Wachter, Friedrich Ludwig
- Lebensdaten
- 1792 – verschollen 1817
- Geburtsort
- Kleve (Rheinland)
- Sterbeort
- Danzig
- Beruf/Funktion
- Mathematiker
- Konfession
- keine Angabe
- Namensvarianten
-
- Wachter, Friedrich Ludewig
- Wachter, Friedrich Ludwig
- Wachter, Friedrich Ludewig
- Wachther, Friedrich Ludwig
- Wachther, Friedrich Ludewig
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Wachter, Friedrich Ludwig (Ludewig)
Mathematiker, * 20.7.1792 Kleve (Rheinland), verschollen seit 3. 4. 1817 Danzig.
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Genealogie
V →Christian Friedrich (1763–1836), aus Bernburg (Anhalt), 1787 Insp. am Joachimsthal. Gymn. in Berlin, 1789 Konrektor d. Gymn. in K., 1794 Rektor, 1803–23 Dir. d. Gymn. in Hamm (Westfalen), preuß. Schulrat (s. Hamberger-Meusel; NND), S d. N. N., 1. Prediger an d. Nikolaikirche in Bernburg;
M Auguste Victorie Friederike (Friederique) Behr († v. 1804);
seit 1804 Stief-M Henriette Maria Charlotte (1766–1808 / 10), T d. →Johann Heinrich Arnold Keller (1733–1816), Bgm. in Hamm, u. d. Helene Margarethe Haniel (* 1732), aus Elberfeld;
Halb-B Carl (* 1808), Jur. -
Biographie
W.s Kindheit und Schulausbildung sind unbekannt. Seit 1809 studierte er an der Univ. Göttingen Astronomie, u. a. bei →Carl Friedrich Gauß (1777–1855). 1811 publizierte er zu den Ephemeriden des 1804 gefundenen Zwergplaneten Juno; in der Folgezeit veröffentlichte W. weitere astronomische Arbeiten, teils mit →Gauß. 1813 trat er dank eines Empfehlungsschreibens von →Gauß eine Stelle als Lehrer am Gymnasium in Altenburg an. Dez. 1813 bis Mai 1814 nahm er an den Befreiungskriegen teil. Auf Anregung von →Gauß verfaßte W. eine Dissertation, die 1815 in Göttingen veröffentlicht wurde. Danach arbeitete er zur Theorie der Parallellinien. 1816 wechselte er an das Gymnasium illustre in Danzig. Hier beschäftigte sich W. mit den Konsequenzen, die ein Verzicht auf das Parallelenaxiom nach sich ziehen würde und entwickelte so erste Ansätze zur nichteuklidischen Geometrie. W. war damit einer der Wegbereiter der nichteuklidischen Geometrie, die sich damals zu einem aktuellen Forschungsgebiet zu entwickeln begann.
Seit dem 3. 4. 1817 war W. spurlos verschwunden, wie sein Vater →Gauß in einem Brief mitteilte. Eine Leiche wurde nicht gefunden, alle Bemühungen um Aufklärung eines möglichen Unglücks oder (Selbst-)Mords verliefen ergebnislos.
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Werke
|Ephemeriden d. Juno f. 1812, in: Monatl. Corr. 24, 1811, S. 188;
Tafel d. Sonnencoordinaten in Bezug auf d. Äquator, ebd. 25, 1812, S. 25;
De elementis, quae ad corporum coelestium revolutionem circum proprium axem spectant, ex observationibus geocentricis derivandis commentatio, 1815 (Diss.);
Demonstratio axiomatis geometrici in Euclideis undecimi, 1817. -
Literatur
|P. Stäckel, F. L. W., e. Btr. z. Gesch. d. nichteuklid. Geometrie, in: Math. Ann. 54, 1901, S. 49–75;
M. Küssner, Johann Friedrich Posselt, F. L. W., Johann Eduard Schmidt, drei hoffnungsvolle Gaußschüler, d. jung starben, in: Mitt. d. Gauß-Ges. 17, 1980, S. 48–67, bes. S. 53–59;
K.-R. Biermann, Ich bin im Innersten erschüttert, Neuer Versuch z. Aufklärung v. W.s Tod, ebd. 35, 1998, S. 41–43;
ders., Verschwunden u. Verschollen, F. L. W., e. Kriminalfall aus d. Gesch. d. Math., in: Kultur u. Technik, 1998, H. 2, S. 26;
W. Hinke, F. L. W., e. ungeklärter Kriminalfall, in: Mitt. d. Ver. d. Freunde d. Gymn. Hammonense z. Hamm 98, 1998, S. 8 f. -
Autor/in
Karin Reich -
Zitierweise
Reich, Karin, "Wachter, Friedrich Ludwig" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 162 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz137927.html#ndbcontent