Spiegler, Franz Joseph
- Lebensdaten
- 1691 – 1757
- Geburtsort
- Wangen (Allgäu)
- Sterbeort
- Konstanz
- Beruf/Funktion
- Maler ; Freskant ; Künstler
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 118798251 | OGND | VIAF: 95775435
- Namensvarianten
-
- Spiegler, Franz Joseph
- Spiegler, Franz Josef
- Spiegier, Joseph Franz
- Spiegler, Franz J.
- Spiegler, Johann
Vernetzte Angebote
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Thesaurus des Consortium of European Research Libraries (CERL)
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- * Landeskunde Entdecken Online - Baden-Württemberg (LEO-BW) [2015-]
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Literaturnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Werknachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- Index Theologicus (IxTheo)
- * Jahresberichte für deutsche Geschichte - Online
Verknüpfungen
Personen in der NDB Genealogie
Personen im NDB Artikel
Orte
Symbole auf der Karte
Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.
-
Spiegler, Franz Joseph
Maler, Freskant, * 5.4. 1691 Wangen (Allgäu), † 15. 4. 1757 Konstanz. (katholisch)
-
Genealogie
V →Johann Franz (1655–92), Ger.schreiber, Landger.prokurator in W., S d. Martin (1625–70) u. d. Ursula Sing;
M Anna Maria (1656–1716), T d. Georg Bapst;
Ur-Gvv →Michael Sing, 1629 Goldschmied in Braunau/Inn;
Gr-Ov →Thiemo Sing (1639–66), Laienbruder im Stift St. Peter in Salzburg, Maler (s. L; ThB), →Johann Caspar Sing (1651–1729), aus Braunau/Inn, Maler, 1698 Meister u. Bürger in München, bayer. Hofmaler (s. L), Johann Baptist, Maler (s. L);
– ⚭ Dürmentingen (Oberschwaben) 1726 Maria Rosa (1706–72), T d. Franz Anton Wehe;
T Anna Maria (1727–82, ⚭ →Konrad Wengner, 1728–1806, aus Thann, Allgäu, Maler in K. u. Kempten, Hofmaler d. Fürstabts v. Kempten, s. ThB). -
Biographie
Über S.s Ausbildung gibt es keine Nachrichten, doch ist eine Lehrzeit in München bei seinem Großonkel, dem Maler Johann Caspar Sing, seit 1705/06 wahrscheinlich. Strittig ist ein früher Aufenthalt in Wien. Archivalisch faßbar wird S., als er 1712–22/23 zahlreiche Faßmalereien und Vergoldungen an „etlich Stuckh Rahmen“ für die Gfsch. Wolfegg ausführte. Spätestens 1718 erlangte er die Meistergerechtigkeit, doch erst im Alter von über 30 Jahren entstanden seine ersten Altargemälde (Maria verehrt v. Heiligen, 1721, St. Bartholomäus, Erisdorf; Vermählung Mariens, 1722, Bronnen, St. Joseph). Auch als Freskant ist er erst nach 1723 nachweisbar. Während die Ausmalung der ehemaligen Grablege der Herren v. Syrgenstein in Maria Thann (1723) verloren ist, zeigen die 1723–25 entstandenen Fresken in den Konventsgebäuden der Benediktinerabtei Ottobeuren¶ S.s frühe Vollendung in dieser Technik. In Ottobeuren traf S. auf den dort arbeitenden Venezianer →Jacopo Amigoni (1675–1752), der stilistisch am nachhaltigsten auf ihn wirkte. Zudem vermittelte ihm der kunstsinnige und einflußreiche Abt →Rupert II. Neß (1670–1740) weitere Aufträge. Bereits 1726 stand S. im Ruf eines Künstlers, der „in fresco zuemahlen virtuos sein solle“. Er arbeitete im Schwarzwald (Freskierung d. Bendiktinerklosterkirche St. Peter¶, 1727), trat in die Dienste des Abtes von Zwiefalten (Freskierung d. Saales vor d. Prälatenzimmern, 1729), und erneuerte seine Kontakte zur Zisterzienserabtei Salem¶, für die er – teilweise zusammen mit dem Bildhauer →Joseph Anton Feuchtmayer (1696–1770) – verschiedene Tafel- und heute größtenteils nicht mehr erhaltene Deckenbilder ausführte (einzig das Deckengemälde in der Prälatur ist original erhalten). Gemeinsam mit Feuchtmayer arbeitete er zu Beginn der 30er Jahre für das am Vierwaldstättersee gelegene Benediktinerkloster Engelberg¶ (Himmelfahrt Mariens, 1734) – eine Ausmalung der Kirche kam allerdings nicht zustande. S. konnte jedoch bereits wenig später in Lindau seine Fähigkeiten bei der Bewältigung größerer Deckengewölbe unter Beweis stellen (Triumphzug d. christl. Tugenden, 1736, Lindau, Festsaal d. ehem. Reichsdamenstifts¶). Nach Ausstattung der Deutschordenskirchen auf der Mainau und in Merdingen sowie Arbeiten für Schloß Syrgenstein setzte zu Beginn der 40er Jahre S.s Tätigkeit für das Benediktinerkloster Ochsenhausen¶ ein, die neben der Freskierung der Benediktuskapelle auch die Ausstattung von Prioratskirchen umfaßte (St. Otmar, Untersulmetingen; St. Urban, Reinstetten). Bedeutende Zeugnisse seiner Kunst dürften mit den 1768 durch Brand zerstörten Ausmalungen des Bibliotheks- und Hofsaales der Benediktinerabtei St. Blasien¶ (um 1744) verloren gegangen sein.
