Gerland, Heinrich
- Lebensdaten
- 1874 – 1944
- Geburtsort
- Halle/Saale
- Sterbeort
- Jena
- Beruf/Funktion
- Straf- und Prozeßrechtler ; Jurist ; Hochschullehrer ; Politiker
- Konfession
- lutherisch
- Normdaten
- GND: 115593373 | OGND | VIAF: 40111596
- Namensvarianten
-
- Gerland, Heinrich Ernst Karl Balthasar
- Gerland, Heinrich
- Gerland, Heinrich Ernst Karl Balthasar
- Gerland, Heinrich Balthasar
- Gerland, Balthasar
- Gerland, Heinrich B.
- Gerland, Heinrich Ernst Carl Balthasar
Vernetzte Angebote
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Gerland, Heinrich Ernst Karl Balthasar
Straf- und Prozeßrechtler, * 3.4.1874 Halle/Saale, † 28.12.1944 Jena. (lutherisch)
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Genealogie
V →Georg (s. 3);
Ov →Ernst (s. 1);
Vt →Ernst (s. 2);
⚭ Jena 1906 Eva (* 1887), T d. Glasindustriellen →Otto Schott († 1935); kinderlos. -
Biographie
G. brachte seine Jugend und den Großteil seiner Studienzeit in Straßburg im Elsaß zu; seither war er mit W. Kisch, später Professor in München, befreundet. Er promovierte in Straßburg und legte den Vorbereitungsdienst im Elsaß ab. 1902 habilitierte er sich in Jena für Straf- und Prozeßrecht (1906 außerordentlicher, 1910 ordentlicher Professor); 1910-20 war er gleichzeitig Oberlandesgerichtsrat in Jena. Rufe nach Basel und Köln lehnte er ab. Den Schwerpunkt des wissenschaftlichen Werkes von G. bildet die Dogmatik des geltenden Straf- und Prozeßrechts. Sie wurde durch seine Lehrbücher, zahlreiche Monographien, Beiträge zu Festschriften und Zeitschriftenaufsätze gefördert. Dabei beschäftigte er sich eingehend mit den verschiedenen Entwürfen für ein neues Strafgesetzbuch. G. stellte auch die Rechtsvergleichung in den Dienst der Reformarbeit, wie seine Beiträge in der „Vergleichenden Darstellung des deutschen und ausländischen Strafrechts“ (1905-09) beweisen. Langwierige Studien in England machten ihn zum besonderen Kenner der englischen Gerichtsverfassung. Wiederholt setzte er sich in gründlichen Arbeiten für die Reform der juristischen Ausbildung ein. – 1914-18 war er als Offizier im Großen Hauptquartier tätig. Sein starkes politisches Interesse setzte er nach dem Zusammenbruch von 1918 dadurch in die Tat um, daß er zahlreiche politische Artikel in Zeitungen und Zeitschriften veröffentlichte und sich an der Gründung der Deutschen Demokratischen Partei beteiligte, deren stellvertretender Vorsitzender er zeitweise war. 1924 gehörte er dem Reichstag, II. Wahlperiode, als Abgeordneter des Wahlkreises Thüringen an; im gleichen Jahr trat er aus der Deutschen Demokratischen Partei aus. Nach 1933 wurde ihm jede politische Tätigkeit untersagt. Er wurde sofort nach Vollendung des 65. Lebensjahres am 1.10.1939 emeritiert. – Seine besondere Neigung galt der Literatur und der Pflege der Musik. Sein Vortrag: „Schiller und das Recht“ (1933) und sein Aufsatz „Schiller und die Revolution“ (in: Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie 28, 1934, S. 173-83) sowie eigene Dichtungen sind Zeugnisse für diese Liebe zur Dichtkunst. Als langjähriger Vorsitzender der Akademischen Konzertkommission übte er stärksten Einfluß auf das Musikleben in Jena aus.
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Werke
Weitere W u. a. Die engl. Gerichtsvfg., 1910;
Vom Sinn u. Gegensinn d. Lebens, 1914;
Grundfragen d. Strafrechts, 1918, ²1922;
Dt. Reichsstrafrecht, 1922, ²1932;
Der dt. Strafprozeß, 1927;
Die Beziehungen zw. d. Parlament u. d. Gerichten in England, 1928;
Frühlingsliebe u. a. Gedichte, 1928;
Der Rechtsschutz gegen pol. Unehrlichkeit, 1931;
Die Problematik d. gegenwärt. Reformlage im Rechtsstudium an d. dt. Hochschulen, 1931;
Das Requiem v. Mozart, 1938. -
Literatur
E. Kern, in: Juristenztg., 1954, S. 205;
H. v. Weber, in: Zs. f. d. gesamte Strafrechtswiss. 66, 1954, S. 515 ff.;
A. u. E. Fabian, Nachkommen d. Kanzlers Dr. Gregor Brück (1485–1557), in: Dt. Fam.archiv V, 1956, S. 1 ff., bes. S. 30 (mit Nachträgen v. E. Fabian, Zur Brück-Nachkommenforschung I, ebd., S. 235 ff., dass. II, ebd. X, 1958, S. 151 ff.);
H. Schieckel, Die Leipziger Linie d. Fam. Carpzov …, in: Braunschw. Jb. 41, 1960, S. 69 ff., bes. S. 75;
Die Fam.Stiftung Carpzov u. ihr Senioratsarchiv, in: Archival. Zs. 56, 1960, S. 106 ff., bes. S. 111. -
Porträts
Ölbild v. G. Sauter, 1917 (im Bes. v. Frau Eva G.);
Kohlezeichnung v. dems., 1923 (Jena, Univ.). -
Autor/in
Georg Eißer -
Zitierweise
Eißer, Georg, "Gerland, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 306 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd115593373.html#ndbcontent