Bahnsen, Julius
- Lebensdaten
- 1830 – 1881
- Geburtsort
- Tondern
- Sterbeort
- Lauenburg (Pommern)
- Beruf/Funktion
- Philosoph ; Pädagoge ; Oberlehrer
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 118505947 | OGND | VIAF: 120783593
- Namensvarianten
-
- Bahnsen, Julius Friedrich August
- Bahnsen, Julius
- Bahnsen, Julius Friedrich August
- Bahnsen, J. F. A.
- Bahnsen, J.F.A.
- Bahnsen, Julius F. A.
- Bahnsen, Julius F.A.
- Bahnsen, Julius Friedrich
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Bahnsen, Julius Friedrich August
Philosoph, * 30.3.1830 Tondern, † 7.12.1881 Lauenburg (Pommern). (evangelisch)
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Genealogie
V Christian August Bahnsen (1797–1865), Professor und Seminardirektor in Tondern;
Gvv Bahne Bahnsen, Schulhalter;
Gmv Margarethe Böhen;
⚭ Juliane Maria Christine Hansen. -
Biographie
B. begann sein Studium der Philologie und Philosophie 1848 in Kiel, siedelte nach dem Feldzug gegen Dänemark, an dem er teilgenommen hatte, nach Tübingen über, promovierte bei →F. Th. Vischer und war seit 1853 Gymnasiallehrer in Lauenburg. In Umbildung der Lehre Schopenhauers, die den vernunftlosen „Willen“ als Weltgrund bestimmt, schränkt B. die dynamische Substanz auf das wollende Einzelwesen ein, das damit zur Urpotenz der Wirklichkeit wird und eine Welterkenntnis unmöglich macht. Der im blinden Willen angelegte Widerstreit mit sich selbst ist die „realdialektische“ Kernbestimmung des Individuums, und sie bedingt seine Unseligkeit, aus der es keine Erlösung gibt, die vielmehr in jeder Existenz wieder auflebt und von ihr ausgetragen werden muß. – Wenn durch diese pessimistische Wendung zum Willensatomismus der philosophischen Besinnung der Boden entzogen wird, so hat sie gleichwohl die Voraussetzung geschaffen für eine „phänomenologische“ Betrachtung des „Willens in Individualitäten“, die B. in seiner „Charakterologie“ (der Name stammt von B.) als Aufgabe begründet. Wegweisend dafür ist die Unterscheidung zwischen dem „Willen“ als Handlungsimpuls und den „Motiven“ als Auslösungsfaktoren: eine Fragestellung, die seither zum Ansatzpunkt charakterologischer Menschenkunde geworden ist.
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Werke
u. a. Btrr. z. Charakterol. mit bes. Berücksichtigung pädagog. Fragen, 2 Bde., 1867, neu hrsg. v. J. Rudert, 1932; Zum Verhältnis zw. Wille u. Motiv, 1670;
Zur Philosophie d. Gesch., 1871;
Progr. d. Realdialektik v. 1876, veröffentlicht v. A. Ruest in: Bll. f. dt. Philos., Bd. 4, H. 4, 1933, S. 455-74;
Mosaiken u. Silhouetten, 1877, neu hrsg. v. A. Görland, 1931;
Das Tragische als Weltgesetz u. d. Humor als ästhet. Gestalt d. Metaphysik, 1877, neu hrsg. v. A. Ruest, 1931;
Der Widerspruch im Wissen u. Wesen d. Welt, 2 Bde., 1880/81;
Wie ich wurde, was ich ward, hrsg. v. R. Louis, 1905. -
Literatur
P. Fechter, Grundlagen d. Realdialektik, 1906;
ders., J. B. z. seinem 100. Geburtstag, in: Kantstud., Bd. 35, H. 2/3, 1930, S. 195-205 (P); H. Leiste, Die Charakterol. v. J. B., 1928; H. Schopf, J. F. A. B., 1930;
A. Ruest, J. B., in: Jb. d. Schopenhauerges. 19, 1932, S. 165-204;
Th. Hein, J. B.-Bibliogr. 1932 (unvollst.); H. Kern, J. B.s trag. Weltsicht, 1942;
H. J. Heydorn, J. B., 1952 (vollst. W-Verz., L, P). -
Autor/in
August Vetter -
Zitierweise
Vetter, August, "Bahnsen, Julius" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 540 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118505947.html#ndbcontent