In den 30er und 40er Jahren läßt sich das Bestreben erkennen, dem Bildraum größere Tiefenräumlichkeit zu verleihen (Urteil d. Salomo, 1730, Salem, Prälatur; Salomo u. d. Kgn. v. Saba, 1739, Schloß Syrgenstein). Gelegenheit zur Ausmalung größerer Decken erhielt S. Ende der 40er Jahre, als er die Benediktinerklosterkirche Zwiefalten¶ – einen der bedeutendsten spätbarocken Kirchenbauten Süddeutschlands – freskierte. 1747–52 schuf er hier v. a. im Langhaus eine vollkommen eigenständige, illusionistische Komposition von monumentaler Wirkung. Die als letzter überlieferter Auftrag 1752–54 entstandenen Fresken in der Damenstiftskirche¶ in Bad Säckingen paraphrasieren die Zwiefaltener Kompositionen. Die Fresken in Zwiefalten und Säckingen zeigen in ihrer brauntonigen Farbigkeit und ihrem Chiaroscuro sowie in ihrer Komposition den Einfluß venezian. Maler wie Piazzetta und Tiepolo, weshalb man einen Aufenthalt S.s in der Lagunenstadt vor den Zwiefaltener Arbeiten angenommen hat.
Die Fresken in Zwiefalten bedeuten den Höhepunkt in S.s Schaffen, in dem er sich als eigenständiger Vertreter des spätbarocken Illusionismus erweist. Ausgehend von den flächigen Kompositionen Amigonis und dessen neuartigem Kolorit sowie durch die Verarbeitung von Anregungen bayer. Freskanten entwickelte S. eine dramatische, expressive Formensprache. Die wie Wirbel gestalteten|Himmelsvisionen überwältigen den Betrachter durch ihre spirituelle Intensität, die allenfalls im Werk →Franz Anton Maulbertschs (1724–96) Parallelen findet.
-
Werke
Weitere W u. a. Ausstattung d. Kirchen St. Stephan, Habsthal, 1747;
St. Martin, Altheim, 1747–51/52 (beide mit J. A. Feuchtmayer). -
Literatur
E. Pohl, Leben u. Werk d. „Historien u. Freskomahlers“ F. J. S., Ein Btr. z. Gesch. d. süddt. Barockmalerei, Diss. Bonn 1952;
R. Kolb, F. J. S. 1691–1757, „Barocke Vision über dem See“, 1991;
H. Hosch, F. J. S., Zur Entwicklung u. z. Ausbildungsverlauf d. Barockmalers, in: Schrr. d. Ver. f. Gesch. d. Bodensees u. seiner Umgebung, 111, 1993, S. 119–55;
B. Bushart, F. J. S., Versuch e. Positionsbestimmung, in: Franz Anton Maulpertsch u. sein schwäb. Umkreis, Ausst.kat. Mus. Langenargen, 1996, S. 87–114;
M. Neubert, F. J. S., 1691–1757, Die künstler. Entwicklung d. Tafelbildmalers u. Freskanten, 2007;
ThB (W-Verz.);
BBKL X;
Dict. of Art;
– zu Johann Caspar Sing:
E. Seib, J. C. S. (1651–1729) u. seine Brüder Thiemo u. Johann Baptist, Diss. Univ. München 1993;
F. J. Lipowsky, Baier. Künstler-Lex., 1810;
ThB. -
Autor/in
Peter Prange -
Zitierweise
Prange, Peter, "Spiegler, Franz Joseph" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 684-685 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118798251.html#ndbcontent