Staudinger, Julius Ritter von (seit 1885)
- Lebensdaten
- 1836 – 1902
- Geburtsort
- Schwabach
- Sterbeort
- München
- Beruf/Funktion
- Jurist
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 102034869 | OGND | VIAF: 14846766
- Namensvarianten
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- Staudinger, Julius (bis 1885)
- Staudinger, Julius Friedrich Heinrich Wilhelm Carl Franz Ritter von
- Staudinger, Julius Ritter von (seit 1885)
- staudinger, julius ritter von
- Staudinger, Julius (bis 1885)
- staudinger, julius
- Staudinger, Julius Friedrich Heinrich Wilhelm Carl Franz Ritter von
- Staudinger, Julius von
- Staudinger, J. von
- Staudinger, Jul. von
- Staudinger, Julius v.
- Staudinger, Julius Ritther von (seit 1885)
- staudinger, julius ritther von
- Staudinger, Julius Friedrich Heinrich Wilhelm Karl Franz Ritter von
- staudinger, julius friedrich heinrich wilhelm carl franz ritther von
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Staudinger, Julius Friedrich Heinrich Wilhelm Carl Franz Ritter von (bayerischer Personaladel 1885)
Jurist, * 28. 1. 1836 Schwabach, † 1. 2. 1902 München. (evangelisch)
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Genealogie
V →Karl S., bayer. Landger.assessor in Fürth, Landrichter in Cadolzburg;
M Charlotte Drausch;
B →Karl S. (1848–1925, bayer. Oberstlt., dann Archivar, 1904–18 Vorstand d. bayer. Kriegsarchivs, zuletzt Gen.major (s. Wi. 1922; Archival. Zs. 35, 1925, S. 270–301; W);
– ⚭ Nürnberg 1862 Johanna Sophia (1840–1914), aus Frankenthal (Pfalz), T d. →Heinrich Wilhelm Heerwagen (1811–88, aus Bayreuth, Dr. phil., Hist., Philol., 1844–57 am Gymn. in Bayreuth, 1857–84 Rektor d. Egidiengymn. in Nürnberg, 1863–85 Präses d. Pegnesischen Blumenordens, 1866 Verdienstorden v. Hl. Michael, 1870 korr. Mitgl. d. Bayer. Ak. d. Wiss., 1878 Ehrenbürger d. Stadt Nürnberg (s. Mitt. d. Ver. f. Gesch. d. Stadt Nürnberg 8, 1889, S. 235–37; Stadtlex. Nürnberg), u. d. Amalie Fikenscher († 1849), aus Bayreuth; 2 T. -
Biographie
S. studierte Rechtswissenschaften in Erlangen, Heidelberg und Leipzig. 1858 in Erlangen promoviert, legte er im Folgejahr die jur. Staatsprüfung ab. Nach nur einmonatiger Tätigkeit als Akzessist am Bezirksgericht Nürnberg wechselte S. 1860 als Hilfsarbeiter in das bayer. Staatsministerium der Justiz, wo er knapp zwei Jahre später zum Ministerialsekretär ernannt wurde. Beförderungen zum Geheimen Sekretär (1865) und Appellationsgerichtsrat (1871) schlossen sich an. 1874 wurde S. zum Rat am Obersten Gerichtshof ernannt, blieb jedoch weiterhin im Staatsministerium der Justiz beschäftigt. Seit 1875 wegen Krankheit vorübergehend im Ruhestand, trat er 1884 wieder in den aktiven Dienst als Rat am Obersten Landesgericht in München. 1888 wurde S. Senatspräsident am Oberlandesgericht München, allerdings 1890 erneut wegen Krankheit in den zeitlichen Ruhestand, 1894 in den dauerhaften Ruhestand versetzt.
Seit Beginn seiner beruflichen Laufbahn publizierte S. umfänglich zum Straf- und Strafprozeßrecht. Daneben war er 1885–1902 Herausgeber der jur. Fachzeitschrift „Dr. J. A. Seuffert’s Blätter für Rechtsanwendung“. S. beteiligte sich maßgeblich an einem Großkommentar zu dem am 1. 1. 1900 in Kraft tretenden BGB, der bis heute unter seinem Namen erscheint. Er dirigierte die Arbeiten und kommentierte selbst die §§ 433–534, 598–661, 1363–1563 BGB. Den Abschluß der ersten Auflage 1903 erlebte S. nicht mehr. In den ersten Besprechungen zunächst als Werk mit Bezug vor allem zur süddt.-bayer. Rechtspraxis wahrgenommen, erhielt der Kommentar auf Grund seiner umfassenden und gründlichen Erläuterung des BGB rasch im gesamten Reichsgebiet positive Resonanz und sicherte sich weite Verbreitung. Obwohl S. v. a. für seine Arbeit am BGB-Kommentar bekannt blieb, war ein Großteil seiner Tätigkeit strafrechtlichen Materien und dem Wirken an der Schnittstelle zwischen dem Recht des neugegründeten Dt. Reiches und demjenigen des Kgr. Bayern gewidmet: S. befaßte sich mit der durch die Reichsgründung bedingten Geltung norddt. Justizgesetze in Bayern, bereitete den Vollzug des Reichsstrafgesetzbuches in Bayern vor und erstellte zu diesem Gesetz eine kommentierte Ausgabe. Daneben war er an den Arbeiten zur Strafprozeßordnung für das Dt. Reich beteiligt.
