Uhlirz, Karl
- Lebensdaten
- 1854 – 1914
- Geburtsort
- Wien
- Sterbeort
- Graz (Steiermark)
- Beruf/Funktion
- Historiker ; Medävist ; Archivar
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 11727979X | OGND | VIAF: 22915019
- Namensvarianten
-
- Uhlirz, Karl
- Uhlirz, Carl
Vernetzte Angebote
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Literaturnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Werknachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Regesta Imperii
- Sächsische Bibliographie
- Index Theologicus (IxTheo)
- Personen im Wien Geschichte Wiki [2012-]
Verknüpfungen
Personen in der NDB Genealogie
Personen im NDB Artikel
Orte
Symbole auf der Karte
Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.
-
Uhlirz, Karl
|Archivar, * 13.6.1854 Wien, † 22.3.1914 Graz (Steiermark), ⚰ Melk (Niederösterreich). (katholisch)
-
Genealogie
Aus Offz.- u. Beamtenfam.;
V Karl, k. k. Hptm. d. Art.;
M Marie Heigel;
⚭ Karoline (Lina) Gottlieb († 1936), T e. Beamten in W.;
1 S →Rudolf (1880–1950, ⚭ Marie Heick), Dr. med., Stadtarzt in Schönefeld b. Petschau (Böhmen), Dir. d. Allg. Krankenhauses in Stockerau b. W., Mitgl. d. Landes-Sanitäts-Rats u. d. Tbc-Komm. f. Niederösterr., Obermed.rat (s. Teichl), 1 T Mathilde (s. 2);
E Elisabeth, Margarethe, Johannes. -
Biographie
U. wuchs in Wien und Melk auf, besuchte hier auch das Gymnasium und legte die Matura ab. Seit 1871 studierte er an der Univ. Wien Geschichte und Germanistik, seit 1875 als o. Mitglied des Instituts für Österr. Geschichtsforschung (IÖG) Historische Hilfswissenschaften und Archivwissenschaft unter der Leitung →Theodor v. Sickels (1826–1908), der ihn mit seiner neuen, auf sorgfältigem Schrift- und Diktatvergleich beruhenden Methode der Quellenkritik entscheidend prägte. 1877 schloß U. mit einer Hausarbeit|über „Die Reichsregistraturbücher Kaiser Sigismunds“ den (11.) Institutskurs ab. Als der „vielleicht […] stärkste Paläograph“, den das Institut zu dieser Zeit hervorbrachte (A. Lhotsky nach →E. v. Ottenthal), wurde U. 1879 an der Univ. Wien zum Dr. phil. promoviert. 1877–82 war er als Mitarbeiter der Monumenta Germaniae Historica (MGH) bei der Neuherausgabe der Diplome Konrads I., Heinrichs I. und Ottos I. ebenfalls unter der Leitung Sikkels tätig. Auf dieser Tätigkeit aufbauend, konnte U. 1887 die „Geschichte des Erzbistums Magdeburg unter den sächsischen Kaisern“ veröffentlichen. Von der Historischen Kommission bei der Bayer. Akademie der Wissenschaften wurde er mit der Neubearbeitung der Jahrbücher Ottos II. und Ottos III. beauftragt, deren ersten Band er 1902 vorlegte ( ²1967); der zweite Band wurde von seiner Tochter Mathilde vollendet. Die Geschichte des otton. Königs- bzw. Kaiserhauses blieb zeitlebens Thema seiner Forschungen, was zahlreiche Aufsätze u. a. zur hohen Geistlichkeit des 10. Jh., zu Ksn. Theophanu wie auch paläographisch-diplomatische Studien zu diesen Personen belegen.
1882 trat U. als Kustos in die Bibliothek und das Archiv der Stadt Wien ein; 1889 übernahm er die Leitung des Archivs (1898 Oberarchivar), die er bis 1903 innehatte. In dieser Funktion erschloß er mit den „Urkunden und Regesten aus dem Archive der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien“ (1895–97), dem „Verzeichnis der Originalurkunden des städtischen Archivs“ für die Jahre 1239–1493 (3 Bde., 1898, 1900 u. 1904) oder den „Rechnungen des Kirchenmeisteramtes von St. Stephan zu Wien (1404–1535)“ (2 Bde., 1901/02) „das bis dahin fast unberührte“ Archiv der Stadt Wien. Mit der Erschließung bisher nicht bearbeiteten Quellenmaterials trug U. nachhaltig zur Erforschung der Historiographie der Stadt bei; in zahlreichen Einzelstudien befaßte er sich mit politischen, wirtschafts-, verfassungs- und kunstgeschichtlichen Themen und mit der „Geschichte des deutschen Städtewesens überhaupt“ (H. v. Srbik). Hierzu gehören u. a. die Aufsatzreihe „Der Wiener Bürger Wehr und Waffen“ (in: Berr. u. Mitt. d. Alterthums-Ver. zu Wien 27–31, 1891–95) oder der Abschnitt „Das Gewerbe“ in der von →Heinrich Zimmermann und →Albert Starzer herausgegebenen „Geschichte der Stadt Wien“ (1895).
