Selve, Walther Freiherr von (seit 1940)
- Lebensdaten
- 1876 – 1948
- Geburtsort
- Altena (Westfalen)
- Sterbeort
- Vaduz (Liechtenstein)
- Beruf/Funktion
- Industrieller ; Sportler ; Erfinder ; Unternehmer ; Gutsherr
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 127935924 | OGND | VIAF: 56977686
- Namensvarianten
-
- Selve, Walther von (seit 1918)
- Selve, Hermann Heinrich Max Walther
- Selve, Walther Freiherr von (seit 1940)
- selve, walther freiherr von
- Selve, Walther von (seit 1918)
- selve, walther von
- Selve, Hermann Heinrich Max Walther
- Selve, Hermann Heinrich Max Walther von
- Selve, Walter von
- Selve, Walter von, Freiherr
- Selve, Walther Hermann Heinrich Max
- Selve, Walther Hermann Heinrich Max von
- Selve, Walter Freiherr von (seit 1940)
- selve, walter freiherr von
- Selve, Walter von (seit 1918)
- Selve, Hermann Heinrich Max Walter
- Selve, Hermann Heinrich Max Walter von
- Selve, Walther von, Freiherr
- Selve, Walter Hermann Heinrich Max
- Selve, Walter Hermann Heinrich Max von
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Selve, Hermann Heinrich Max Walther Freiherr von S. (sachsen-meiningischer Adel 1918, preußische Adelsanerkennung 1918, liechtensteinischer Freiherr 1940)
Industrieller, Sportler, * 25. 7. 1876 Altena (Westfalen), † 5. 1. 1948 Vaduz (Liechtenstein).
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Genealogie
V →Gustav S. (s. 1);
M Marie Fischer;
⚭ Ulm 1910 Else (1888–1971), Fabrikbes. (s. Schweizer Lex.), T d. Philipp Wieland (1863–1949), Industr., Aufsichtsratsvors. d. Wielandwerke AG in Ulm, Mitgl. zahlr. Aufsichtsräte u. a. d. Vereinigte Industrie-Unternehmungen AG, d. Vereinigte Aluminiumwerke AG u. d. Elektrowerke AG, Mitgl. d. Präsidiums u. Vorstands d. Reichsverbands d. Dt. Industrie, 1919–30 MdR (DDP), Ehrenmitgl. d. Württ. Bez.ver. Dt. Ing., KR, Dr.-Ing. E. h. (s. Wenzel; Schumacher, MdR; St. Wolff-Rohé, Der Reichsverband d. Dt. Industrie, 2001), u. d. Lydia Sulzer (1866–1938);
4 S, 2 T;
Gvm d. Ehefrau Heinrich Sulzer (1837–1906), aus Winterthur, Dr., Industr., Techniker, Erfinder e. Ventilsteuerung, Grashof-Denkmünze 1906 (s. BJ XI, Tl.; C. Matschoß, Männer d. Technik, 1925). -
Biographie
S. besuchte das Humanistische Gymnasium in Bonn bis zur Unterprima und erhielt danach eine eher unsystematische, aber vielfältige kaufmännisch-technische Ausbildung. 1897 ging er als Volontär zu einer Rüstungsfirma nach Herstal (Belgien) und 1898 für ein Semester an die Univ. Lüttich. Nach dem Militärdienst 1898/99 bei den Gardekürassieren in Berlin setzte S. seine ingenieurwissenschaftlichen Studien 1900 an der TH Charlottenburg fort und erweiterte danach seine kaufmännischen Kenntnisse bei einer Firma in Paris.
Ende der 1890er Jahre zählte S. zu den erfolgreichsten dt. Radsportamateuren, zu Beginn des 20. Jh. profilierte er sich bei Autorennen, später auch Motorbootrennen, wo er 1926/27 Weltrekorde aufstellte. Im 1. Weltkrieg diente S., zuletzt als Rittmeister, kurzzeitig an der Front und im Auftrag des Kriegsministeriums im Ausland.
1901 trat S. in die väterliche Firma „Basse & Selve“ ein, das führende dt. Unternehmen der Nichteisenmetallindustrie. Mehrjährige Reisen und Auslandsaufenthalte im Auftrag der Firma führten ihn zu Beginn des 20. Jh. u. a. nach Neukaledonien (Nickelvorkommen), Australien und Nordamerika. 1911 wurde S. Teilhaber von „Basse & Selve“, später aufgegangen in „Selve AG“ (1921), „Berg-Heckmann-Selve AG“ (1927) bzw. „Vereinigte Deutsche Metallwerke AG“ (1930). Noch vor 1914 konstruierte S. Aluminiumkühler und -felgen sowie schließlich den Aluminiumkolben, eine fundamentale Innovation im Motorenbau. Unter dem Einfluß S.s nahm „Basse & Selve“ 1911 die Fertigung von (Flug-)Motoren aus Leichtmetallegierungen auf. In der Weimarer Republik galt S.s Hauptinteresse als Techniker und Unternehmer weiterhin der Motoren- und nun auch der Automobilproduktion. Die Selve-Automobilwerke in Hameln mußten jedoch in der Weltwirtschaftskrise den Betrieb einstellen. Auch fast alle anderen Werke, an denen S. beteiligt war, erfuhren in den 1920er Jahren eine schwere Krise und gerieten in den Konzentrationsprozeß der Metallindustrie. S. zog sich sukzessive aus dem operativen Geschäft zurück, behielt aber zahlreiche Aufsichtsratsmandate bei, u. a. bei der „Vereinigte Deutsche Metallwerke AG“. Ebenso bekleidete er weiterhin Ehrenämter im Sport- und Wissenschaftsbereich, u. a. als Kuratoriumsmitglied des KWI für Strömungsforschung (1923–38). Ende der 1930er Jahre verlegte er seinen Lebensmittelpunkt nach Liechtenstein, wo er sich einbürgern ließ (1940) und autobiographische Schriften veröffentlichte.
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Auszeichnungen
preuß. Roter Adler-Orden 4. Kl. (1913);
Dr.-Ing. E. h. (TH Aachen 1919);
Rote Kreuz-Medaille 3. Kl. -
Werke
Fachaufss., u. a. Zylindergrauguß, Nicht-Eisen-Metalle, beide in: R. Allmers u. a. (Hg.), Das dt. Automobilwesen d. Gegenwart, 1928;
Die Aluminiumkolben in d. Motorenind., in: Forsch.arbb. auf d. Gebiete d. Ing.wesens, H. 2, 1920, S. 7–16;
Nickel u. Leichtmetalle, 1922;
Treue um Treue, [1941];
Meine Reisen durch fünf Erdteile, 1943;
Sport u. Technik, [1947]. -
Literatur
E. Trox (Hg.), Triumph d. Luxusklasse, S., Maybach u. d. Traditionen d. Motorenbaus im Süden Westfalens, 2004 (P);
Wenzel;
Rhdb. (P);
Wi. 1935;
– Qu
Westfäl. Wirtsch.archiv, Dortmund;
Geh. StA Preuß. Kulturbes., Berlin: Archiv d. MPG, Berlin: Thüring. StA Meiningen;
Liechtenstein. Landesarchiv, Vaduz. -
Autor/in
Ralf Stremmel -
Zitierweise
Stremmel, Ralf, "Selve, Walther Freiherr von" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 232 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd127935924.html#ndbcontent