Volk u. s. Kultur, 1927. - Ästhet. Schrr.:
Kultur im Alltag, 1900;
Die Welt als Schönheit, 1904;
Erinnerungen an Hugo Wolf, 1904, ²1911. -
Literatur
L. Radermacher, in: FF 16, 1940, S. 311 f.;
E. Oberhummer, in: Gedenkheft d. Wiener Zs. f. Volkskde. 45, 1940;
E. Oberhummer, in: Alm. d. Ak. d. Wiss. Wien, 1941, S. 322-28;
Leop. Schmidt, Das Österr. Mus. f. Volkskde., 1960;
ÖBL. -
Porträts
Büste v. F. Seifert, 1911 (Wien, Österr. Mus. f. Volkskde.).
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Autor/in
Leopold Schmidt -
Zitierweise
Schmidt, Leopold, "Haberlandt, Michael" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 395-396 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116350725.html#ndbcontent