Stapelfeldt, Franz
- Lebensdaten
- 1877 – 1954
- Geburtsort
- Stockelsdorf (Kreis Eutin)
- Sterbeort
- Bremen
- Beruf/Funktion
- Industriekaufmann ; Werftdirektor
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 118752774 | OGND | VIAF: 67261171
- Namensvarianten
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- Stapelfeld, Franz Carl Heinrich
- Stapelfeldt, Franz
- Stapelfeld, Franz Carl Heinrich
- Stapelfeldt, Franz Carl Heinrich
- Stapelfeld, Franz Karl Heinrich
- Stapelfeldt, Franz Karl Heinrich
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Stapelfeldt, Franz Carl Heinrich
Industriekaufmann, Werftdirektor, * 18. 1. 1877 Stockelsdorf (Kreis Eutin), † 4. 6. 1954 Bremen. (evangelisch)
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Genealogie
V Hans Peter, Kaufm. in St.;
M Caroline Schröder (⚭ 2] N. N.);
⚭ Bremen 1906 Margarethe (1878–1958), T d. Heinrich Buchholz, Schlachtermeister in B., u. d. Ida Beermann; kinderlos. -
Biographie
S. wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf und lebte seit 1884 mit seiner Mutter und seinem Stiefvater in Bremen, wo er die Freischule besuchte. 1891 begann er eine Lehre im Agentur- und Kommissionsgeschäft Ferd. Böttcher. Anschließend war er als Reisender für chem. Produkte im In- und europ. Ausland tätig, seit der Jahrhundertwende betätigte er sich auf verschiedenen Gebieten, u. a. im Petroleumgeschäft. 1900 richtete er Bremens erstes Automatenrestaurant ein; im Zusammenhang mit dessen Konkurs wurde er 1901 wegen Wechselfälschungen und Betrug zu drei Jahren Gefängnis und Ehrverlust verurteilt. 1913 wurde er Prokurist, 1915 geschäftsführender Direktor der Maschinenfabrik „Otwi-Werke GmbH“ in Bremen, die|während des 1. Weltkriegs Granaten fertigte. Auf Vorschlag des Teilhabers der Otwi-Werke und Aufsichtsratsmitglieds der Werft A. G. „Weser“, Otto Sprenger, übernahm S. 1921 den Vorstandsvorsitz der A. G. „Weser“. In der allgemeinen Krise der dt. Werftindustrie, in der auch die A. G. „Weser“ hohe Verluste verzeichnete, erfolgte u. a. auf Initiative des Bankiers →Friedrich Schröder (1879–1933), seit 1920 Aufsichtsratsvorsitzender der A. G. „Weser“, 1926 die Fusion mit der Geestemünder Werft „John. C. Tecklenborg“ zur „Deutsche Schiff- und Maschinenbau AG“ (Deschimag), gleichzeitig die Übernahme der „Vulcan-Werke“ in Hamburg und 1927 der „Vulcan-Werke Stettin AG“. Im selben Jahr erwarb die Deschimag die Aktienmehrheiten der Werften „G. Seebeck AG“ Bremerhaven, „Nüscke & Co. AG“ in Stettin und AG „Neptun“ in Rostock. 1928 wurde die völlige Fusion mit der Seebeck-Werft vollzogen sowie die Aktienmajorität von 95 % bei der „Frerichswerft AG“ in Nordenham erworben. S. wurde Generaldirektor des neuen Unternehmens. Der Konzern gewann mit →Hans Wach (1879–1961) und →Gustav Bauer (1871–1953) zwei technische Experten, deren BauerWach-Abdampfturbine sich ebenso bewährte wie das Vulcan-Getriebe des Hamburger Vulcan. Von dem österr. Erfinder →Erich Maier (1901–81) erwarb S. die Baulizenz für die sog. Maierform, die die Schiffsform verbesserte und sich als Exportschlager in Europa und den USA erwies. Dennoch machte die Werft 1930 hohe Verluste, 1929 wurden ca. 50% der Mitarbeiter entlassen, während der Weltwirtschaftskrise lebte die Werft von Reparaturaufträgen. S. nahm Aufträge der „Junkers-Flugzeugwerke AG“, Dessau, an und saß als Vertreter der Deschimag im Aufsichtsrat der von ihm 1934 gegründeten „Weser“ Flugzeugbau GmbH, Bremen. Nach dem Ausscheiden Friedrich Schröders aus dem Aufsichtsrat beteiligte sich 1933 die „Fried. Krupp AG“, Essen, an der Sanierung. Nach 1935 profitierte die Werft von der Wiederaufrüstung und Bestellungen der Kriegsmarine (U-Boote, Zerstörer, Großkampfschiffe), seit 1938 /39 bot S. politisch Verfolgten, Kommunisten und linken NS-Gegnern, die aus der Haft oder dem KZ entlassen worden waren, Arbeit auf der Werft, die aufgrund der Rüstungsaufträge zusätzliche Arbeitskräfte benötigte. Darüber hinaus waren noch ca. 2000 Ausländer, darunter auch Zwangsarbeiter, seit 1944 bis zu 1600 KZ-Häftlinge auf der Werft beschäftigt. S. stand den Verfolgungsmaßnahmen des Nationalsozialismus zunehmend kritisch gegenüber und förderte seit 1934 Oppositionelle. Über Pastor →Hans Asmussen und →Hans Bernd Gisevius kam S. in Verbindung u. a. mit Wolf-Heinrich Gf. v. Helldorf, →Hjalmar Schacht, →Wilhelm Canaris, →Erwin Planck und dem Widerstandskreis um →Carl Goerdeler und →Hans Oster, an dessen Besprechungen er teilnahm und den er bis 1944 mit beträchtlichen, als Spenden „für Parteizwecke“ getarnten Mitteln förderte. S., NSDAP-Mitglied seit 1936, Wehrwirtschaftsführer (1940), Vizepräses und Leiter der Industrieabteilung der Handelskammer Bremen (1940–44), blieb zunächst unbehelligt, wurde aber am 3. 10. 1944 unter dem Verdacht, der Widerstandsbewegung anzugehören, verhaftet, mangels Beweisen aber nach dem erzwungenen Rücktritt vom Vorstandsvorsitz der Deschimag (31. 12. 1944) am 2. 3. 1945 wieder entlassen. Am 17. 5. 1945 von den amerik. Besatzungsbehörden wegen „Unterstützung der NSDAP“ verhaftet, wurde ihm nach der Entlassung aus dem Internierungslager Westertimke im Febr. 1946 die Rückkehr in seine alte Funktion nicht mehr erlaubt. Vor der Kammer für die Befreiung vom Nationalsozialismus wurde S. in einem Sonderausschuß nach zahlreichen Zeugenaussagen vom Vorwurf, aktiver Nationalsozialist gewesen zu sein, freigesprochen.
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Auszeichnungen
A S.-Str. in Bremen (1984).
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Werke
Mein Verhältnis z. NSDAP, 1946 (Ms. im StA Bremen);
– Qu
Spruchkammerakte d. Senators f. d. pol. Befreiung z. „Sonderfall Stapelfeldt“ im StA Bremen;
BA Berlin. -
Literatur
H. B. Gisevius, Bis z. bittern Ende, 1947, S. 322 ff.;
O. Höver, 75 J. Seebeckwerft 1876–1951, 1951;
Bremer Nachrr. v. 5. 6. 1954 (P);
Weser Kurier v. 5. 6. 1954 (P);
125 J. AG „Weser“, 1968;
P. Brandt, Antifaschismus u. Arbeiterbewegung, 1976;
I. Marßolek u. R. Ott, Bremen im Dritten Reich, 1986;
H. Schwarzwälder, Gesch. d. Freien Hansestadt Bremen, Bd. 4, Bremen in d. NS-Zeit (1933–1945), 1995;
P. Kuckuk u. a. (Hg.), Von d. Dampfbarkasse z. Containerschiff, 1988;
ders. (Hg.), Die A. G. „Weser“ in d. Nachkriegszeit 1945–1953, 2005;
R. Thiel, Die Gesch. d. Actien-Ges. „Weser“ 1843–1983, Bd. II, 1919–1945, 2006 (P);
Rhdb. (P);
Brem. Biogr.;
Das gr. Bremen-Lex. -
Autor/in
Lars U. Scholl -
Zitierweise
Scholl, Lars U., "Stapelfeldt, Franz" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 57-58 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118752774.html#ndbcontent