Frankfurter, Philipp
- Lebensdaten
- gestorben 2. Hälfte 15. Jahrhundert
- Beruf/Funktion
- Schwankdichter ; Schriftsteller
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 104256133 | OGND | VIAF: 15203247
- Namensvarianten
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- Frankfurter, Philipp
- Franckfuerter zu Wien, Villip
- Franckfuerter, Villip
- Franckfurdter, Philipp
- Franckfurter, Phillip
- Frankfurter, Philipp F.
- Frankfurter, Philippe
- Philipp, Frankfurter
- Phillip, Frankfurter zu Wien
- Villip, Franckfuerter
- Wien, Villip Franckfuerter zu
- Frankfurther, Philipp
- Franckfuerther zu Wien, Villip
- Franckfuerther, Villip
- Franckfurdther, Philipp
- Franckfurther, Phillip
- Frankfurther, Philipp F.
- Frankfurther, Philippe
- Philipp, Frankfurther
- Phillip, Frankfurther zu Wien
- Villip, Franckfuerther
- Wien, Villip Franckfuerther zu
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Frankfurter, Philipp
Schwankdichter, 2. Hälfte 15. Jahrhundert
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Biographie
F.s Schwanksammlung „Die Geschichte des Pfarrers von Kalenberg“ rankt sich um einen
historischen Pfarrer des am Fuße des früheren Kahlenberges (seit 17. Jahrhundert: „Leopoldsberg“ bei Wien) liegenden Dorfes, Gundaker von Thernberg, der zur Zeit Ottos des Fröhlichen († 1339) lebte, später Pfarrer von Kirchberg am Wechsel war, in Prigglitz starb und im Zisterzienserkloster Lilienfeld¶ eine Gedächtnistafel hat. An diese eigenwillige Persönlichkeit knüpften sich wohl zunächst reine Bauernschwänke, die die Überlegenheit des Dorfpfarrers über seine Bauern zeigen und mit der dörflichen Sphäre eines Neidhart von Reuenthal harmonisieren. Dann aber zog diese Gestalt auch Schwänke aus der Sphäre des Passauer Bistums, zu dem Kahlenbergerdorf früher gehörte, an sich sowie Hofschwänke mit dem einfachen Wortwitz höfischer Spaßmacher und wurde zum Schwankhelden schlechthin wie der Pfaffe Amis. – F. hat diese volksläufigen Schwänke zum ersten Male schriftlich fixiert, zusammengestellt und, wie der Vers 2180 sagt, „zu Reimen gemacht“. Er erzählt gewandt und lebendig in österreichisch gefärbter Sprache, und zwar schrieb er wahrscheinlich circa 1460-70 für den Druck, der zunächst 1473 in Augsburg erfolgte (3 weitere Drucke 1490 in Nürnberg u. Heidelberg). Zahlreiche Nachdrucke und auch Übersetzungen ins Niederdeutsche, Niederländische und Englische erweisen die Beliebtheit dieser Schwanksammlung. Geschrieben wurde sie wohl zu Wien (Vers 2179), jedoch ist F. urkundlich nicht nachweisbar, war also nicht begütert. Er zeigt liturgische Einzelkenntnisse, die wenigstens die Bildung eines niederen Geistlichen voraussetzen. Seine Verwandtschaft mit Bartholomäus Frankfurter Pannonus, der 1516 in Wien schriftstellerte, bleibt ebenso ungewiß wie die mit einem 1385 in Wien graduierten Johannes de Francofordia.
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Werke
Krit. Textausg., hrsg. v. V. Dollmayr, 1906, = Neudrucke dt. Lit.werke d. 16. u. 17. Jh., 212-14.
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Literatur
ADB VII;
E. Schröder, Pfarrer vom Kalenberg u. Neithart Fuchs, in: Zs. f. dt. Altertum 73, 1936, S. 49-56;
H. Maschek, ebd., S. 33-46;
ders., in: Vf.-Lex. d. MA III, Sp. 872-75 (unter Pfarrer v. Kalenberg, L). -
Autor/in
Hellmut Rosenfeld -
Zitierweise
Rosenfeld, Hellmut, "Frankfurter, Philipp" in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 351 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104256133.html#ndbcontent
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Frankfurter, Philipp
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Biographie
Frankfurter: Philipp F., Schwankdichter, lebte zu Wien und verfaßte am Ende des 14. Jahrh. das Schwankbuch „Der Pfaff von Kalenberg“. Anlehnend an den Pfaffen Amis des Strickers (13. Jahrh.) erzählt er darin die Streiche des Kalenberger Pfaffen Weigand von Dewin (Theben bei Wien), der im Dienste des Herzogs Otto des Fröhlichen († 1339) stand. Ohne Frage liegen historische Beziehungen zu Grunde, sie sind aber mit altüberlieferten und aus der Fremde importirten Schwänken vermischt, die sich an die Persönlichkeit des genannten Pfaffen anlehnten. Derselbe kommt als Student an den Hof Ottos, dem er einen großen Fisch zum Geschenke machen will. Der Thürhüter läßt ihn jedoch nur unter der Bedingung ein, daß er die vom Herzog ihm werdende Belohnung mit ihm theile. Der Student erbittet sich vom Herzog als Belohnung eine Tracht Prügel aus, von denen dann der Thürhüter die Hälfte bekommt; er aber erhält von dem Herzog für seinen Witz die Pfarre von Kalenberg. Mit seinen Bauern erlaubt er sich nun allerlei Späße und Foppereien, wobei die Religion und Kirche nicht im mindesten geschont wird; vom Wein erhitzt, heizt er mit den hölzernen Aposteln der Kirche ein und entweiht den Altar|mit seinen derben und rohen Späßen. Das Zotenhaste spielt darin eine nicht unbedeutende Rolle. Zuletzt wird er zum förmlichen Hofnarren an Ottos Hofe und treibt hier dieselben Derbheiten wie auf seinem Dorfe. Gerade diese Derbheit aber empfahl das Werk dem 15. und 16. Jahrhundert und daher begreift sich dessen Beliebtheit, die aus den zahlreichen Drucken und Anspielungen sich ergibt. Daß sich keine Handschrift erhalten hat, ist nicht etwa ein Zeichen geringer Verbreitung, sondern erklärt sich vielmehr daraus, daß die vorhanden gewesenen Abschriften durch vielen Gebrauch untergingen. Der älteste Druck (o. O. u. J.) gehört noch dem 15. Jahrhundert an; der nächstälteste ist der Frankfurter von 1550, an welchen sich noch zwei des 16. und vier des 17. Jahrhunderts (Goedeke, Grundriß, S. 117) anschließen. Die älteste Erwähnung ist die in Brant's Narrenschiff, und von da an finden wir ihn sehr häufig in beinahe sprichwörtlicher Weise erwähnt, wie Eulenspiegel u. a. Erneuert ist das Buch durch F. H. v. d. Hagen in seinem „Narrenbuch“, Berlin 1811.
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Autor/in
K. Bartsch. -
Zitierweise
Bartsch, Karl, "Frankfurter, Philipp" in: Allgemeine Deutsche Biographie 7 (1878), S. 271-272 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104256133.html#adbcontent