Wagner, Hans
- Lebensdaten
- 1910 – 1985
- Geburtsort
- Wien
- Sterbeort
- Konstanz
- Beruf/Funktion
- Chemiker
- Konfession
- katholisch
- Namensvarianten
-
- Wagner, Johann
- Wagner, Hans
- Wagner, Johann
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Wagner, Johann (Hans)
Chemiker, * 24.12.1910 Wien, † 19.11.1985 Konstanz. (katholisch)
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Genealogie
V Johann, um 1938 Geschäftsführer d. österr. Spiritusstelle in W., Reg.rat;
M N. N.;
⚭ Frankfurt/M. 1939 →Helga Putsch, Med.;
2 S Hans Helmut (* 1945), Martin (* 1954), 1 T Helga (* 1940). -
Biographie
Nach der Matura an der Realschule im XIX. Wiener Bezirk (Döbling) 1928 studierte W. Chemie an der TH Wien (1933 Dipl.-Ing.). Es folgte eine siebenmonatige Tätigkeit als Chemiker in einer niederösterr. Spiritusfabrik. 1934 kehrte er als Assistent an den Lehrstuhl für Elektrochemie an die TH Wien zurück, wo er 1936 bei Friedrich Böck (1876–1958) und →Hermann Suida (1887–1973) mit der Arbeit „Über die Bestandteile einer wasserlöslichen Fraktion des Buchenholzteeres“ zum Dr. techn. promoviert wurde. Im Febr. 1937 trat W. in die Forschungsabteilung der Aktiengesellschaft Dt. Gold- und Silber-Scheideanstalt vormals Roessler (seit 1980 Degussa AG) in Mainz-Mombach ein; seit Nov. 1937 arbeitete er im neuen Forschungslabor für organische Chemie in Frankfurt/M. Mit dessen kriegsbedingter Verlagerung in das Werk Konstanz zog W. 1944 an den Bodensee. Seit März 1949 Werksleiter, gelang es ihm, durch ein erfolgreiches Alkohol-Raffinationsgeschäft jene Forschung zu finanzieren, die den Weiterbestand des Werks sicherte. Daneben war W. 1956–60 Technisches Vorstandsmitglied der „Chemischen Fabrik Grünau AG“ in Illertissen, einer Tochtergesellschaft der Degussa. 1969–71 wurde er zusätzlich mit der kommissarischen Leitung des Werks in Mainz-Mombach betraut. Ende 1975 ging W. in den Ruhestand und wirkte dann ein Jahr als freier Mitarbeiter in beratender Funktion in Konstanz.
Für den Erhalt des Konstanzer Standorts war die Entwicklung eines Herstellungsverfahrens der Aminosäure Methionin aus Acrolein entscheidend, die W. 1947 / 48 mit den Chemikern →Werner Schwarze (1913–2007) und Hermann Schulz (1902–87) erarbeitete. Bereits seit 1937 hatte W. mit Schulz eine neue Synthese zur Herstellung von Acrolein aus Formaldehyd und Acetaldehyd entwickelt und war maßgeblich an der Errichtung einer ersten Acrolein-Anlage in MMainz-Mombach|beteiligt, die mit einer Kapazität von 10 Monatstonnen 1942 in Betrieb ging. Dieses Acrolein-Verfahren legte die Basis für das Methionin-Geschäft der Degussa. 1950 nahm die Degussa in Konstanz die erste europ. Methionin-Produktion in Betrieb, die bis zu ihrer Stillegung 1975 nach dem Acrolein-Verfahren arbeitete. Methionin, ursprünglich von Degussa für den Einsatz im pharmazeutischen Bereich vorgesehen, wurde seit den 1950er Jahren zu einem Erfolgsprodukt v. a. in der Tierernährung. Seit 1950 entwickelte W., dessen Stärke darin lag, eine Idee bis zur erfolgreichen Produktion zu verfolgen, Synthesen für Methionin-Folgeverbindungen und für andere Aminosäuren sowie zwischen 1969 und 1974 ein neues Karbonat-Verfahren für die Methionin-Produktionen der Degussa in Wesseling, Antwerpen (Belgien) und Mobile (Alabama, USA). Zudem errichtete er 1961 / 62 in Konstanz eine Produktionsstätte für Wirkstoffe der Degussa-Pharma-Tochter Chemiewerk Homburg. Hauptaugenmerk seiner Arbeit seit 1971 war die Herstellung von L-Aminosäuren durch enzymatische Racematspaltung und die Errichtung einer entsprechenden Anlage in Konstanz. W., der über großes unternehmerisches Talent verfügte, war in erster Linie ein Forscher, der mit zahlreichen Patenten für unterschiedliche Verfahren maßgeblich dazu beitrug, daß Aminosäuren mehr und mehr zu einem wichtigen Geschäft der Degussa wurden. Aus der Tierernährung und in der Pharmazie sind diese Aminosäuren heute nicht mehr wegzudenken.
