Erhardt, Heinrich
- Lebensdaten
- 1840 – 1928
- Geburtsort
- Zella-Mehlis (Zella Sankt Blasii, Thüringen)
- Sterbeort
- Zella-Mehlis
- Beruf/Funktion
- Stahlindustrieller ; Unternehmer ; Maschinenbaumechaniker
- Konfession
- lutherisch
- Normdaten
- GND: 119508710 | OGND | VIAF: 64819096
- Namensvarianten
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- Ehrhardt, Heinrich
- Erhardt, Heinrich
- Ehrhardt, Heinrich
- Ehrhardt, Heinr.
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Erhardt (Ehrhardt), Heinrich
Stahlindustrieller, * 17.11.1840 Zella-Mehlis (Zella Sankt Blasii, Thüringen), † 20.11.1928 Zella-Mehlis. (lutherisch)
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Genealogie
V Gottlieb Reuther (* 1810), Lokomotivführer in Cannstatt, S des Stadtprovisors u. Mesners Carl Frdr. in Weinsberg (Württ.);
M Marg. Barbara Ernestine (1813–44), T des Joh. Ernst Ehrhardt s. Genealogie (2);
Om →Joh. Heinr. E. s. (2);
⚭ 1866 Augustine (1844–1930, kath.), T des Maschinenbaudirektors Oskar Winckler in Chemnitz;
1 S, 1 T (⚭ Paul Heye, Stahlindustrieller). -
Biographie
E. durchlebte eine schwere Jugendzeit. Nach einer Lehrzeit als Mechaniker erwarb er sich in wechselreichen Wanderjahren umfangreiche praktische und wissenschaftliche Kenntnisse. So konnte er mit 26 Jahren bereits eine eigene Maschinenfabrik in Zella gründen, die aber bald der Ungunst der Zeitverhältnisse wieder erlag. Er ging daher in einen Stahlwerksbetrieb nach Annen (Westfalen). Als sich der Wunsch, die Leitung dieses Betriebes zu erhalten, zerschlug, ließ E. sich in Düsseldorf als Zivilingenieur nieder, wo er sich schnell einen Ruf als hervorragender Konstrukteur von Bearbeitungsmaschinen erwarb. Um deren praktische Brauchbarkeit|selbst zu prüfen, gründete er die Firma H. E., Düsseldorf, Fabrik in Zella Sankt Blasii. Damit setzt jener Abschnitt in seinem Leben ein, der ihn unter die großen Erfinder einreiht. In Zella baute er unter anderem vollständige Einrichtungen zur Herstellung überlappt geschweißter Rohre. Er erkannte dabei die Nachteile der Schweißnaht und suchte Abhilfe durch andere Herstellungsarten, was ihn zum Pressen von Hohlblöcken aus prismatischen Vollblöcken mit nachfolgendem Ausziehen führte, das er unablässig zu vervollkommnen strebte. Als „E.sches Loch-Preßverfahren“ wurde es in allen Industriestaaten bekannt. Zur industriellen Durchführung des Verfahrens waren aber sehr große Mittel erforderlich, die E. nicht zur Verfügung standen. Ein glücklicher Zufall kam ihm zu Hilfe. Bei der Einführung des Mantelgeschosses erhielt der Hörder Bergwerks- und Hüttenverein einen bedeutenden Auftrag auf Geschosse dieser Art, den er durch eine neu zu gründende Gesellschaft auszuführen sich entschloß. So kam es 1889 zur Gründung der Rheinischen Metallwaren- und Maschinenfabrik, Düsseldorf-Derendorf. E., hiervon in Kenntnis gesetzt, erklärte sich ohne weiteres bereit, die Leitung der Gesellschaft zu übernehmen. Ihr Ausbau und ihre Weiterentwicklung stellt das eigentliche Lebenswerk E.s dar. Dem Streben, das Loch-Preßverfahren weiter auszubilden, verdanken auch die 1899 von ihm gegründeten Preß- und Walzwerke AG in Düsseldorf-Reisholz ihr Entstehen. In diesem Werk hat E. sein Verfahren zunächst für größere Rohrabmessungen angewandt, dann aber sein bekanntes Kesselschuß-Walzverfahren durchgeführt. Auf der Suche nach geeigneten Gegenständen für seine Preßverfahren verfiel er auf Kanonenrohre. Er beschäftigte sich darauf eingehend mit dem Geschützbau und setzte wesentliche Verbesserungen durch. Seine Erfindung des langen Rohrrücklaufs bei Feldgeschützen sollte sich umwälzend auf die Artillerie aller Länder auswirken. Um sich in der Herstellung der Kanonen und Geschosse mit allem Zubehör möglichst unabhängig zu machen, gliederte E. 1896 der Rheinmetall die AG Rather Metallwerke an, die aus dem 1892 von ihm und seinem Schwiegersohn Paul Heye gegründeten Stahlwerk E. und Heye, Düsseldorf-Rath, hervorgegangen war. In demselben Jahr wurde auch noch die Fahrzeugfabrik Eisenach (Dixi-Werke) und 1901 die Munitions- und Waffenfabrik AG vormals N. von Dreyse in Sömmerda in den Kreis seiner Untersuchungen einbezogen. Erst 1920 trat E. von der Leitung der Rheinmetall zu- rück. – Ehrenbürger von Zella, Geheimer Baurat, Dr.-Ingenieur Ehren halber (TH Hannover), Goldene Medaille der Akademie des Bauwesens Berlin, Carl-Lueg-Denkmünze.
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Werke
Festschr. z. 25j. Bestehen d. Rhein. Metallwaren- u. Maschinenfabr., 1914;
Hammerschläge, 1922 (P). -
Literatur
Stahl u. Eisen 48, 1928, S. 1807 f.;
K. Sobbe, 40 J. Rheinmetall, 1929;
W. Huschke, H. E., in: Fam. u. Volk 7, 1958, H. 5 ff. -
Autor/in
Hugo Racine -
Zitierweise
Racine, Hugo, "Erhardt, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 579 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119508710.html#ndbcontent