Siesmayer, Heinrich
- Lebensdaten
- 1817 – 1900
- Geburtsort
- Auf dem Sande (heute Mainz-Mombach)
- Sterbeort
- Frankfurt/Main
- Beruf/Funktion
- Gartenbauunternehmer
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 117373265 | OGND | VIAF: 64782438
- Namensvarianten
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- Siesmayer, Franz Heinrich
- Siesmayer, Heinrich
- Siesmayer, Franz Heinrich
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Siesmayer, Franz Heinrich
Gartenbauunternehmer, * 26. 4. 1817 Auf dem Sande (heute Mainz-Mombach), † 22. 12. 1900 Frankfurt/Main, ⚰ Bockenheim bei Frankfurt/Main. (katholisch)
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Genealogie
V →Jakob Philipp (1781–1866), Kunstgärtner in Mombach, Mosbach, Offenbach/Main, Groß-Karben u. B., mit S. 1842 Gründer d. Fa. „Gebrüder Siesmayer“ in B., S d. →Joseph Joachim (1738–1821), kurtrier. Brunnenbeamter, Brüchlingszähler in Niederselters (beide s. Nassau. Biogr.);
M Anna Maria Platz (Bletz), T e. Rentamtmanns in Blieskastel; wohl Gr-Ov Franz Xaver Süßmay(e)r (1766–1803), aus Schwanenstadt (Oberösterr.), Komp. (s. ADB 37; MGG²; Riemann mit Erg.bd.; New Grove; New Grove²; Kosch, Theater-Lex.);
B Nikolaus (1815–98), Handelsgärtner, mit S. 1842 Gründer d. Fa. „Gebrüder Siesmayer“ in B., →Karl Friedrich v. S. (1821–1902, russ. Adel 1899), Kunstgärtner u. a. in Wien, F. u. b. Louis van Houtte in Gent, dann in Diensten d. Großfürstin Helena Pawlowna in St. Petersburg, ksl. Gartendir. ebd., Dir. d. Taurischen Gartens ebd., wo er Palmenkulturen anlegte u. 1899 d. internat. Gartenbauausst. organisierte (s. DBE);
– ⚭ Rödelheim 1855 Anna Elisabeth (Elise) (1837–72), aus Hanau, T d. Christoph Klees, Gastwirt in Offenbach;
3 S u. a. →Philipp (1862–1935), studierte an d. Potsdamer Gärtnerlehranstalt b. den Gustav Meyer-Schülern Gustav Fintelmann u. Hans Jancke, arbeitete dann in S.s Fa. mit, seit 1890 Teilh., seit 1892 Geschäftsführer, legte u. a. d. Kurpark in Bad Soden an, nach wirtschaftl. Niedergang seit 1918 ging d. Fa. 1933 in Konkurs, →Ferdinand (1868–1944), Kaufm., 6 T. -
Biographie
S. absolvierte 1832–34 eine Gärtnerlehre in der Frankfurter Handelsgärtnerei Sebastian (1782–1861) und →Jakob Rinz (1809–60), wo er anschließend auch arbeitete. 1840 gründete er ein eigenes Geschäft in Bockenheim, 1842 verband er sich mit seinem Vater und dem Bruder Nikolaus zu der Firma „Gebrüder Siesmayer“. Diese war anfangs eine reine Handelsgärtnerei, in der Nikolaus sich der Pflanzenkultur widmete und S. mit Gartenartikeln, Obstbäumen sowie selbstgefertigten Korkbildern mit Landschaftsdarstellungen handelte. Später erweiterte er das Angebot auf Gartenpflege, -planungen und -ausführung. Eine zusätzliche Sparte bildeten Spalierarbeiten aus Eichenholz; hier lieferte S. Architekturen wie Lauben, Veranden, Pavillons etc. Das umfassende Leistungsspektrum führte zu außerordentlichem Erfolg; S. arbeitete für adelige, bürgerliche und korporative Kunden v. a. in Hessen und am Rhein zwischen Köln und Mannheim und beschäftigte zeitweise bis zu 500 Mitarbeiter.
Als 1868 von Frankfurter Bürgern eine Aktiengesellschaft gegründet wurde, um die Pflanzensammlung Hzg. Adolphs von Nassau (1817–1905) aus Schloß Biebrich zu übernehmen, erhielt S. den Auftrag zur Planung einer entsprechenden Anlage. Nach Vollendung eines Gesellschaftsgebäudes, eines Palmenhauses und großer Terrassen wurde sie 1871 unter dem Namen „Palmengarten“ eröffnet und gilt bis heute als S.s Hauptwerk. Die vor dem Festsaal angelegten und später von S. mehrfach veränderten Teppichgärten riefen allgemein und in der Fachwelt Bewunderung hervor, ebenso wie seine Bodenmodellierung in den landschaftlichen Anlagen und seine künstlichen Felspartien.
