Giech, Carl Graf von
- Lebensdaten
- 1795 – 1863
- Geburtsort
- Thurnau (Oberfranken)
- Sterbeort
- Nürnberg
- Beruf/Funktion
- Politiker ; Jurist ; Abgeordneter
- Konfession
- lutherisch
- Normdaten
- GND: 118967681 | OGND | VIAF: 811748
- Namensvarianten
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- Giech, Franz Friedrich Carl Graf von
- Giech, Carl Graf von
- Giech, Franz Friedrich Carl Graf von
- Giech, Carl von
- Giech, Franz Friedrich Carl von
- Giech, Franz Friedrich Karl von
- Giech, Friedrich Carl von
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- Giech, Franz Friedrich Karl Graf von
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Giech, Franz Friedrich Carl Graf von
Politiker, * 29.10.1795 Thurnau (Oberfranken), † 2.2.1863 Nürnberg. (lutherisch)
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Genealogie
V Karl Chrstn. (1763–1818), auf Th., Buchau u. Wiesentfels, Reichsrat d. Krone Bayern, S d. Karl (1729–79), u. d. Auguste Gfn. v. Erbach-Schönberg;
M Caroline (1766–1836), T d. Karl Heinr. Gf. v. Schönburg-Wechselburg (1729–1815) u. d. Christiane Wilh. Gfn. v. Einsiedel;
Groß-Om →Detlev Carl Gf. v. Einsiedel († 1810), sächs. Min. u. Eisenindustrieller (s. NDB IV);
B →Hermann (1791–1846, ⚭ Henriette [T d. preuß. Staatsmin. Karl Frhr. v. Stein, † 1831]);
⚭ Karlsruhe 1830 Franziska (1813–72, kath. dann luth.), T d. →Ludwig Frhr. v. Bismark (1774–1816), nassau. Oberhofmarschall u. Oberst, u. d. Anna Freiin v. Breidbach - Bürresheim gen. v. Riedt;
1 S, 3 T, u. a. Julia (⚭ Hans Karl Frhr. v. Thüngen, 1851–1926, Reichsrat d. Krone Bayern). -
Biographie
G. bildete sich im bayerischen Verwaltungsdienst zu einer Kapazität im „Administrationsfach“ aus. Seit 1838 bekleidete er das Amt eines Regierungspräsidenten von Mittelfranken, doch sah er sich wegen politischer Differenzen mit dem Innenminister von Abel veranlaßt, schon 1840 seine Entlassung zu nehmen, und zählte dann zu den Häuptern der fränkisch-protestantischen Opposition gegen das System Abel. Seine scharfe Kritik wandte sich zunächst gegen die bayerische Verwaltungspolitik. Die im Druck verbreitete „Darstellung aller Motive, welche in mir den Entschluß hervorgerufen haben, meinen Rücktritt aus dem Dienst Eurer Majestät zu nehmen“ erregte Aufsehen weit über Bayerns Grenzen hinaus. In dem Buch „Ansichten über Staats- und öffentliches Leben“ (1843) suchte G. seine innenpolitischen und administrativen Auffassungen in den Zusammenhang von Geschichte und Zeitgeist zu stellen und in ein System zu bringen. Noch bekannter als diese Veröffentlichungen machten ihn seine konfessionspolitische Publizistik und Aktivität zu Gunsten der von Abel benachteiligten bayerischen Protestanten. Seit dem Sturz Abels 1847 wurde G. wiederholt als Ministerkandidat genannt, doch konnte er, seit 1846 Besitzer der Standesherrschaft, offiziell nur im Rahmen des bayerischen Reichsrates wirken. Dort hat er maßgebend an der Reformgesetzgebung des Jahres 1848, namentlich in Fragen der Ablösung, mitgewirkt. In der Paulskirche schloß er sich dem rechten Zentrum an; er stimmte für das preußische Erbkaisertum. Nach dem Mißlingen der Revolution von 1848 wandte er sich den „Gothaern“ zu, doch hat|er sich später nicht dem Nationalverein, sondern dem großdeutschen Reformverein angeschlossen. Seine Stellungnahme 1848/49 hat ihn König Maximilian II. entfremdet; im Reichsrat zählte er fortan zu einer zahlenmäßig sehr schwachen liberalen Minderheit, und man wird ihm in seinem letzten Jahrzehnt keinen erheblichen politischen Einfluß mehr zubilligen dürfen. Als Sammler und Mäzen, als Förderer der fränkischen Vorgeschichtsforschung, als Freund der Nürnberger nationalliberalen Bourgeoisie und nicht zuletzt als erfolgreicher Mehrer seines Besitzes hat er aber auch in dieser Zeit ein erfülltes Leben geführt. Das von ihm erarbeitete Hausgesetz (herausgegeben von C. F. Gerber, 1858) galt im deutschen Hochadel lange als beispielhaft.
G. ist der Gruppe der liberal-konservativen Aristokraten (deutsche Whigs) zuzuordnen, die im 19. Jahrhundert einen reformerischen Mittelweg einzuschlagen strebten. Als Patriot wie als Verwaltungspolitiker hatte er das Vorbild des Freiherrn vom Stein, Schwiegervater seines Bruders, vor Augen. In der noch nicht ausreichend erforschten Geschichte des deutschen Regionalismus spielte G. durch sein betontes „Frankentum“ eine wichtige Rolle. Er war in seiner Weltanschauung entscheidend durch den Philosophen J. J. Wagner geprägt. In seinen Überzeugungen liberaler Protestant, hat er der Tradition seiner Kirche, ihren organisatorischen Fragen, der Betätigung praktischen Christentums und vor allem dem politischen Schicksal des Protestantismus leidenschaftliche Aufmerksamkeit zugewandt.
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Werke
Weitere W Die Beschwerdevorstellungen d. Mitgll. d. prot. Gen.synoden in Bayern v. J. 1844 u. d. hierauf ergangenen allerhöchsten Entschließungen, 1846 (mit G. Frhr. v. Tucher);
viele kirchenpol. Broschüren u. Aufsätze. -
Literatur
A. Chroust, Ein Kritiker Ludwigs I. v. Bayern, in: Zs. f. bayer. Landesgesch. 13, 1941/42, S. 53-86;
H. Gollwitzer, Gf. C. G., Eine Studie z. pol. Gesch. d. fränk. Protestantismus in Bayern, ebd. 24, 1961, S. 102-62. | -
Quellen
Qu.: Nachlaß im Schloßarchiv Thurnau.
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Porträts
Gem. (Schloß Thurnau, Bibl.);
Gem. v. F. v. Rayski, 1837 (Nürnberg, Städt. Gem.gal.), Abb. in: M. Walter, Ferd. v. Rayski, 1943;
Lith. v. D. Haiz, 1846 (München, Stadtmus., Maillinger Bilderchronik);
Getuschte Kreidezeichnung v. J. Melcher (ebd.). -
Autor/in
Heinz Gollwitzer -
Zitierweise
Gollwitzer, Heinz, "Giech, Carl Graf von" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 370-371 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118967681.html#ndbcontent