Vits, Ernst Hellmut
- Lebensdaten
- 1903 – 1970
- Geburtsort
- Wichlinghausen bei Barmen
- Sterbeort
- Wuppertal
- Beruf/Funktion
- Manager ; Unternehmer
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 117753823 | OGND | VIAF: 110447717
- Namensvarianten
-
- Vits, Ernst Hellmut
- Vits, Ernst H.
- Vits, Ernst Hellmuth
- Vits, Ernst Helmut
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Vits, Ernst Hellmut
|Manager, * 19.9.1903 Wichlinghausen bei Barmen, † 23.1.1970 Wuppertal. (evangelisch)
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Genealogie
Aus seit 1473 nachweisbarer Fam.;
V →Ernst (1868–1939), D. theol., 1912 Hof- u. Domprediger in Berlin, Gen.sup. d. Neumark u. Niederlausitz, Pfarrer d. St. Matthäus-Gde. in Berlin, Vors. d. Ev. kirchl. Hilfsver. (s. Rhdb.; Wi. 1935; BBKL 19), S d. →Wilhelm (1828–1916), Landwirt, Webermeister in Rheydt (Rheinland), u. d. Katharina Weyer (1828–75);
M Julie (1879–1944), T d. →Caspar Schaefer (1829–98), Bankier, Kirchmeister in Schwelm, u. d. Julie Fuchß (1831–1914);
2 B Hans (1895–1915 ⚔), Student d. ev. Theol., →Paul Gerhard (1907–30), Forstmann, 3 Schw (1 früh †) Hanna (1897–1976, ⚭ →Wilhelm Gaul, 1897–1976, Dr. phil., Oberstudienrat in Berlin), Margarete (1899–1986, ⚭ →Heinrich Grüber, 1891–1975, Propst, Pfarrer in Berlin);
– ⚭ 1) Schwelm 1929 ⚮ 1959 Eleonore (Lore) (1903–2001), T d. Albano Müller (wohl 1866–1946), Fabr., 1886 Gründer d. Schwelmer Eisenwerks Müller & Co. GmbH), u. d. Helene Kleine, 2) Hamburg 1959 Ingrid (1916–92), T d. Friedrich (Fritz) →Molchin (1874–1959), Kpt. b. d. Hapag;
3 K aus 1) u. a. 1 S →Hans-Joachim (* 1935, ⚭ Erika N. N.), Dr. iur., u. a. kaufm. Leiter e. span. Tochterges. d. Fa. Bosch, geschäftsführender Gesellschafter d. Schwelmer Eisenwerks Müller & Co. GmbH, 2 T aus 1) Eleonore (1931–2003, ⚭ →Heinz Kinader, 1933–2010, Dr. rer. pol., u. a. in ltd. Stellung b. d. BASF AG), →Gisela (* 1940), Dr. phil., Kunsthist., Denkmalpflegerin in München;
E →Katharina (* 1966, ⚭ →Udo Birkner, * 1964, Dr. iur., Bankmanager), Dipl.-Kauffrau; wohl Schwager Albano (August Gustav) Albano-Müller (* 1897), Dr. rer. pol., Fabr., Inh. d. Schwelmer Eisenwerk Müller & Co. GmbH (s. Wi. 1955–1962). -
Biographie
V. besuchte 1913–22 das Wilhelms-Gymnasium in Berlin, wo er anschließend eine kaufmännische Lehre bei der Metallwarenfabrik „F. F. A. Schulze“ absolvierte und daneben Rechts- und Staatswissenschaften studierte, seit 1924 in Münster. Hier wurde er nach dem ersten Staatsexamen 1925 und anschließender Referendarzeit 1927 zum Dr. iur. promoviert (Inwieweit sind n. heutigem Staatskirchenrecht d. bürgerl. Gemeinden b. d. Besetzung kirchl. Aemter beteiligt?, 1927). 1929 ausgestattet mit einem Prädikatsexamen und einer kaufmännischen Ausbildung, nahm er im selben Jahr ein Stellenangebot als Erster Justitiar der „Deutschen Revisions- und Treuhand AG“ in Berlin an. Die 1925 gegründete Gesellschaft prüfte und beriet Unternehmen, an denen das Reich oder Preußen maßgeblich beteiligt war, dehnte aber in der Folgezeit ihre Arbeit auch stark auf Unternehmen der Privatwirtschaft aus. V. war hier seit 1932 Vorstandsmitglied. 1939 wurde er auf politischen Druck des Reichswirtschaftsministeriums Vorstandsvorsitzender des größten dt. Chemiefaserherstellers „Vereinigte Glanzstoff-Fabriken“ (VGF), wo größerer dt. Einfluß innerhalb der 1929 gegründeten paritätischen Interessengemeinschaft (AKU) zwischen VGF und der niederl. ENKA durchgesetzt werden sollte. Gleichzeitig wurde →Hermann Josef Abs (1901–94), Vorstandsmitglied der „Deutschen Bank“, neuer Aufsichtsratsvorsitzender der VGF. V. führte das Unternehmen als Generaldirektor zur Produktion vollsynthetischer Fasern, sowohl durch eigene Forschungen der VGF als auch durch Lizenz-Abkommen mit den führenden Unternehmen „I.G. Farbenindustrie AG“ bzw. „Du Pont AG“. V.s Position gegenüber den nationalsozialistischen Machthabern und deren Verbrechen ist bis heute nicht vollständig aufgearbeitet. Er machte Konzessionen an das Regime, und ihm wurden wichtige Funktionen angetragen (Wehrwirtsch.führer 1941, Vors. d. Präsidiums d. Reichsvereinigung Chem. Fasern 1941, Leiter d. Fachgruppe Chem. Herstellung v. Fasern d. Wirtsch.gruppe Chem. Ind. 1942, NSDAP-Mitgl. 1942). Nach 1945 stand er zu seiner Handlungsweise, versuchte nicht, sich als Regimegegner zu positionieren und gab dies auch als Zeuge in den Nürnberger Prozessen zu Protokoll. Der Wuppertaler Entnazifizierungsausschuß stufte V. 1947 in Kategorie IV ein, das auf Antrag V.s erneut geführte Verfahren endete 1949 mit seiner Einstufung in Kategorie V.
