Stützel, Karl
- Lebensdaten
- 1872 – 1944
- Geburtsort
- Speyer (Pfalz)
- Sterbeort
- München
- Beruf/Funktion
- Jurist ; Verwaltungsbeamter ; bayerischer Innenminister ; Politiker
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 117358436 | OGND | VIAF: 77091267
- Namensvarianten
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- Stützel, Karl Konrad
- Stützel, Karl
- Stützel, Karl Konrad
- Stützel, Karl
- Stützel, Karl Konrad
- Stützel, Carl
- Stützel, Carl Conrad
- Stützel, Carl
- Stützel, Carl Conrad
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- * Neue Deutsche Biographie (NDB) [2013] Autor/in: Braun, Oliver (2013)
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Stützel, Karl Konrad
Jurist, Verwaltungsbeamter, Politiker, * 22. 5. 1872 Speyer (Pfalz), † 25. 7. 1944 München. (katholisch)
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Genealogie
V Franz Peter (1827–93, Maler- u. Tünchermeister in S., S d. →Johann Peter (1787–1848, Tünchermeister in S., u. d. Maria Anna Baer (1788–1842;
M Clara (1837–81), T d. →Johann Georg Mainzer (1793–1845, Ackerer in Sondernheim (Pfalz), u. d. Apollonia Riffel (1792–1862;
– ⚭ Edesheim b. Edenkoben (Pfalz) 1902 Franziska (1876–1947), T d. Friedrich Wack (* 1848), Weingutsbes. in Edesheim, u. d. Antonia Hammer (* 1856);
3 S Fritz (* 1903, 1945 in Königsberg, Pr., f. tot erklärt), Otto (1904–81), Arzt in Thailand, Hermann (1905–41 Freitod), 1 T Franziska (1914–2004. -
Biographie
S. studierte nach dem Besuch des Gymnasiums in Speyer (Abitur 1891) Rechtswissenschaften in München, Berlin, Heidelberg und Erlangen (1. jur. Staatsexamen 1895). 1891 trat er in München der kath. Studentenverbindung Aenania bei und war 1893 Mitbegründer der Gothia in Erlangen. Nach dem Einjährigen freiwilligen Militärdienst und der Referendarzeit an verschiedenen pfälz. Dienstorten legte er 1899 das 2. jur. Staatsexamen ab. Es folgten die klassischen Stationen eines bayer. Verwaltungsbeamten als Bezirksamts- und Regierungsassessor und zuletzt als Bezirksamtmann. 1914–16 leistete S. Kriegsdienst. Im Mai 1918 wurde er in das Ministerium des Innern, dann in das im Nov. 1918 neugegründete Ministerium für Soziale Fürsorge versetzt; in beiden Behörden leitete S. das Referat für Wohnungswesen. Fachlich und politisch profilierte sich S. v. a. als Staatskommissar für das Hilfswerk Oppau für die Opfer eines Industrieunfalls bei der BASF in Ludwigshafen 1921.
Nach der Landtagswahl vom 6. 4. 1924 wurde S., seit 1918 BVP-Mitglied, bei der Bildung des Koalitionskabinetts aus BVP, DNVP (Bayer. Mittelpartei) und dem Bayer. Bauernbund unter dem neuen Ministerpräsidenten Heinrich Held zum bayer. Innenminister berufen. Seine Amtszeit war geprägt von der Reform der inneren Verwaltung Bayerns und dem Kampf gegen den politischen Extremismus. Der erfahrene Kommunalpolitiker initiierte das neue bayer. Gemeindewahlgesetz 1924 und trieb die Neufassung der bayer. Gemeinde-, Bezirks- und Kreisordnung 1927 ebenso entschieden voran wie Maßnahmen zur Verbesserung der Gemeindefinanzen. Weitere wichtige Reformen der Ära S. waren die Neuorganisation des Polizeiwesens sowie die Vereinfachung der Staatsverwaltung, die in das Staatsvereinfachungsgesetz und in die Verordnung über die Staatsministerien von 1928 mündete. Auf dem Gebiet der Inneren Sicherheit engagierte sich S. zu Beginn seiner Amtszeit im Kampf gegen paramilitärische Untergrundorganisationen, gegen die KPD und später gegen die NSDAP. Hervorzuheben sind das Redeverbot gegen →Hitler und die Bemühungen um dessen Ausweisung 1925, das eingeschränkte Uniformverbot vom Juni 1930 sowie das allgemeine Uniform- und Aufzugsverbot vom Juli 1931, schließlich das von S. vorangetriebene reichsweite Verbot von SA und SS vom April 1932.
Diese Politik wie auch ein angeblich erlassener Schießbefehl vom 9. 3. 1933 machten S. zum Ziel nationalsozialistischer Racheakte: In der Nacht vom 9. auf den 10. 3. 1933 wurde S. aus seiner Wohnung verschleppt und im Münchner Braunen Haus mißhandelt. Nach einer kurzen Flucht nach Innsbruck im Sommer 1933 lebte er bis zu seinem Tod völlig zurückgezogen in München, zwar beobachtet von der Gestapo, aber unbehelligt von den NS-Machthabern.
S. wird in der Forschung weniger als Politiker, sondern vielmehr als Verwaltungsfachmann beurteilt, dessen Selbstverständnis auf|einer dezidiert etatistischen Amtsauffassung beruhte, in deren Zentrum stets der Schutz der Verfassung und die Bewahrung der staatlichen Autorität standen.
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Auszeichnungen
A Dr. med. h. c. u. Dr. med. vet. h. c (München 1927 u. 1928).
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Literatur
K. Schönhoven, Die Bayer. Volkspartei 1924–1932, 1972;
S. Jelic, K. S. u. d. NS, in: ZBLG 63, 2000, S. 787–866;
W. Dierker, „Ich will keine Nullen, sondern Bullen“, Hitlers Koalitionsverhh. mit d. Bayer. Volkspartei im März 1933, in: VfZ 50, 2002, S. 111–48;
W. Ziegler, Bayern im NS-Staat 1933 bis 1945, in: Hdb. d. bayer. Gesch., Bd. 4/1, hg. v. A. Schmid, ²2003, S. 499–634;
T. Fürst, K. S., Ein Lebensweg in Umbrüchen, 2007 (P);
Die Protokolle d. Bayer. Min.rats 1919–1945, Das Kab. Held IV Mai 1932 – März 1933, hg. v. d. Komm. f. bayer. Landesgesch. b. d. Bayer. Ak. d. Wiss., d. Gen.direktion d. Staatl. Archive Bayerns u. d. Inst. f. Bayer. Gesch. d. LMU, bearb. v. W. Ziegler, 2010. -
Quellen
Bayer. HStA, MInn 85186, MF 77800.
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Autor/in
Oliver Braun -
Zitierweise
Braun, Oliver, "Stützel, Karl" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 637-638 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117358436.html#ndbcontent