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Auszeichnungen
|Karoline u. Guido-Krafft-Medaille d. TH Wien (1937).
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Werke
|Synthese u. Umwandlungsprodukte d. Acroleins, in: Angew. Chemie 62, 1950, H. 5, S. 105–18 (mit H. Schulz);
– Patente: Verfahren z. Herstellung v. Acrolein, RP 707021, 1941 (mit dems.);
Verfahren z. Herstellung v. Oxyaminen, DE 870119, 1953 (mit dems.);
Verfahren z. Herstellung v. Methacryldehyd, DE 888541, 1953 (mit dems.);
Verfahren z. Herstellung v. ungesättigten cyclischen Acetalen, DE 858406, 1952;
Verfahren z. Herstellung v. Tetrahydropyranderivaten, DE 862016, 1953;
Verfahren z. Reingewinnung v. Acrolein aus wasserhaltigen Gemischen, DE 870842, 1953;
Verfahren z. Herstellung v. Homocysteinthiolacton aus Methionin, DE 1036863, 1959;
Verfahren z. Herstellung v. Methioninmethylsulfoniumchlorid oder -bromid, DE 1239697, 1967;
α-Hydroxy-γ-methylmercaptobuttersäure-methylsulfonium-halogenide u. Verfahren z. ihrer Herstellung, DE 1643890, 1972 (mit H. Tanner);
Verfahren z. Gewinnung v. α-Hydroxy-γ-methylmercaptobutyramid, DE 1643896, 1976 (mit dems.);
Verfahren z. Herstellung v. Methionin, DE 1906405, 1971 (mit dems., E. Liebetanz, S.-P. Mannsfeld u. A. Pfeiffer);
Verfahren z. Herstellung v. 1-Thiazyclo-Δ³-hexenal(3), DE 1919504, 1977 (mit K. Udluft);
Verfahren z. Herstellung v. DL-Methionyl-DL-methionin, DE 2261926, 1978 (mit dems.);
Verfahren z. Gewinnung v. Homocysteinthiolacton-hydrochlorid, DE 2547672, 1977 (mit F. Schäfer);
Verfahren z. Herstellung v. N-Acetyl-L-methionin, DE 529854, 1980 (mit A. Maierhofer);
Verfahren z. Herstellung v. 3,6-Bis-(2-Methylmercaptoäthyl)-2,5-piperazindion, DE 2430617, 1987 (mit dems.);
Verfahren z. Herstellung v. lagerungsstabilem Methionin, DE 2259159, 1980 (mit G. Eikelmann, R. Fahnenstich, T. Lüssling, S.-P. Mannsfeld, G. Pohl u. H. Tanner);
Verfahren z. Gewinnung v. D,L-Homocystein, DE 2503921 C2, 1983 (mit F. Schäfer). -
Literatur
|H. Tanner, Neugierig u. mit d. Blick f. d. Wesentliche, H. W., in: Immer e. Idee besser, Forscher u. Erfinder d. Degussa, hg. v. d. Degussa AG, 1998, S. 136–61 (P);
DBE;
– Qu Archiv d. TU Wien. -
Autor/in
Andrea Hohmeyer -
Zitierweise
Hohmeyer, Andrea, "Wagner, Hans" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 236-237 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz138239.html#ndbcontent