Ueberreiter, Kurt
- Lebensdaten
- 1912 – 1989
- Geburtsort
- Neiße (Oberschlesien)
- Sterbeort
- Schmallenberg (Sauerland)
- Beruf/Funktion
- Physikochemiker ; Chemiker ; Physiker
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 1143983386 | OGND | VIAF: 10369661
- Namensvarianten
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- Ueberreiter, Kurt Josef Karl
- Ueberreiter, Kurt
- Ueberreiter, Kurt Josef Karl
- Ueberreiter, Curt
- ueberreither, kurt
- Ueberreiter, Curt Josef Carl
- ueberreither, kurt josef karl
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Ueberreiter, Kurt Josef Karl
|Physikochemiker, * 23.2.1912 Neiße (Oberschlesien), † 28.6.1989 Schmallenberg (Sauerland), ⚰ Berlin-Tempelhof, Friedhof der Sankt-Matthias-Gemeinde. (katholisch)
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Genealogie
V Joseph (1873–1929), Obering. in Berlin, S d. Joseph (1839–1904), Brauereibes. in N., u. d. Josepha Hartmann (1848–93);
M Toni (1886–1966), T d. →Karl Wache (1854–1945), Rentier in N. (?), u. d. Agnes Hillebrand (1861–1939);
⚭ Köln 1953 →Irmgard (* 1924), Dr. phil., Kunsthist., T d. →Alfred Johannes Güttich (1883–1948), Dr. med., o. Prof. d. Oto-Rhino-Laryngologie u. Dir. d. Hals-Nasen-Ohrenklinik d. Univ. Köln, entwickelte neue Operationsmethoden, arbeitete u. a. mit Ferdinand Sauerbruch zusammen, 1940 Mitgl. d. Leopoldina (s. Rhdb.; Fischer; Wi. 1935), u. d. Elfriede Erxleben (1891–1970);
2 S →Ralph (* 1954), Dipl.-Ing., Vermessungstechniker, →Klaus (* 1955, ⚭ Annette Broda, * 1957), Dr. med., plast. Chirurg in B. -
Biographie
Nach dem Schulbesuch in Breslau und Berlin (Abitur 1930) studierte U. an der Univ. Berlin Biologie. Da sein Doktorvater →Ernst Marcus (1893–1968) 1935 entlassen wurde, wechselte U. zur Chemie und Physik. Nach dem Verbandsexamen zum Diplomchemiker wurde er 1936 Doktorand und →Hilfsassistent Ernst Jenckels (1902–59) am KWI für Physikalische Chemie und Elektrochemie in Berlin-Dahlem. U. wurde 1938 zum Dr. phil. promoviert. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter Jenckels wurde er ein Pionier auf dem Gebiet der im NS-Staat besonders geförderten Kunststofforschung. So prägte er z. B. das grundlegende Konzept der „Flüssigkeit mit fixierter Struktur“. 1940–44 unterrichtete er an der Ingenieurschule Beuth in Berlin und habilitierte sich 1943 an der Friedrich-Wilhelms-Universität (1944 zum Dozenten ernannt). Am Dahlemer Institut stieg U. zum Abteilungsleiter auf. U. war als Student in die kath. Studentenverbindung AV Hansea eingetreten, die 1933–36 „gleichgeschaltet“ und aufgelöst wurde. Er war nie Mitglied der NSDAP. Trotz distanzierter Haltung zum Regime bedingte U.s wissenschaftliche Karriere seit 1935 eine Mitgliedschaft im NSD-Studenten- und Dozentenbund.
