Egidy, Moritz von
- Lebensdaten
- 1847 – 1898
- Geburtsort
- Mainz
- Sterbeort
- Potsdam
- Beruf/Funktion
- christlicher Ethiker ; Schriftsteller ; Philosoph ; Marineoffizier ; Pazifist
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 11868809X | OGND | VIAF: 40172623
- Namensvarianten
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- Egidy, Christoph Moritz von
- Egidy, Moritz von
- Egidy, Christoph Moritz von
- Egidy v.
- Egidy von
- Egidy, Christoph M. von
- Egidy, M. von
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Egidy, Christoph Moritz von
Verfechter eines dogmenfreien Christentums, * 29.8.1847 Mainz, † 29.12.1898 Potsdam. (evangelisch)
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Genealogie
Aus sächsischer Adelsfamilie, zu der auch die sächsischen Generäle →Hans v. E.-Geißmar (1799–1875) u. →Ralph (1867–1955) gehören;
V Ferd. (1811–52), preußischer Hptm., S des sächsischen Oberstleutnant Aug. u. der Karoline Marianne v. Wolfersdorf;
M Alexandrine (1813–87), T des Goldschmieds Siegmund in Berlin;
⚭ Zwickau 1869 Luise (1848–1933), T des Regierungsrats Albrecht v. Götz u. der Luise Prn. zu Schwarzburg-Sondershausen;
6 S, 6 T, u. a. →Moritz (1870–1937), Kapitän z. S., Kommandant des Panzerkreuzers „Seydlitz“ (Skagerrakschlacht), →Emmy (1872–1946), Schriftst. (s. Kosch, Lit.-Lex.). -
Biographie
E. war Offizier, zuerst in preußischen, später in sächsischen Diensten. Seit 1884 in Großenhain stationiert, benutzte er die Muße, die ihm die Stellung als Oberstleutnant beim Stab des dortigen Husarenregiments bot, zu intensiver Teilnahme am kirchlichen Leben. Dabei drängte sich ihm, anscheinend ganz unabhängig von ähnlich gerichteten Stimmen seiner Zeit, ernste Kritik an der Kirche auf. Er führte die Mißstände auf die kirchliche Forderung nach dem Glauben an die Gottheit Christi zurück und wendete sich im Interesse eines Christentumsverständnisses, das das Wesentliche der Religion in tätiger Liebe sieht, gegen orthodoxe Positivität und konfessionelles Kirchentum überhaupt. In einer kleinen Schrift „Ernste Gedanken“ legte er 1890 seinen Standpunkt dar; sie fand weiteste Verbreitung (60. Tausend 1891), trug aber E. selbst die Verabschiedung ein. Von nun an wirkte er, von tiefer Überzeugung getrieben, in weiteren Publikationen und in eigenen Versammlungen für die „Wiedervereinigung aller Christen im Christentum Christi“, wobei er bewußt keine neue Organisation schaffen wollte. Parteilose Kandidaturen zum Reichstag von 1893 und 1898 schlugen fehl. So gingen E.s Bestrebungen, die zunächst heftiges Für und Wider hervorgerufen hatten, noch vor seinem frühen Tode in denen der Ethischen Gesellschaften und der Friedensbewegung einerseits und des Protestantenvereins andererseits auf.
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Werke
Weitere W u. a. Weiteres zu d. „Ernsten Gedanken“, 1890; Zum Ausbau d. „Ernsten Gedanken“, 1891;
Ernstes Wollen, 1891;
spätere Aufss. gesammelt b. H. Driesmans, M. v. E., I, 1900. – Hrsg.: Einiges Christentum, 1892-93; Versöhnung, 1894-99. -
Literatur
ADB 48;
H. Driesmans, M. v. E., Sein Leben u. Wirken, 2 Bde., 1900 (W, P);
Emmy v. Egidy, Ch. M. v. E., Werden, Sein u. Wirken, 1935/36. -
Autor/in
Martin Elze -
Zitierweise
Elze, Martin, "Egidy, Moritz von" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 337 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11868809X.html#ndbcontent
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Egidy, Moritz von
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Biographie
Egidy: Moritz v. E., Führer einer religiösen Bewegung im Sinne eines ästhetischen und moralistischen Rationalismus, ist 1847 in Mainz geboren, er wurde im Kadettenhause zu Potsdam erzogen und trat 1865 als Officier in die preußische, 1867 in die sächsische Armee ein. Als Oberstlieutnant im sächsischen Gardereiterregiment wußte er sich durch seinen religiösen und sittlichen Ernst und seine wohlwollende Manneszucht die ungetheilte Hochachtung und Werthschätzung besonders der kirchlichen Kreise zu gewinnen. Um so mehr überraschte es, als er sich als Verfasser der anonym erschienenen Broschüre:|"Ernste Gedanken“ (1890) bekannte; die scharfe und bittere, aber gerade bei diesem Verfasser auffallend verständnißlose Kritik von Kirche und Christenthum, seine Behauptung, das Christenthum dulde weder Kirche noch Dogmenzwang und bestehe lediglich im Glauben an Gottes Liebe und in sittlich geordnetem Lebenswandel, dabei die warme Liebe zum Christenvolke, die überall durchblickt, — das Alles charakterisirt den liebenswürdigen und edel gesinnten, aber an großer Unklarheit und Selbstüberschätzung leidenden Schwärmer. Zu beklagen ist es, daß E. durch rigoroses Vorgehen seiner Vorgesetzten — man vermuthete wol ein Wiederaufleben des Lichtfreundthums — zum Märtyrer gemacht wurde; er erhielt seinen Abschied aus dem Heere und siedelte nach Berlin, später nach Potsdam über. Durch Vorträge und Broschüren suchte er, durch sein Martyrium berühmt geworden, für seine Ideen in unermüdlicher Weise Propaganda zu machen. Die Anhänger der „Ethischen Gesellschaften“ in Deutschland und in der Schweiz erhoben ihn enthusiastisch auf den Schild und feierten ihn als neuen Reformator. Als er 1898 im Alter von 51 Jahren starb, war auch der Einfluß seiner Reden und Schriften verschwunden.
Schriften: „Bericht über die Pfingstversammlung 1891"; „Das einige Christenthum" (Ernste Gedanken. Weiteres und Ausbau. Bericht über die Pfingstversammlung) 1891; „Ernstes Wollen", 1891; „Versöhnung. Zusammenschluß aller das Gesammtwohl fördernden Bestrebungen", 1894; (Fortsetzung unter dem Titel: „Monatsschrift" 1896); „Leitworte“ 1894; „Beseitigung der Classengegensätze“, Vortrag am 8. November 1895; „Ethisch-socialwissenschaftliche Vortragscurse, veranstaltet von den Gesellschaften für ethische Cultur in Deutschland, Oesterreich und der Schweiz (Züricher Reden)“, 7 Bände, Bern 1896/97; „Gedanken über Erziehung“ (Sammlung pädagogischer Vorträge, X. Band 6. Heft. 1897).
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Literatur
Allgem. Evang.-Luth. Kirchenzeitung 1899, Nr. 1. — J. H. Kurtz, Lehrbuch der Kirchengeschichte¹³ (1899) II 2, S. 284 f.
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Autor/in
E. Chr. Achelis. -
Zitierweise
Achelis, Ernst Christian, "Egidy, Moritz von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 48 (1904), S. 272-273 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11868809X.html#adbcontent