Obwohl die Zahl der von S. geschaffenen Anlagen (v. a. Privatgärten) mit geschätzten 250–350 sehr hoch liegt, sind nur wenige Entwürfe nachweisbar. Diese wirken künstlerisch unbeholfen, die Wegeführung erinnert an franz. Vorbilder. Im allgemeinen|scheint S. jedoch keine bestimmte stilistische Richtung bevorzugt zu haben, sondern entwarf, was seinen Kunden gefiel. Später ließ er die Entwürfe von Mitarbeitern anfertigen. So stammen zwei elegante Wettbewerbsentwürfe für öffentliche Parks in Leipzig (1879) wohl kaum von S., sondern möglicherweise von dem Gartenarchitekten →Ernst Finken (1855–1927), den er eine Zeitlang als seine „rechte Hand“ beschäftigte, oder von →Gustav Sennholz (1850–95), der für S. arbeitete, bevor er 1884 Stadtparkgärtner in Wien wurde.
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Auszeichnungen
preuß. Garteninsp. (1872) u. Gartenbaudir. (1902);
hess. Hofgartening. u. Hoflieferant;
Ehrenbürger v. Bad Nauheim;
– Gedenkstein in Frankfurt-Goldstein;
Rose „Heinrich Siesmayer“ (1996);
- zu Philipp: Rose „Frau Philipp Siesmayer“ (1908). -
Werke
u. a. Kurpark Wiesbaden (Ausführung), 1836;
Park Günthersburg, Frankfurt/M., um 1836;
Park Reichenbach-Lessonitz, 1846;
Goldstein b. Frankfurt/M., 1840er J.;
Kurpark Bad Nauheim, 1854–59;
Anlage Nizza, Frankfurt/M., 1869;
Gutspark Lauteren, Nierstein, 1861;
Musterbaumschule Elisabethenhain, (Bad) Vilbel, 1867;
Palmengarten, Frankfurt/M., 1868–71;
Kurfürstenplatz, Bockenheim;
Friedhof an d. Ginnheimer Landstraße, Frankfurt, beide 1868;
Garten d. kgl. Lehranstalt f. Wein-, Obst- u. Gartenbau, Geisenheim, 1872/73;
Zool. Garten, Elberfeld, 1872–81;
Sanatorium (heute Kempinski-Hotel), Falkenstein (Taunus), 1876;
Schloßpark Rauischholzhausen, 1876;
Schmuckplatz vor d. Kurhaus, Wiesbaden, 1880;
Schloßpark, Langenzell b. Heidelberg, 1881–93;
Schmuckplatz im Kurpark, Homburg, 1883–88;
Rosengarten ebd., 1886;
Park Gail, Rodheim/Bieber, 1882–93;
Bergpark Villa Anna, Eppstein, 1885–90;
Zool. Garten, Wuppertal, 1885;
Schloßpark Dr. Heinrich (v.) Brunck, Kirchheimbolanden, um 1889;
Schloßpark, Donaueschingen, 1893;
zahlr. Privatgärten;
– Schr.:
Aus meinem Leben, 1892, Nachdr. 2007. -
Literatur
Zeller, Der neue Palmen-Garten zu Frankfurt am Main, in: Gartenflora 21, 1872, S. 114–18;
ders., ebd. 24, 1875, S. 300–03;
Hermann Jäger, Die Teppichgärten d. „Palmengartens“ zu Frankfurt a. M. u. ihre Bepflanzung im J. 1872, ebd. 22, 1873, S. 6–75;
M. Hesdörffer, in: Die Gartenwelt 5, 1901, S. 178–80;
A. Siebert, ebd. 21, 1917, S. 201–04;
E. Schneider, Ernst Finken z. Gedächtnis, ebd. 31, 1927, S. 598–600;
H. R. Jung, in: Die Gartenkunst 3, 1901, S. 21 f. (P);
[H. Koenig], in: Der Dt. Gartenarchitekt 9, 1932, S. 57–59;
E. Caspary u. R. Spitzlay, F. H. S. 1817–1900, Der Lebensweg e. gr. Kunst- u. Handelsgärtners an d. Wende zw. feudal-privatwirtsch. u. bürgerl.-kommunalwirtsch. Za., in: Nassau. Ann. 94, 1983, S. 222–44;
M. Nath-Esser, Gartenzauber, Gesch. d. Homburger Kurparks anläßl. d. 200. Geb.tages v. Peter Joseph Lenné, 1989, S. 138;
B. Vogt, F. H. S. (1817–1900), in: Stadt u. Grün 48, 1999, Nr. 2, S. 105–13;
ThB;
W. Leweke, Berühmte Frankfurter, 1988;
Kosch, Lit.-Lex.³;
Nassau. Biogr.;
Frankfurter Biogr. (P). -
Autor/in
Clemens Alexander Wimmer -
Zitierweise
Wimmer, Clemens Alexander, "Siesmayer, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 386-387 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117373265.html#ndbcontent