Seyfert, Richard
- Lebensdaten
- 1862 – 1940
- Geburtsort
- Neudorf bei Dresden
- Sterbeort
- Bühlau bei Dresden
- Beruf/Funktion
- Pädagoge ; Politiker ; Pädagoge
- Konfession
- -
- Normdaten
- GND: 118764896 | OGND | VIAF: 13103256
- Namensvarianten
-
- Seyfert, Hermann Richard
- Eres Haeres (Pseudonym)
- Practicus (Pseudonym)
- Freidank (Pseudonym)
- Seyfert, Richard
- Seyfert, Hermann Richard
- Eres Haeres (Pseudonym)
- eres haeres
- Practicus (Pseudonym)
- practicus
- Freidank (Pseudonym)
- freidank
- Eres
- Haeres
- Seyfert, R.
- Seyfert, Rich.
- Seyfert, Richard Hermann
Vernetzte Angebote
- * Neue Deutsche Biographie (NDB) [2010] Autor/in: Keppeler-Schrimpf, Helga (2010)
- * Akten der Reichskanzlei. Weimarer Republik online [2006-2007]
- * Sächsische Biografie [1999-]
- * Datenbank der deutschen Parlamentsabgeordneten Basis: Parlamentsalmanache/Reichstagshandbücher 1867 - 1938 [1867-1938]
- Eugenio Pacelli - Nuntiaturberichte von 1917-1929
- * Kalliope-Verbund
- Archivportal-D
- Personendaten-Repositorium der BBAW [2007-2014]
- Eugenio Pacelli - Nuntiaturberichte von 1917-1929
- Briefwechsel zwischen Eduard Spranger und Käthe Hadlich
- Kritische Online-Edition der Tagebücher Michael Kardinal von Faulhabers (1911–1952)
- * Datenbank der deutschen Parlamentsabgeordneten Basis: Parlamentsalmanache/Reichstagshandbücher 1867 - 1938 [1867-1938]
- * Nachlassdatenbank beim Bundesarchiv
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Literaturnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Werknachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- Sächsische Bibliographie
- Index Theologicus (IxTheo)
- * Jahresberichte für deutsche Geschichte - Online
Verknüpfungen
Personen in der NDB Genealogie
Personen im NDB Artikel
Orte
Symbole auf der Karte




Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.
-
Seyfert, Hermann Richard (Pseudonym 1895–97 Eres Haeres, Practicus, Freidank)
Pädagoge, Politiker, * 20. 4. 1862 Neudorf bei Dresden, † 23. 8. 1940 Bühlau bei Dresden, ⚰ Bühlau bei Dresden. (evangelisch)
-
Genealogie
V →Hermann Moritz († 1886), Schmied, seit 1850 Oberfeuerwerker b. d. Artillerie u. später Abt.ing. b. d. Muldentalbahn, Vf. e. Math.-Lehrbuchs f. Soldaten;
M Marie Wagner († 1862), seit 1864 Stief-M Selma Quell;
⚭ Ernstthal 1882 Anna Marie (1861–1941), T d. Webermeisters Wilhelm L. Scheibe aus Ernstthal (Sachsen);
1 S Richard Johannes (1886–1910), Student d. Philos., 3 T Marie Elisabeth (1882–1950, ⚭ Fritz Walter Schluttig), Susanne Gretchen (* 1884, ⚭ Arthur Erich Grünert), Johanna Lottchen (1894–1903). -
Biographie
S. besuchte 1872–76 das Realgymnasium in Dresden, anschließend das Lehrerseminar in Waldenburg (Sachsen). 1881–88 war er als Lehrer in Hohenstein (Ernstthal) und in Penig, danach als Schuldirektor in Zwickau tätig. 1896–98 studierte er in Leipzig Philosophie, Pädagogik und Psychologie, u. a. bei Wilhelm Wundt und Ernst Meumann. Zurückgekehrt in den Schuldienst, wurde er 1898 Schuldirektor in Ölsnitz und verfaßte die Arbeit „Über die Auffassung einfachster Raumformen“, mit der er 1902 bei Wundt in Leipzig zum Dr. phil. promoviert wurde. Seit 1903 war S. Seminaroberlehrer in Annaberg und seit 1908 Seminardirektor in Zschopau. 1923 wurde er an der TH Dresden zum ersten o. Professor der Praktischen Pädagogik in Deutschland und zum Direktor des Pädagogischen Instituts ernannt (em. 1931; S. lehrte bis 1933 weiter); zudem amtierte er als Referent für Lehrerbildung im Sächs. Ministerium für Volksbildung (Amtsniederlegung 1931).