1945 verlegte V. seinen Arbeitssitz von Berlin nach Wuppertal. Er war dort gleichzeitig seit Juni 1945 als Treuhänder (Custodian) der brit. Militärregierung und als Vorstand der VGF tätig, auch war er seit 1947 – als einziges dt. Mitglied – als Financial Adviser in der „Combined Coal Control Group“ (CCCG) auf Villa Hügel. Eine wesentliche unternehmerische Leistung V.s beim Wiederaufbau der überwiegend zerstörten Werke der VGF bestand in der Integration ehemaliger Mitarbeiter der Werke in den verlorenen Ostgebieten. Mit der Projektierung einer Perlon-Fabrik in Oberbruch b. Aachen setzte er mit großem Erfolg auf die Produktion synthetischer Fasern, wozu seit 1953 auch die Herstellung von Polyester gehörte. Wenige Monate nach seinem altersbedingten Ausscheiden als Generaldirektor 1969 erkrankte er schwer und verstarb nach einem operativen Eingriff.
V. war Mitglied diverser Aufsichtsräte dt. Unternehmen. Daneben beteiligte er sich maßgeblich an der Wissenschaftsförderung, er|war u. a. Mitglied des DFG-Präsidiums (1955) und des Wissenschaftsrats (1958–66) sowie des Senats der MPG (1964). Bereits 1941 war er aktiv an der Gründung der Forschungsstelle für allgemeine und textile Marktwirtschaft an der Univ. Münster beteiligt, 1947 übernahm er den Vorsitz der Gesellschaft zur Förderung der Univ. Münster. 1949 gehörte er zu den Mitgründern des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft (Vors. 1955).
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Auszeichnungen
A Gr. BVK (1953, mit Stern 1963);
Österr. Ehrenkreuz f. Wiss. u. Kunst, 1. Kl. (1962);
Förderring d. Stifterverbandes f. d. Dt. Wiss. (1963);
Ehrensenator d. Univ. Münster (1952) u. d. TH Berlin (1961);
Dr. rer. pol. h. c. (Münster 1953);
E.-H.-V.-Preis d. Ges. z. Förderung d. Westfäl. Wilhelms-Univ. Münster (1968);
– Mitgl. d. wiss. Beirats d. Fritz-Thyssen-Stiftung (1959). -
Literatur
L G. Hess (Hg.), Eine Freundesgabe d. Wiss. f. E. H. V., 1964;
T. Langenbruch, in: Wuppertaler Biogrr. 17, 1970, S. 90–118 (P);
L. Vaubel, Glanzstoff, Enka, Aku, Akzo, Untern.ltg. im nat. u. internat. Spannungsfeld 1929 bis 1978, hg. v. d. ENKA Ag, 1986 (P);
W. E. Wicht, Glanzstoff, Zur Gesch. d. Chemiefaser, e. Untern. u. seiner Arbeiterschaft, 1992; K.D. Henke, Die amerik. Besetzung Dtld.s., ²1996, v. a. S. 143 f., 452–54 u. 461–72. -
Quellen
Qu Stiftung Rhein.-Westfäl. Wirtsch.archiv, Abt. 195, Acordis AG (Glanzstoff), Personalakte E. H. V. (P), Ztg.ausschnittslg., Personenarchiv (P), Abt. 22, IHK Wuppertal, Personalakte, 22–920–3; Landesarchiv NRW, Abt. Rheinland, NW 1000-EÜ Nr. 4181.
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Autor/in
Jürgen Weise -
Zitierweise
Weise, Jürgen, "Vits, Ernst Hellmut" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 835-836 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117753823.html#ndbcontent