Wannagat, Georg
- Lebensdaten
- 1916 – 2006
- Geburtsort
- Brzeziny (preußische Provinz Posen, heute Woiwodschaft Łódź )
- Sterbeort
- Kassel
- Beruf/Funktion
- Jurist
- Konfession
- evangelisch
- Namensvarianten
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- Wannagat Georg Paul
- Wannagat, Georg
- Wannagat Georg Paul
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Wannagat, Georg Paul
Jurist, * 26.6.1916 Brzeziny (preußische Provinz Posen, heute Woiwodschaft Łódź ), † 7.9.2006 Kassel, ⚰ Kassel. (evangelisch)
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Genealogie
V →Albert Ludwig (1874–1957), aus Mariampol (Gouvernement Suwałki, später Litauen), Pfarrer 1907–13 in Iłow, 1913–24 in B., 1924–40 an St. Trinitats in Ł., zuletzt in Stuttgart (s. L);
M Lucie Jahn († 1968), Vf. e. Romans „Spiel d. Schicksals“;
B Leo (1912–2003, ⚭ Alina Weigle, 1920–2000), Dr. med., Onkol., bis 1977 Chefarzt d. Stoffwechselklinik in Bad Mergentheim, später Rehaklinik Ob der Tauber, Medaille d. Univ. Ulm (1989); BVK (1978);
Schw Stella Römer, im Ger.wesen tätig;
– ⚭ Margot Amos (1924–2012);
1 S Claus-Christoph, 1 T Ingrid (* 1951, ⚭ Wolfgang Tischbirek, * 1950, LL. M., Jur., Steuerberater, RA u. a. in Frankfurt/M. u. Berlin), Dr. iur., Vors. Richterin am Verw.ger. Darmstadt. -
Biographie
W. lebte in seiner Kindheit und Jugend in Polen. Nach dem Abitur studierte er in Warschau Rechtswissenschaften und legte hier 1939 das 1. iur. Staatsexamen ab. Den Referendardienst absolvierte er in Neuruppin (2. iur. Staatsprüfung 1943), 1948 wurde er in Erlangen zum Dr. iur. promoviert. Nach Tätigkeiten in der Kommunalverwaltung in Bayreuth (1945–47) und danach in der Anwaltschaft war er 1952–54 Vorsitzender einer Kammer des Oberversicherungsamts Stuttgart, anschließend Referent im baden-württ. Arbeitsministerium. 1954 zum Landessozialgerichtsrat ernannt und als Referent an das baden-württ. Arbeitsministerium abgeordnet, leitete er in dieser Zeit im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Sozialordnung auch die dt. Delegation in der Dt.-Franz. Kommission für die soziale Sicherung der Grenzgänger. 1957 wurde er Senatspräsident am Landessozialgericht Stuttgart. 1962 folgte die Wahl zum Präsidenten des Landessozialgerichts Hessen und 1969 zum Präsidenten des Bundessozialgerichts, die umstritten war und mit nur einer Stimme Mehrheit im Richterwahlausschuß erfolgte, weil sich der Präsidialrat des Bundessozialgerichts für den dort wirkenden →Kurt Brackmann (1912–92), späterer Vizepräsident, ausgesprochen hatte. W. hatte das Präsidentenamt bis zu seiner Pensionierung 1984 inne.
W. förderte die Einführung der elektronischen Datenverarbeitung in der Rechtsprechung (Datenbank „juris“) und die Weiterbildung der Richterschaft (Richterwoche). Aus seinem Lehrauftrag an der Univ. Tübingen (Hon.prof. 1964) ging sein „Lehrbuch des Sozialversicherungsrechts“ (1965) hervor, die erste umfassende und primär an Grundfragen ausgerichtete Darstellung dieser Materie nach dem 2. Weltkrieg. Seit 1967 nahm er einen Lehrauftrag an der Univ. Frankfurt/M. wahr. 1965 gehörte er mit →Walter Bogs (1899–1991) und →Hans F. Zacher (1928–2015) zu den Gründern des Deutschen Sozialgerichtsverbands zur wissenschaftlichen Bearbeitung des Sozialrechts, dessen Vorsitz er 1965–87 innehatte (anschließend Ehrenvors.). Als Präsident des Bundessozialgerichts war er Mitinitiator des 1980 aus der 1976 gegründeten Projektgruppe für Internationales und Vergleichendes Sozialrecht hervorgegangenen MPI für Ausländisches und Internationales Sozialrecht in München und 1980–90 Vorsitzender von dessen Fachbeirat und Kuratorium (1990 Ehrenvors.).