Zu einem führenden Kopf der Volksschulpädagogik wurde er mit seinem Entwurf einer „volkstümlichen Bildung“. In deren Mittelpunkt stellte er im Elementarbereich die Heimat, im Sekundarbereich die Arbeit. In einem von ihm konzipierten neuen Fach „Arbeitskunde“ wollte er die traditionelle Gliederung der naturwissenschaftlichen und technischen Fächer aufgehoben sehen und setzte an ihre Stelle umfassende Themenbereiche, die ihre Inhalte aus der volkstümlichen Kulturarbeit bezogen, d. h. aus dem, was menschlicher Geist und menschliche Hand hervorbrachten. Als methodisches Unterrichtsprinzip prägte er den Begriff des „schaffenden Lernens“, dessen Idee es war, selbsttätig durch Anschauung und Handlung zur Erkenntnis zu gelangen.
S.s politische Karriere begann 1909 in Zschopau, wo er als Nationalliberaler in die II. Ständekammer des Sächs. Landtags gewählt wurde. Nach 1918 schloß er sich als Mitbegründer der DDP um →Friedrich Naumann (1860–1919) an, mit dem er in der Nationalversammlung die Schulartikel 142–50 entwarf, die in die Weimarer Verfassung aufgenommen wurden. In Dresden wurde er 1919 zum sächs. Kultusminister ernannt, mußte jedoch wegen der politischen Wirren 1920 sein Amt aufgeben (LT-Abg. f. d. DDP 1920–29, Fraktionsvors. 1922–29). S.s Konzept zur universitären Ausbildung der Volks- und Berufsschullehrer war Grundlage für die Akademisierung der Volksschullehrerbildung, die 1923 in Sachsen als einem der ersten dt. Länder aufgenommen wurde. 1933 wurde S. die Lehrerlaubnis durch den kommissarischen Volksbildungsminister, Wilhelm Hartnacke (NSDAP) (1898–1952), entzogen. Dessen eugenisch-sozialdarwinistische Begabungstheorie hatte immer wieder S.s heftigen Protest hervorgerufen. Bis zu seinem Tod kämpfte S. um den Erhalt seines Lebenswerks, auch um den Preis, eigene Überzeugungen mißverständlich auszudrücken, weil er irrtümlich glaubte, Spielregeln der Demokratie im neuen System anwenden zu können. So paßte er seine Studie „Volkstümliche Bildung als Aufgabe der Volksschule“ (o. J., vermutl. 1931) in der zweiten, neubearb. Auflage mit dem Titel „Volkstümliche Bildung als Teil der nationalen Erziehung“ (o. J., vermutl. 1934) der NS-Nomenklatur an. Deswegen wurde S.s Werk nach dem 2. Weltkrieg im Osten verschwiegen; auch im Westen geriet es in Vergessenheit. Eine ernsthafte Auseinandersetzung begann erst wieder am Ausgang des 20. Jh.
