Weninger, Margarete (verheiratete)
- Lebensdaten
- 1896 – 1987
- Geburtsort
- Wien
- Sterbeort
- Wien
- Beruf/Funktion
- Anthropologin
- Konfession
- jüdisch
- Namensvarianten
-
- Taubert, Margarete (geborene)
- Weninger, Margarete (verheiratete)
- weninger, margarete
- Taubert, Margarete (geborene)
- taubert, margarete
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Weninger, geborene Taubert, Margarete
Anthropologin, * 6.2.1896 Wien, † 14.10.1987 Wien, ⚰ Wien, Friedhof Gersthof. (jüdisch)
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Genealogie
V →Wilhelm Taubert (1870–1939), aus Prag, Anzeigenred. d. Arb.-Ztg. in W., S d. Maximilian u. d. Babette Taubeles, beide in Prag;
M →Jenny Grünwald (1872–1942 in Wien, Opfer d. Shoa), Schneiderin;
Schw Hedwig Taubert (* 1900, Opfer d. Shoa);
– ⚭ Wien 1928 →Josef Weninger (1886–1959), 1918–27 Konservator im Bundesdenkmalamt in W., 1927 ao., 1933–38 u. 1945–55 o. Prof. f. Anthropol. in W., Leiter d. Anthropol. Inst., 1937–38 u. erneut ab 1945 korr. Mitgl. d. Österr. Ak. d. Wiss., Ehrenpräs. d. Ver. f. österr. Volkskde. (s. Personenlex. Drittes Reich; Die Ak. d. Wiss. Wien 1938 bis 1945; Personenlex. österr. Denkmalpflege; W), S e. Kaufm. in Salzburg. -
Biographie
Nach der Matura 1915 studierte W. zuerst Germanistik und Klassische Philologie, seit 1916 / 17 Geographie und Anthropologie an der Univ. Wien, wo sie 1921 bei dem Anthropologen →Rudolf Pöch (1879–1921) zum Dr. phil. promoviert wurde. Anschließend war sie bis 1924 als Volontärin tätig, arbeitete eng mit Pöchs Assistenten →Josef Weninger zusammen und war seit 1928 unbesoldete wissenschaftliche Hilfskraft an der neu eingerichteten Lehrkanzel für Anthropologie. Nach der Annexion Österreichs 1938 wurde W. als „Volljüdin“ gemäß Nürnberger Rassengesetzen mit Berufs- und Publikationsverbort belegt, überlebte jedoch die NS-Zeit aufgrund ihrer privilegierten „Mischehe“. 1945 nahm sie ihre Forschungstätigkeit am Anthropologischen Institut der Univ. Wien wieder auf. Sie habilitierte sich 1948, wurde 1956 zur ao.|Professorin für Anthropologie und Humangenetik ernannt und lehrte hier bis 1971.
W.s anthropologische Tätigkeit ist eng mit dem Aufbau der „Wiener Schule der Anthropologie“ verknüpft; diese bildet eine rassentheoretische Forschungstradition, die sich mit der kath. „Wiener Schule für Völkerkunde“ verbindet und von der NS-Rassenideologie abgrenzt. W. war an der Erstellung morphologischer Schemata für die rassenkundliche Klassifikation der Weichteile des Gesichts ebenso beteiligt wie an den genetischen Forschungen am Institut, in deren Rahmen sie sich auf die Daktyloskopie spezialisierte. Nur über letztere publizierte sie unter eigenem Namen, trat jedoch sonst gemäß eigener Aussage „wegen ihrer Abstammung … als Autorin nicht in Erscheinung“ (Winkler, 1986, S. 29). In den 1950er Jahren wandte W. sich neben der Frage der in Österreich dominierenden „Rasse/n“ verstärkt Problemstellungen auf Basis von anthropometrischen Daten zu, die von den Vertretern der „Wiener Schule der Völkerkunde“ bei ethnischen Gruppen gesammelt worden waren, die als „Altvölker“ bzw. kleinwüchsige Angehörige einer „Urkultur“ klassifiziert wurden. In den 1960er Jahren führten sie Forschungsaufenthalte zur Sammlung anthropometrischer Daten auf die Kanarischen Inseln (1962), nach Angola (1964) und Mosambik (1967). In Österreich wenig beachtet, besaß W. aufgrund ihrer für die Gerichtsmedizin und forensische Anthropologie relevanten Arbeiten insbesondere über Dermatoglyphik bzw. Daktyloskopie internationale Reputation.
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Auszeichnungen
|Mitgl. d. Wiener Anthropol. Ges. (1920, Vizepräs. 1969–87), d. Anthropol. Ges. d. Slowak. Ak. d. Wiss., d. Permanent Council of the Internat. Congress of Anthropological and Ethnological Sciences, d. Ges. f. Anthropol. u. Humangenetik;
Ehrenmitgl. d. Royal Anthropological Inst. of Great Britain and Ireland;
o. Board Member d. European Soc. of Human Genetics;
korr. Mitgl d. Soc. di Geografia di Lisboa;
Ehrenpräs. d. Internat. Dermatoglyphics Ass. -
Werke
|Aus d. Frühzeit d. Menschheit, 1948;
Phys.-anthropol. Unterss. an einigen Stämmen Zentralindiens, 1952;
Anthropol. Beobachtungen an Georgiern (Transkaukasien), 1959 (mit Josef Weninger);
Die Rassengesch. Österr., 1978;
– W-Verz. in: Mitt. d. Anthropol. Ges. in Wien 107, 1977, S. 2–7 (Btrr. 1930–76) u. ebd. 116, 1986, S. 3 f. (Btrr. 1976–86). -
Literatur
|E.-M. Winkler, Ein Leben f. d. Wiss. v. Menschen, M. W. z. 90. Geb.tag, in: Mitt. d. Anthropol. Ges. in Wien 116, 1986, S. 1–3 (P);
H. Seidler, ebd. 117, 1987, S. 179–82 (P);
G. Hauser, in: Anthropol. Anz. 46, 1988, S. 277;
Kürschner, Gel.-Kal. 1966, 1971 u. 1987;
Wissenschafterinnen Österr. (P). -
Autor/in
Brigitte Fuchs -
Zitierweise
Fuchs, Brigitte, "Weninger, Margarete" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 784-785 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz140477.html#ndbcontent