W. setzte sich auch dafür ein, das Sozialrecht an den jur. Fakultäten als Fachrichtung zu etablieren und gab einen umfassenden Kommentar zum Sozialgesetzbuch (seit 1977) heraus. Neben seinen dienstlichen Funktionen nahm er viele Ehrenämter wahr, namentlich in Sozialbeirat, Dt. Anwaltsakademie, Ev. Akademie Hofgeismar, Ev. Landessynode Hessen und Gesetzeskommissionen unterschiedlicher Ausrichtung und Zielsetzung.
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Auszeichnungen
|Goldene Ehrennadel d. VdK;
Gr. BVK mit Stern u. Schulterbd. (1984);
Wappenring d. Stadt Kassel (1984);
Goldene Ehrenmedaille d. Bundes d. Kriegsblinden Dtld.s (1984);
Gr. Goldenes Ehrenzeichen m. d. Stern d. Rep. Österr. (1984);
Ehrenschild d. Reichsbundes d. Kriegsopfer, Behinderten, Soz.rentner u. Hinterbliebenen (1984);
Ehrensenator d. Univ. Gesamthochschule Kassel (1993);
Heinrich-Lünendonck-Medaille (1993). -
Werke
|u. a. Der Verschuldensbegriff im dt. Recht d. soz. Sicherheit, in: Schweizer. Zs. f. Soz.vers. 14, 1970, S. 85–105;
Das vernachlässigte Soz.recht in d. jur. Ausbildung, 1980;
zahlr. Btrr. z. Sammelwerken u. wiss. Zss., u. a.: Der Anwendungsbereich d. öff.rechtl. Vertrages im Soz.vers.recht, in: NJW, 1961, S.1191–96;
Soz. Besitzstand, ähnl. d. herkömml. bürgerl.-rechtl., im soz. Rechtsstaat, in: Soz. Sicherheit 1966, S. 129–32;
Soz. Sicherheit, Ein Erfordernis unserer Zeit, in: Vers.-Rdsch. (Wien) 1973, S. 304–15;
– Hg.: Kassel als Stadt d. Jur. (Juristinnen) u. d. Gerichte in ihrer tausendj. Gesch., 1990;
– Mithg.: Die Soz.ger.barkeit (1965);
Jb. d. Soz.rechts d. Gegenwart (seit 1979). -
Literatur
| W. Gitter (Hg.), Im Dienst d. Soz.rechts, FS f. G. W. z. 65. Geb.tag am 26. Juni 1981, 1981 (W-Verz., S. 763–76);
H. F. Zacher, G. W. z. seinem bes. Geb.tag, in: Die Soz.ger.barkeit, 2006, H. 6, S. 329–33;
H. Reiter, G. W., Der „Erfinder“ d. Richterwoche d. BSG, ebd., S. 333–35;
M. v. Wulffen, Dienst am soz. Rechtsstaat, Zum 90. Geb.tag v. G. W., ebd., S. 338–40;
E. Eichenhofer, Begegnungen mit G. W., ebd., S. 340–43;
ders., in: Jur.Ztg., 2006, S. 1061;
ders., Erstes J.zehnt Bundessoz.ger., Kriegsfolgen u. gerichtsfeste Soz.verw., in: Ch. Fischer u. W. Pauly (Hg.), Höchstrichterl. Rechtsprechung in d. frühen Bundesrep., 2015, S. 263–83;
Munzinger;
Kürschner, Gel.-Kal. 2007;
– zu Albert Ludwig: E. Kneifel, Das Werden u. Wachsen d. Ev.-Augsburg. Kirche in Polen 1517–1939, 1988, S. 128 f. -
Autor/in
Eberhard Eichenhofer -
Zitierweise
Eichenhofer, Eberhard, "Wannagat, Georg" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 409-410 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz138986.html#ndbcontent