Thomas von Erfurt
- Lebensdaten
- erwähnt um 1300 oder 1325
- Beruf/Funktion
- Philosoph ; Scholastiker ; Universalgrammatiker ; Logiker
- Konfession
- -
- Normdaten
- GND: 118802011 | OGND | VIAF: 12296633
- Namensvarianten
-
- Thomas de Erfordia
- Thomas de Occam
- Thomas von Erfurt
- Thomas de Erfordia
- Thomas de Occam
- Thomas, de Erfordia
- Erfordia, Thomas de
- Thomas, Erfordensis
- Thomas, Erfordiensis
- Thomas, Erfurtensis
- Thomas, of Erfurt
- Thomas, von Erfurt
- Thomasius, Erfurtiensis
- Tomās, de Erfurt
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-
Thomas von Erfurt (Thomas de Erfordia, Thomas de Occam)
|Universalgrammatiker, Logiker, um 1300–25.
-
Biographie
Über T.s Leben und Werdegang besitzen wir keine gesicherten Nachrichten. Die spärlichen Informationen über ihn stammen fast alle aus den Kommentaren zu seinen Werken. Ein Pariser Studienaufenthalt um oder kurz nach 1300 ist nicht belegt, gilt aber als sehr wahrscheinlich aufgrund der großen Ähnlichkeit, die seine Kommentare zur „ars vetus“ mit denen des Siger von Kortrijk aufweisen. In Erfurt gehören die Schulen von St. Severus¶ und von St. Jakob¶ nachweislich zu den Stätten, an denen T. als „magister regens“ lehrte. Die Namensvariante „Thomas de Occam“, die sich in späteren Handschriften seiner Werke findet, kann ihm nicht mit letzter Gewißheit zugeschrieben werden.
Erst im 20. Jh. durch →Martin Grabmann (1875–1949) dem Vergessen entrissen, markiert T. zu seiner Zeit den abschließenden Höhepunkt der „Grammatica speculativa“, der Wissenschaft von den „modi significandi“. T.s Hauptwerk sind die in zahlreichen Handschriften verbreiteten „Novi modi significandi“ (lat.-engl. Ausg., hg. v. L. G. Bursill-Hall, 1972; dt. Ausg., hg. v. St. Grotz, 1998), die lange Zeit unter der Autorschaft des Duns Scotus firmierten und in dessen Werkausgaben zu finden sind. Mit allen anderen modistischen Traktaten teilt dieses Werk die Grundannahme, daß die Wörter einer Sprache nicht nur bestimmte lexikalische Bedeutungen besitzen, sondern auch als Element einer bestimmten Wortklasse (als Nomen, Verb, Adverb usw.) eine universale, jede Einzelsprache übersteigende Bedeutung haben. Diese grundlegenden semantischen Valenzen (modi significandi), die die lexikalischen Bedeutungen in je eigener Weise modifizieren, leiten sich von außersprachlichen Merkmalen her, die mit dem Auftreten der Dinge in ganz allgemeiner Weise verbunden sind, so z. B. ihre Beständigkeit oder ihr verlaufshafter Charakter. In Erfurt erwuchs T. mit Johannes Aurifaber († vor April 1357) ein scharfer Gegner der modistischen Universalgrammatik, der ihr jeglichen wissenschaftlichen Charakter absprach. Eine Rezeption von T. im 20. Jh. erfolgte durch die Transformationsgrammatik (Noam Chomsky) und die strukturalistische Sprachtheorie.
-
Werke
W Fundamentum puerorum, Lehrgedicht über d. constructio, hg. v. R. Gansiniec, in: Studia staropolskie 6, 1960, S. 105 f.;
unveröff. Komm. z. Isagoge d. Porphyrius, z. Aristotel. Kategorienschr., zu De interpretatione u. z. anon. Liber sex principiorum;
– Verz. d. Mss.: S. Lorenz, 1989, S. 323–25 (s. L). -
Literatur
L M. Heidegger, Die Kategorien- u. Bedeutungslehre d. Duns Scotus, 1916, Nachdr. 1972;
M. Grabmann, T. v. E. u. d. Sprachlogik d. ma. Aristotelismus, 1943;
J. Pinborg, Die Entwicklung d. Sprachtheorie im MA, 1967;
G. L. Bursill-Hall, Speculative Grammars of the Middle Ages, The Doctrine of the partes orationis of the Modistae, 1971;
I. Rosier, La grammaire spéculative des Modistes, 1983;
S. Lorenz, Studium Generale Erfordense, Zum Erfurter Schulleben im 13. u. 14. Jh., 1989;
L. Kaczmarek (Hg.), Destructiones modorum significandi, 1994;
C. Marmo, Semiotica e linguaggio nella scolastica, Parigi, Bologna, Erfurt, 1270–1330, La semiotica dei Modisti, 1994;
F. Pironet, The Tradition of Medieval Logic and Speculative Grammar, A Bibliography (1977–1994), 1997;
L. G. Kelly, The Mirror of Grammar, Theology, Philosophy and the Modistae, 2002;
LexMA;
Enz. Philos. Wiss.theorie;
Philosophenlex., hg. v. St. Jordan u. B. Mojsisch, 2009;
LThK2+3;
BBKL 17;
Kosch, Lit.-Lex.³;
Lex. grammaticorum. -
Autor/in
Stephan Grotz -
Zitierweise
Grotz, Stephan, "Thomas von Erfurt" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 179-180 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118802011.html#ndbcontent