U. machte sich um den Erhalt und Neuaufbau der naturwissenschaftlichen Forschungslandschaft im Berlin der Nachkriegszeit besonders verdient. Er blieb in der Stadt, war politisch unverdächtig und konnte daher nach Kriegsende im Rahmen der damaligen Möglichkeiten seine Arbeit fortsetzen. So beteiligte er sich an der Schaffung neuer Strukturen seines 1952 in Fritz-Haber-Institut umbenannten und 1953 in die MPG integrierten Instituts. Dort war er bis 1980 Abteilungsleiter, 1950–54 auch Verwaltungsleiter, nach einer Strukturreform 1974 zudem ein Direktor des Teilinstituts für Strukturforschung und in die Leitung des Gesamtinstituts eingebunden. Daneben war U. 1948–51 als Stiftungsbevollmächtigter für die Verwaltung der Dt. Forschungshochschule Berlin-Dahlem verantwortlich. Er lehrte auch an der 1946 für amerik. Soldaten eingerichteten American University of Berlin. Zusätzlich war er seit 1946 als Professor mit Lehrauftrag an der wieder eröffneten Univ. Berlin tätig, wechselte aber 1948 aus finanziellen und politischen Gründen an die TU Berlin, wo er bis 1978 als persönlicher ao. Professor für Physikalische Chemie der Hochpolymere unterrichtete. Parallel war er 1949–77 Honorarprofessor für Physikalische Chemie an der FU Berlin und 1953/54 Gastprofessor für Chemie an der Georgetown University in Washington, D. C.|
Als humorvoller Lehrer verstand es U., Generationen von Studenten für sein Fachgebiet zu gewinnen. Fachlich beeinflußte er mit seinen an strukturellen Modellvorstellungen orientierten Untersuchungen wesentlich die Polymerforschung und publizierte bis zum Ende seiner Karriere weit über 100 Arbeiten zur Polymerisationskinetik, zur Thermodynamik, zu mechanischen Eigenschaften und zu Kristallisations- und Lösungsvorgängen der Hochpolymere.
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Auszeichnungen
A Kriegsverdienstkreuz II. Kl. (1944);
Wiss. Mitgl. d. Fritz-Haber-Inst. d. MPG (1954);
Vors. d. Berliner Wiss. Ges. (1981–85, dann stellv. Vors.);
Initiator u. Gründungsmitgl. d. Berliner Verbandes f. Polymerforsch. e. V. (1987), d. seit 1994 d. K.-U.-Preis an Nachwuchswiss. verleiht. -
Werke
W Über Polystyrolgläser versch. Kettenlänge, 1938 (Diss.);
Über d. Einfrieren normaler Flüssigkeiten u. Flüssigkeiten mit „fixierter“ Struktur wie Kautschuk u. Kunstharze, in: Zs. f. Physikal. Chemie (B) 45, 1940, S. 361–73;
Über innere u. äußere Weichmachung v. makromolekularen Stoffen, in: Angew. Chemie 53, 1940, S. 247–50;
Über d. therm. Verhalten mikro- u. makromolekularer Stoffe u. seine Abwandlungen, in: Kolloid-Zs. 102, 1943, S. 272–91 (Habil.schr.);
A Statistical Postwar Survey on the Natural Sciences and German Univ., 1950 (mit H. D. Schmidt-Ott);
Second-Order Transitions and Mesh Distribution Functions of Cross-Linked Polystyrenes, in: Journ. of Chemical Physics 18, 1950, S. 399–406 (mit G. Kanig);
Self-Plasticization of Polymers, in: Journ. of Colloid Science 7, 1952, S. 569–83 (mit dems.);
Die Auflösungsgeschwindigkeit v. Polymeren Teile 1–3, in: Makromolekulare Chemie 44, 1961, S. 324–37, 52, 1962, S. 164–73 u. in: Kolloid-Zs. u. Zs. f. Polymere 185, 1962, S. 1–5 (mit F. Asmussen);
Dependence of Surface Tension and Polymer Concentration in Surface on Solvent Interaction of Polystyrene Solutions, in: Colloid and Polymer Science 255, 1977, S. 1178–80 (mit K. Yamaura);
Change of Water-Structure by Polyalcohols-Density and Viscosity 1 + 2, in: Makromolekulare Chemie Rapid Communications 1, 1980, S. 139–47. -
Literatur
L G. Kanig, Berr. d. Bunsen-Ges. f. Physikal. Chemie 81, 1977, S. 107 f. (P);
TU-Journ. 2, 1982, S. 29;
J. Block u. J. Springer, MPG, Berr. u. Mitt. 5, 1989, S. 126–32 (P);
B. Friedrich u. a., Hundert J. an d. Schnittstelle v. Chemie u. Physik, Das Fritz-Haber-Inst. d. MPG zw. 1911 u. 2011, 2011;
I. Meiser, Die Dt. Forsch.hochschule (1947–53), 2013;
Pogg. VII a;
– Qu Archive d. MPG u. d. HU; Mitt. d. Fam. -
Porträts
P Photogrr. (Archive d. MPG u. d. Fritz-Haber-Inst.)
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Autor/in
Thomas Steinhauser -
Zitierweise
Steinhauser, Thomas, "Ueberreiter, Kurt" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 518-519 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1143983386.html#ndbcontent