Quandt, Günther
- Lebensdaten
- 1881 – 1954
- Geburtsort
- Pritzwalk (Mark)
- Sterbeort
- Kairo
- Beruf/Funktion
- Textilindustrieller ; Unternehmer
- Konfession
- keine Angabe
- Normdaten
- GND: 124997821 | OGND | VIAF: 45250306
- Namensvarianten
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- Quandt, Günther
- Quandt, Günther
- Quandt, Günter
- Quandt, Günter
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Quandt, Günther
Industrieller, * 28.7.1881 Pritzwalk (Mark), † 30.12.1954 Kairo. (evangelisch)
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Genealogie
Aus Seilermeisterfam.;
V →Emil (1849–1925), Textilfabr. in P., S d. Friedrich Wilhelm (1806–55) u. d. Henriette N. N. († 1879);
M Hedwig (1855–1933), T d. Ludwig Draeger, Textilfabr., in P., u. d. Friederike N. N.;
B Gerhard, Textilfabr., →Werner (* 1884), Dr. E. h., Textil- u. Kalifabr., seit 1909 Mitinh. d. Tuchfabriken „Gebr. Draeger, Pritzwalk“. (s. Wenzel);
Schw Edith (⚭ Fritz Paul, Textilfabr. In Wittstock);
– ⚭ 1) 1906 Antonie (1884–1918 ?), T d. Landmaschinenfabr. Fritz Ewald, 2) 1921 (⚮ 1929) →Magda (1901–45, kath., seit 1920 ev., ⚭ 2] →Joseph Goebbels, 1897–1945. Propagandamin., s. NDB VI), Dienstmädchen (s. A. Klabunde, Magda Goebbels, 1999), T d. Dienstmädchens Auguste Bohrend († nach 1952, ⚭ 1902-41] Oskar Rietschel, Dipl.-Ing. in Berlin u. Belgien, 2] Max Friedländer), Adoptiv-T d. Max Friedländer, 1920 v. Oskar Rietschel als T anerkannt;
2 S aus 1) Hellmut (1908–27), →Herbert (s. 2), Saus 2) →Harald (1921–67 Flugzeugabsturz, ⚭ Inge Bandekow);
E Katarina Rosenblatt-Q., Gabriele Langenscheidt-Q. -
Biographie
Q. besuchte die Pritzwalker Mittelschule, seit 1896 die Luisenstädtische Oberrealschule in Berlin. Seit 1899 erlernte er in der Tuchfabrik des Vaters die Unternehmensführung, seit 1900 an der „Preuß. Höheren Fachschule für Textilindustrie“, Aachen. Als Anfang 1901 der Vater das Wittstocker Konkurrenzunternehmen Wegener aufkaufte, wurde Q. zu dessen Leitung herangezogen. Seit 1909 war er offiziell Mitinhaber der Tuchfabriken „Gebr. Draeger, Pritzwalk“, und „F. W. Wegener“. Zusammen mit der Beteiligung an der Wollfabrik des Schwagers Fritz Paul seit 1911 wurden Quandt-Draeger-Wegener-Paul zur zweitgrößten Gruppe innerhalb der 1912 gegründeten „Interessengemeinschaft der Wollindustrie“, aus der später die „Materialbeschaffungs-GmbH“ (MABEG) und die „Tuchverkaufsstelle GmbH“ hervorgingen. Q. wurde deren Vorsitzender. Auf Drängen des preuß. Kriegsministeriums wurde durch diese Gesellschaften am 9.8.1914 die „Kriegswollbedarf AG“, später „Reichswolle AG“ gegründet, zu deren Leitung Q. nach Berlin umzog. Nach Kriegsende ließ er sich in Neubabelsberg nieder. Die Wollfabriken der Familie führte sein Bruder Werner.
Mit dem Kriegsende begannen der Ankauf industrieller Vermögenswerte und Q.s Tätigkeit in verschiedenen Aufsichtsräten, u. a. bei seinem Hauptversicherer „Gerling-Konzern Allgemeine AG“. 1919/20 war er Leiter des „Dt. Tuchsyndikats“ und 1919-22 Referent für die Textilbewirtschaftung im Reichswirtschaftsministerium und in der Reichsstelle für Textilwissenschaft. In der Inflationszeit konzentrierte er seinen Aktienbesitz in der Steinkohle-, Braunkohle- und Kaliindustrie (Wintershall AG) und bei der „Accumulatoren-Fabrik AG, Hagen“ (AFA), deren Aufsichtsratsvorsitzender er 1923 wurde. In den Folgejahren, auch während der Weltwirtschaftskrise, vergrößerte Q. die AORG um den führenden Trockenbatteriehersteller „Pertrix Chemische Fabrik AG, Hamburg“ und andere Batteriehersteller. Zusätzlich wurde in den 30er Jahren für die AORG ein Netz von Niederlassungen und Gesellschaften im Ausland aufgebaut. Im Juli 1928 wurde Q. als Aufsichtsratsvorsitzender mit der Sanierung der „Berlin-Karlsruher Industrie-Werke“ (der späteren IWK) beauftragt. Privat widmete Q. sich seit 1929. als ihm nach der Scheidung von seiner Frau Magda das Sorgerecht für den gemeinsamen Sohn Harald entzogen wurde, verstärkt der Ausbildung des zweiten, stark sehbehinderten Sohnes Herbert.
Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme wurde Q. im Mai 1933 ohne Angabe von Gründen festgenommen und für vier Monate inhaftiert. Seine Werke, zumal die IWK, die AFA, die 1936 zu 60% erworbene Chemiefabrik „Byk-Gulden-Werke“ und ein nach 1939 in Posen errichtetes AFA-Werk, wurden auf die Rüstungsgüterproduktion umgestellt. 1937 wurde Q., der seit dem 1.5.1933 NSDAP-Mitglied war, vom Oberbefehlshaber der Luftwaffe zum Wehrwirtschaftsführer ernannt.
Mit Kriegsende war ein Großteil des Konzerns, so die Tuchfabriken in der Priegnitz, Teile der AFA-Werke sowie andere Industriebetriebe und Landgüter der Familie in der Sowjet. Besatzungszone abgeschnitten, die ausländischen Niederlassungen enteignet. Q.,|der sich in Leutstetten bei Starnberg aufhielt, hatte keinen Kontakt mehr zur übrigen Geschäftsführung. Er wurde durch die Alliierten von der Konzernleitung suspendiert und unter Arrest gestellt. Im Juli 1946 als früherer Wehrwirtschaftsführer verhaftet, blieb er bis 20.1.1948 in verschiedenen Internierungslagern (Garmisch, Moosburg, Ludwigsburg, Dachau, zuletzt Garmisch). Die Spruchkammer Starnberg stufte Q. 1948 in die Gruppe IV (Mitläufer) ein; das Urteil wurde von der Berufungskammer für Oberbayern und dem Kassationshof im Bayer. Staatsministerium für Sonderaufgaben 1949 bestätigt. 1948 kehrte Q. an die Firmenspitze zurück, an der in der Zwischenzeit sein Sohn Herbert und der Vorstand (seit 1941) Horst Pavel (1908–84) gestanden hatten. Der Sitz der Hauptverwaltung wurde 1950 nach Frankfurt/M. verlegt, die Fabrikation in Karlsruhe und Hannover konzentriert, die „Dürener Metallwerke“, die „Trockenbatteriewerke Ellwangen“ und die IWK wurden auf Friedenswirtschaft umgestellt. Als Konzernspitze fungierte die „Aktiengesellschaft für Industriebeteiligung“ in Stuttgart-Zuffenhausen. Es gelang Q., seine einflußreiche wirtschaftliche Position, insbesondere auch die zahlreichen Aufsichtsratssitze wiederzubeleben, etwa bei der „Dt. Bank AG“ seit Sept. 1952. Das Testament von 1953 übertrug beiden Söhnen den gesamten Komplex zu gleichem Anteil, wobei Harald die Federführung in den Maschinenbaubetrieben (IWK, Dürener Metallwerke, Keller & Knappich GmbH u. a.), Herbert v. a. die der AFA/Varta-Gruppe, der Wintershall AG und der „Kammgarnspinnerei Stöhr & Co.“ erhielt. Zum 1.4.1954 zog sich Q. aus der aktiven Geschäftsführung der AORG zurück. Er starb während einer Ägypten-Reise in Kairo.|
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Auszeichnungen
Dr.-Ing. E. h. (Bergak. Clausthal 1928);
Ehrenbürger d. Univ. Frankfurt/M. (1951). -
Literatur
F. Haßler u. A. Bihl, 50 J. Dt. Waffen- u. Munitionsfabriken AG, 1939 (P);
K. Pritzkoleit, G. Q., Die Macht des gr. Unbekannten, 1953;
ders., Männer, Mächte, Monopole, 1960, S. 71-99;
In Memoriam G. Q., hg. v. d. Accumulatorenfabrik-AG u. d. Ind.-Werke Karlsruhe AG, red. v. H. H. Bader, 1955 (P);
E. Stockhorst, 5000 Köpfe, Wer war was im Dritten Reich, 1967, ³1998;
Rhdb.;
Wenzel; | -
Quellen
Qu StA München.
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Porträts
Marmorbüste v. A. Breker;
Kreidezeichnung v. A. Schorling. -
Autor/in
Hans Pohl -
Zitierweise
Pohl, Hans, "Quandt, Günther" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 34-35 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124997821.html#ndbcontent