-
Auszeichnungen
Sächs. Staatsrat (1918);
Geh. Schulrat (1919);
Mitgl. d. Sächs. u. d. Dt. Lehrerverbands;
Vorstandsmitgl. d. Erziehungswiss. Hauptstelle (1900);
Gründungsmitgl. d. sächs. Fortbildungsschulver. (1899), d. Bundes f. Schulreformen (1908;
seit 1915 Bund f. Erziehung u. Unterr.) u. d. Päd. Zentrale d. Dt. Lehrerverbands (1908);
Mitgl. d. Dt. Ausschusses f. Erziehung u. Unterr. u. d. Erziehungswiss. d. Dt. Lehrerverbands (1923);
Mitgl. u. Meister v. Stuhl in d. Loge Dt.-Christl. Orden Sachsens: Ordensgruppe Zu d. 3 Schwertern;
Preis d. Pestalozzi-Stiftung (1893) u. d. Zimmermann-Stiftung (1901);
Kerschensteiner-Medaille (1932). -
Werke
Die Organisation d. Volksschule auf psychol. Grundlage, 1891;
Die Arb.kde. in d. Volks- u. allg. Fortbildungsschule, 1895, 111940;
Zur Erziehung d. Jünglinge aus d. Volke, Vorschläge z. Ausfüllung e. verhängnisvollen Lücke im Erziehungsplane, 1901;
Die päd. Idee in ihrer allg. Bedeutung, 1904;
Volkserziehung, Kritiken u. Vorschläge, 1910;
Vom dt. Wesen nach d. Kriege, Ein Erziehungsbuch, 1915;
Die Unterr.lektion als didakt. Kunstform, Ratschläge u. Proben f. d. Alltagsarb. u. f. Lehrproben, 1920;
Sendschreiben an d. dt. Volk, daß es seine Volksschule nicht zerschlage, 1921, Nachdr.|1962;
Allg. prakt. Bildungslehre, 2 Bde., 1930;
Lebensbuch e. Lernenden, Lebenserinnerungen, 1935 (Autobiogr., P);
– Hg.:
Die dt. Schulpraxis, 1891–1923;
Die Arb.schule, 1922;
– Nachlaß:
Sächs. HStA Dresden;
Dt. Inst. f. Internat. Päd. Forsch./Bibl. f. Bildungsgeschichtl. Forsch., Berlin/Archiv (Findbuch v. S. Schilfert, 1993);
– Bibliogr.:
K. Stratmann, Bibliogr. R. S., Gesamtverz. seiner Schrr. mit Btrr. v. W. Männich u. F. Wehrmeister, 1993. -
Literatur
H. Dähne, in: Wiss. Zs. d. TH Dresden 2, 1952/53, S. 1 (P);
Inst. f. Grundlagen d. Berufspäd. (Hg.), In memoriam R. S., Karl Trinks, Hugo Dähne, 1992;
F. Wehrmeister, R. S., „Mein Werk ist meine Leidenschaft“, in: liberal 34, 1992, S. 4 (P);
ders., Fortbildungsschule in Sachsen I, Allg. u. gewerbl. Fortbildungsschule in Sachsen im Spannungsfeld schulpol. u. gewerbl. Interessen (1815–1933), 1995;
K. Stratmann, in: H. Glöckel u. a. (Hg.), Bed. Schulpädagogen, 1993, S. 107–23;
J. Frotscher, Volksschullehrerausbildung in Dresden 1923–1931, 1997;
dies., R. S. (1862–1940), Nestor d. akad. Volksschullehrerausbildung in Sachsen, in: J. Rohbeck u. H.-U. Wöhler (Hg.), Auf d. Weg z. Univ., Kulturwiss. in Dresden 1871–1945, 2001, S. 183–95;
H. Keppeler-Schrimpf, „Bildung ist nur mögl. auf d. Grundlage d. Volkstums“, Eine Unters. zu R. S.s volkstüml. Bildungstheorie als volksschuleigene Bildungskonzeption, 2005 (W, L, P);
Lex. Päd.;
Kosch, Lit.-Lex.³;
Sächs. Parlamentarier (L, P);
Professoren TU Dresden (P). -
Porträts
P Reliefbüste v. F. Hörnlein, 1913 (Dresden, Staatl. Gipsslgg.);
Fotos in d. Dt. Fotothek d. Sächs. Landesbibl., Staats- u. Univ.bibl. Dresden u. d. Sächs. HStA. -
Autor/in
Helga Keppeler-Schrimpf -
Zitierweise
Keppeler-Schrimpf, Helga, "Seyfert, Richard" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 294-295 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118764896.html#ndbcontent