Sigl, Rudolf
- Lebensdaten
- 1928 – 1998
- Geburtsort
- München
- Sterbeort
- München
- Beruf/Funktion
- Geodät ; Geodät
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 118835955 | OGND | VIAF: 64804612
- Namensvarianten
-
- Sigl, Rudolf
- Sigl, R.
- Sigl, Rudolph
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Sigl, Rudolf
Geodät, * 16. 3. 1928 München, † 8. 1. 1998 München. (katholisch)
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Genealogie
V Gottfried (1898–1960), Bäcker u. Konditor;
M Walburga Schuster (1900–90);
⚭ München 1957 Elisabeth Riepl (* 1929); 1 T. -
Biographie
Nach einer Lehre als Vermessungstechniker und dem Studium des Vermessungswesens an der Staatsbauschule München studierte S. Geodäsie an der TH München (1951 Dipl.Ing.). 1951–53 Assistent am Geodätischen Institut der TH bei →Max Kneißl (1907–73), war er 1953/54 Wiss. Mitarbeiter der Abteilung I des neu gegründeten „Dt. Geodätischen Forschungsinstituts“ (DGFI). Nach der Promotion zum Dr.-Ing. über das Thema „Kritische|Betrachtung zur Orientierung von geodätischen Hauptnetzen, günstigste Verteilung der Laplaceschen Punkte“ (1954) wurde er 1955–59 Observator der „Bayer. Kommission für die Internationale Erdmessung“ (BEK) der Bayer. Akademie der Wissenschaften in München. 1960 habilitierte sich S. an der TH München „Über die Beobachtung genauer astronomischer Längen“ und übernahm anschließend bis 1962 das Amt des Direktors des DGFI. 1962 folgte er einem Ruf auf den neu eingerichteten Lehrstuhl für Astronomische und Physikalische Geodäsie der TH München, dessen Direktor er 1965 wurde (em. 1993).
Seine wissenschaftliche Tätigkeit begann S. in der traditionellen, auf terrestrischen Meßverfahren beruhenden Geodäsie. Im Bereich der geodätischen Astronomie, dem damals gängigen Verfahren der Ortsbestimmung in der großräumigen Vermessung, förderte S. nachhaltig die Berechnung des Zusammenschlusses der Europ. Hauptdreiecksnetze des „RETrig“ (Readjustment of the European Triangulation Networks) und ebenso zu dessen Stabilisierung die Beobachtungen des „European Longitude Network“ (ELN). Ihren Abschluß fanden diese Arbeiten mit dem „European Datum 1987“.
S. erkannte früh, daß trotz der steten Verbesserung der bestehenden Dreiecksnetze durch neue Technologien, wie Radartechnik, Laser und insbes. moderne Rechenanlagen, die klassische Geodäsie an ihre Grenzen stieß. Die Ozeane konnten mit den vorhandenen Verfahren nicht überbrückt werden, die Einrichtung eines globalen Netzes war somit nicht möglich. Ebenso konnten zeitliche Veränderungen der Meeresoberflächen nicht flächendeckend erfaßt werden. Erst das Aufkommen der Raumfahrt und damit der Satellitengeodäsie ermöglichte einen bis dahin ungeahnten Fortschritt, und S. war einer der Pioniere der Satellitengeodäsie in Deutschland. Mit Voraussicht und Einsatz gelang es ihm, zusammen mit einer zunächst noch kleinen Wissenschaftlergruppe die Forschung auf diesem Gebiet auf den Weg zu bringen und die Einführung und Nutzung der neuen Verfahren zu fördern. Zusammen mit anderen Institutionen, etwa der „Groupe de Recherche Géodésie Spatiale“ in Toulouse, wurden zunächst umfangreiche theoretische Arbeiten und Simulationsrechnungen durchgeführt. Aus der Verbindung seines Universitätsinstituts mit dem DGFI und der BEK entstand 1970 der Sonderforschungsbereich Satellitengeodäsie, der nach 13 Jahren erfolgreicher Tätigkeit in eine auf Dauer angelegte Forschungseinrichtung überführt werden konnte. Von den vielfältigen grundlegenden Arbeiten fanden insbesondere die Berechnung und Untersuchung von Erdmodellen mit einer umfassenden Darstellung von Erdfigur, Erdrotation und Gravitationsfeld weltweit Beachtung. Um sich im internationalen Rahmen auch an der Entwicklung und praktischen Umsetzung von Beobachtungstechniken zu beteiligen, nahm 1971 die Satellitenbeobachtungsstation Wettzell im Bayer. Wald ihren Betrieb auf und wurde zu einer der führenden geodätischen Fundamentalstationen im internationalen Verband. Mit modernsten Beobachtungsverfahren werden die geodätischen Referenznetze aktualisiert und verbessert, die Veränderungen der Erdoberfläche und des Erdschwerefeldes sowie die Orientierung der Erde im Raum erforscht. S. hat bleibenden Anteil am Entstehen dieser weltweit hochangesehenen Einrichtung.
Neben seiner Haupttätigkeit wirkte er auch in der Kommission für die Herausgabe der Werke von →Johannes Kepler der Bayer. Akademie der Wissenschaften mit und gehörte dem Museumsrat des Dt. Museums in München an.
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Auszeichnungen
Ständiger Sekr. d. Dt. Geodät. Komm. (DGK) b. d. Bayer. Ak. d. Wiss. (1973–86);
Dir. d. Zentralltg. d. DGFI (1975–87);
Vors. d. BEK (1973–98);
Vizepräs. d. Internat. Ass. f. Geodesy (IAG, 1979–83);
Vizepräs. u. Präs. d. Komm. f. Kontinentale Netze (1975–83);
o. Mitgl. d. Bayer. Ak. d. Wiss. (1979);
ausw. Mitgl. d. Österr. Ak. d. Wiss. (1984);
Levallois-Medaille d. IAG (1984);
Dr. h. c. (Karlsruhe 1992). -
Werke
zahlr. Veröff. in Fachzss., v. a. d. DGK u. d. BEK;
Ebene u. Sphär. Trigonometrie mit Anwendungen auf Kartogr., Geodäsie u. Astronomie, 1969;
Einf. in d. Potentialtheorie, 1973, ²1989, engl. 1985;
Geodät. Astronomie, 1975, ⁴1991. -
Literatur
FS z. 60. Geb.tag, Veröff. DGK B 287, 1988 (P);
J. Albertz, H.-P. Bähr, H. Hornik u. R. Rummel (Hg.), Am Puls v. Raum u. Zeit, 50 J. DGK, 2002, S. 296 f. (P);
R. Rummel, in: Jb. d. Bayer. Ak. d. Wiss. 1998, S. 240–42 (P);
ders., in: DGK Jber. 1999, S. 28 f. (P);
K. Schnädelbach, in: Zs. f. Vermessungswesen 3, 1998, S. 111 f. (P). -
Autor/in
Helmut Hornik -
Zitierweise
Hornik, Helmut, "Sigl, Rudolf" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 401-402 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118835955.html#ndbcontent