Nach seiner Habilitation 1888 war U. zugleich als Privatdozent für Geschichte des Mittelalters und der Historischen Hilfswissenschaften an der Univ. Wien tätig, erhielt jedoch keinen Ruf trotz seiner Bemühungen anläßlich der Nachfolge Engelbert Mühlbachers (1843–1903). Statt dessen nahm er 1903 den Ruf auf eine o. Professur für Österr. Geschichte an der Univ. Graz in der Nachfolge →Franz v. Krones’ (1835–1902) an; zugleich lehrte er hier auch Historische Hilfswissenschaften. In seinen letzten Lebensjahren veröffentlichte er zwei Bände zur „Österreichischen Geschichte“ bis 1648 (1906 u. 1907, ²1910), womit er den „Grundriß der Österreichischen Geschichte“ seines Amtsvorgängers Krones grundlegend überarbeitete bzw. neu verfaßte. Das von ihm begonnene „Handbuch zur Geschichte Österreichs und seiner Nachbarländer Böhmen und Ungarn“ konnte erst durch seine Tochter fertiggestellt werden (4 Bde., 1927–44, 2. Aufl. v. Bd. 1, 1963). Sein Interesse für die Landesgeschichte der Steiermark drückt sich v. a. in seinem Engagement im Ausschuß des Historischen Vereins für die Steiermark aus. Auch seiner Jugendstätte Melk blieb er thematisch verbunden und widmete ihr mit „Das Admonter Bruchstück einer Abschrift der Melker Annalen“ (1913) und „Die Melker Schreiber Hermann und Otto“ (postum 1915) zwei seiner letzten Arbeiten.
-
Auszeichnungen
A korr. Mitgl. d. Österr. Ak. d. Wiss. (1904);
o. Mitgl. d. Landeskomm. f. Steiermark (1904);
Mitgl. d. Ausschusses d. Hist. Ver. f. Steiermark (1904–07). -
Werke
Weitere W u. a. Die Urk.fälschung z. Passau im zehnten Jh., in: MIÖG 3, 1882, S. 178–229;
Die Bruderschaft d. Lust- u. Ziergärtner in Wien bis z. J. 1768, 1893;
Urkk. u. Regesten aus d. Archive d. k. k. Reichshaupt- u. Residenzstadt Wien, in: Jb. d. Kunsthist. Slgg. d. Allerhöchsten Ks.hauses, 1895–97;
Das Archiv d. landesfürstl. Stadt Zwettl in Niederösterr., 1895;
Quellen u. Gesch.schreibung, in: Gesch. d. Stadt Wien, II/1, 1898, S. 35 ff.;
Verz. d. Originalurkk. d. städt. Archivs 1458–1493, 3 Bde., 1898–1904. -
Literatur
L L. Santifaller, Das Inst. f. österr. Gesch.forsch., Festgabe z. Feier d. zweihundertj. Bestandes d. Wiener Haus-, Hof- u. StA, 1950, S. 107;
A. Lhotsky, Gesch. d. Inst. f. Österr. Gesch.forsch. 1854–1954, 1954, S. 171 f. u. ö.;
Mathilde Uhlirz [Selbstdarst.], in: Österr. Gesch.wiss. d. Gegenwart in Selbstdarst. 2, hg. v. N. Grass, 1951, S. 233–42;
W. Höflechner u. A. Kernbauer, Vom hist. Seminar d. Karl-Franzens-Univ. Graz, Eine Dok. im Rückblick auf 125 J., 1991, S. 67–69;
A. Kernbauer, Grazer Gesch.forscher v. europ. Rang, in: K. Acham (Hg.), Kunst u. Geisteswiss. aus Graz, 2009, S. 559–76, hier S. 573;
– Nachrufe: J. Loserth, in: Tagespost v. 24. 3. 1914, S. 1 f.;
O. Redlich, in: Alm. d. Ak. d. Wiss. Wien 64, 1914, S. 452–54;
E. v. Ottenthal, in: MIÖG 36, 1915, S. 214–16;
H. v. Srbik, in: Zs. d. Hist. Ver. f. Steiermark 12, 1914, S. 1–8;
ders., in: Carinthia 104, 1914, S. 165 f.;
– DBJ Tl. 1914;
B. A. Reismann u. F. Mittermüller, Stadtlex. [Graz], 2003, S. 494 f.;
Österr. Gesch.wiss. im 20. Jh.;
– Nachlaß: Univ.archiv Graz; IÖG Wien.| -
Autor/in
Anne-Katrin Kunde -
Zitierweise
Kunde, Anne-Katrin, "Uhlirz, Karl" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 547-548 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11727979X.html#ndbcontent