S. gestaltete wichtige rechtliche Neuerungen seiner Zeit auf legislativer Ebene mit. Sein jur. Werk besticht in der Gesamtschau durch die viele Rechtsgebiete umspannende Stoffbeherrschung und die wissenschaftliche Aufbereitung neuer Gesetze und Rechtsentwicklungen in für den zeitgenössischen Praktiker anwendbarer Weise. Aufgrund privater Interessen veröffentlichte S. zu rechtlichen und praktischen Aspekten der Fischerei und gab 1881–92 als Redakteur die „Allgemeine Fischerei-Zeitung“ heraus.
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Auszeichnungen
A kgl. sächs. Erinnerungskreuz f. 1870/71 (1871);
Rr.kreuz I. Kl. d. bayer. Verdienstordens v. Hl. Michael (1872);
preuß. Kronenorden IV. Kl. (1872, II. Kl. 1873);
Rr.kreuz I. Kl. d. Ordens d. württ. Krone (1873);
Rr.kreuz d. Verdienstordens d. bayer. Krone (1885);
GR (1900). -
Werke
Die Rechtslehre v. Lebensvers.vertrag, Diss. Erlangen, 1858;
Das Strafgesetzbuch f. d. Kgr. Bayern, 1862;
Ueberschau d. auf d. bayer. Strafgesetzbuch u. Polizeistrafgesetzbuch nebst d. Einf.gesetze v. 10. Nov. 1861 bezügl., seither erschienenen Verordnungen, Min.entschließungen, wichtigeren Erkenntnisse u. Abhh., 1865;
Die Einf. norddt. Justizgesetze als Reichsgesetze in Bayern, 2 Bde., 1871;
Das Strafgesetzbuch f. d. Dt. Reich, mit d. Einf.- u. Nebengesetzen f. d. Kgr. Bayern, 1872, bearb. v. Hermann Schmitt 201935;
Slg. v. Staatsverträgen d. Dt. Reichs über Gegenstände d. Rechtspflege, Textausg. mit Anmm., 1882, 1. Erg.bd. 1884, ²1895;
Strafprozeßordnung f. d. dt. Reich v. 1. Febr. 1877, Mit Einl., Anmm., Auszügen aus d. Reichsger.vfg.gesetze u. anderen Gesetzen, sowie Sachreg., 1877, 161936;
Das Polizeistrafgesetzbuch f. d. Kgr. Bayern nach d. Landesgesetzen v. 26. Dez. 1871 u. 28. Febr. 1880, dann mit d. sonstigen Abänderungen durch d. neue Gesetzgebung, 1880, bearb. v. Hermann Schmitt⁸1927;
Kommentar z. Bürgerl. Gesetzbuche f. d. Dt. Reich nebst Einf.gesetz, 6 Bde., 1898–1903, nach Ersch. d. 13. Aufl., 1993 ff., Zählung nach Auflagen eingestellt, stattdessen regelmäßige Neubearb. einzelner Bde.; Vortrr. aus d. Gebiet d. bürgerl. Gesetzbuchs f. Verw.beamte, 1899/1900;
– zu Karl S.: Gesch. d. bayer. Heeres, 3 Bde., 1901–09; Das kgl. bayer. 2. Infanterie-Rgt. „Kronprinz“ 1682–1882, T. 1, Halbbde. 1 u. 2, in 3 Lfgg., 1885–87. -
Literatur
Nachrufe: W. Henle, in: DJZ 7, 1902, S. 90 f.;
K. Gareis u. K. Osthelder, in: Seuffert`s Bll. f. Rechtsanwendung 67, 1902, S. 61 ff.;
– F. Sturm, Der Kampf um d. Rechtseinheit in Dtld., in: J. v. S.s Kommentar z. Bürgerl. Gesetzbuch mit Einf.gesetz u. Nebengesetzen, 100 J. BGB – 100 J. Staudinger, Btrr. z. Symposion v. 18.–20. Juni 1998 in München, red. v. M. Martinek u. P. L. Sellier, S. 13–38 (W-Verz.);
Kürschner, Lit.-Kal. 1902;
BJ VII, Tl.;
Schärl;
– Nachlaßsplitter: Bayer. Staatsbibl., 2 Briefe an Ludwig v. Bürkel;
Stadtbibl. München, 13 Briefe an S.; – Qu Bayer. HStA München: Personalakt, Adelsmatrikel, Ordensakten. -
Autor/in
Carsten Fischer -
Zitierweise
Fischer, Carsten, "Staudinger, Julius Ritter von" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 87-88 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd102034869.html#ndbcontent