Seelig, Carl
- Lebensdaten
- 1894 – 1962
- Geburtsort
- Zürich
- Sterbeort
- Zürich
- Beruf/Funktion
- Schriftsteller ; Publizist ; Mäzen ; Literaturkritiker ; Übersetzer ; Verleger ; Journalist
- Konfession
- reformiert
- Normdaten
- GND: 118612670 | OGND | VIAF: 9883781
- Namensvarianten
-
- Seelig, Karl Wilhelm (eigentlich)
- Glahn, Thomas (Pseudonym)
- Seelig, Carl
- Seelig, Karl Wilhelm (eigentlich)
- seelig, karl wilhelm
- Glahn, Thomas (Pseudonym)
- glahn, thomas
- Glohn, Thomas
- Seelig, C.
- Seelig, Carl Wilhelm
- Seelig, Karl
- Zelig, K.
- Zeligi, Karl
- Zêrihhi, C.
- Seelig, Carl Wilhelm (eigentlich)
- Zeligi, Carl
Vernetzte Angebote
- Verbannte und Verbrannte. Die Liste der im Nationalsozialismus verbotenen Publikationen und Autoren. [2013]
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Seelig, Carl (eigentlich Karl) Wilhelm (Pseudonym Thomas Glahn)
Schriftsteller, Publizist, Mäzen, * 11.5. 1894 Zürich, † (Unfall) 15. 2. 1962 Zürich, ⚰ Zürich, Sihlfeld. (reformiert)
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Genealogie
Aus wohlhabender Seidenfabrikantenfam. in Z.;
V →Karl Wilhelm (1857–1917), Seidenfabr., Alpinist, Weltreisender, Publ. v. Reisealben (s. Schweizer Lex.), S d. Karl Wilhelm (1825–80), Seidenfärber;
M Julie Alwine (1868–1942), T d. Hermann Kuhn;
– ⚭ 1) Zürich 1921 ⚮ 1928 Maria Margareta (* 1898), T d. Heinrich Deutsch, 2) Zürich 1933 Martha Rosalie gesch. Bosschart (1892–1951), T d. Karl Suter; kinderlos. -
Biographie
S. besuchte das Gymnasium in Trogen (Kt. Appenzell). Anschließend studierte er 1916–20 Rechts-, Sprach- und Literaturwissenschaft zunächst ein Semester an der École Supérieure de Commerce in Neuchâtel, dann an der Univ. Zürich, die er 1920 ohne Abschluß verließ. Aus dieser Zeit stammten erste Texte und frühe Freundschaften mit →Hermann Hesse (1877–1962) und dem Philosophen und Arzt →Max Picard (1888–1965) sowie intensive Kontakte mit Romain Rolland, Henri Barbusse, Stefan Zweig und anderen erklärten Pazifisten. Nach dem Unfalltod seines Vaters 1917 Erbe eines ansehnlichen Vermögens, brachte S. als Teilhaber des Wiener E. P. Tal-Verlags die bibliophile Reihe „Die zwölf Bücher“ heraus, in der 1919–22 Werke u. a. von Rolland, Hesse, Zweig, Barbusse, Georges Duhamel, Maurice Maeterlinck sowie Ernst Tollers „Die Maschinenstürmer“ (1922) erschienen. Trotz des inflationsbedingten Scheiterns seines verlegerischen Engagements schuf sich S. ein weit über rein literarische Kreise hinausreichendes Beziehungsnetz, von dem eine umfangreiche Korrespondenz mit Briefpartnern in ganz Europa zeugt (u. a. Albert Einstein).
In den 1920er Jahren publizierte S. eigene, von der Öffentlichkeit wenig wahrgenommene Gedicht- und Prosabände und betätigte sich als Herausgeber v. a. dt.sprachiger Literatur (u. a. G. Büchner, J. Paul, E. Mörike, H. Heine, G. Heym). Daneben entwickelte er eine intensive Rezensionstätigkeit in den Bereichen Literatur, Film und Theater für zahlreiche Schweizer Zeitungen. Großes öffentliches Interesse fand der vor das Schweizer Bundesgericht gelangende „Filmkritiker-Prozeß“ (1951–54), in dem S. vergeblich um die Freiheit der Filmkritik kämpfte.
Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten 1933 wurde der unpolitische S. zum unermüdlichen „Mäzen, Mentor und Laufburschen“ (W. Mittenzwei) von Exilautoren wie Joseph Roth, Robert Musil, Ferdinand Hardekopf, Bruno Schönlank, Alfred Polgar, Ignazio Silone oder Hermann Broch. Große Verdienste erwarb sich S. als Vormund (seit Mai 1944), Förderer und Freund des Schriftstellers →Robert Walser (1878–1956), der sich seit 1933 in der psychiatrischen Heil- und Pflegeanstalt Herisau befand. Er kümmerte sich um Walsers Finanzen und edierte bereits zu dessen Lebzeiten verschiedene Auswahlbände sowie die Gesamtausgabe „Dichtungen in Prosa“ (5 Bde., 1953–61). Seine „Wanderungen mit Robert|Walser“ (1957) zählen neben der in zahlreiche Sprachen übersetzten Albert-Einstein-Biographie (1952) zu seinen beachtetsten Publikationen. S. starb bei einem Verkehrsunfall in Zürich.
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Auszeichnungen
Anerkennungsgabe d. Kantonalen Lit.komm. Zürich (1952);
Preis d. Komm. z. Förderung d. Bern. Schr.tums (1958);
Mitgl. d. Zürcher Pressever. u. d. Stadtzürcher Lit.komm. (1954–62);
Ehrenmitgl. d. Kulturgemeinschaft d. Emigranten in Zürich (gegr. 1942);
– Carl Seelig-Stiftung Zürich (1966;
seit 2004 Robert Walser-Stiftung Zürich). -
Werke
Lieder (Gedichte), 1921;
Erlösung (Gedichte), 1922;
Im Märchenwald, 1922;
Erlebnisse, Erzz., 1923;
Die Jagd nach d. Glück, Ein Abenteurer-Roman, 1923;
Die Jahreszeyten im Spiegel schweizer. Volkssprüche, 1925;
Lob d. Herbstes, Kl. Impressionen, 1945;
Albert Einstein u. d. Schweiz, 1952, u. d. T.: Albert Einstein, Eine dokumentar. Biogr., ²1954, Neuaufl. 1960;
Gang durch d. Dämmerung, Gedichte, 1953;
– Übers./Bearb.:
Knud Rasmussen, Neue Menschen, Ein J. b. d. Nachbarn d. Nordpols, 1920;
M. D. Calvocoressi, Mussorgsky, 1921;
Jonathan Swift, Lemuel Gullivers Reisen in verschiedene ferne Länder d. Welt, 1925;
Helle Zeit – dunkle Zeit, In memoriam Albert Einstein, 1956, Neuaufl. 1986;
– Nachlaß:
Robert Walser-Archiv, Zürich;
Zentralbibl. Zürich, ETH-Bibl. Zürich (Einstein-Nachlaß). -
Literatur
W. Mittenzwei, Exil in d. Schweiz, 1978, v. a. S. 115–32;
U. Weinzierl, C. S., Schriftst., 1982 (P);
R. Mächler, „Der gute C. S.“, Zu seiner Biogr. v. Ulrich Weinzierl, in: Schweizer Mhh. 63, H. 2, Febr. 1983, S. 160–62;
F. Wende, „Seine Größe war die des Herzens“, in: Dt.sprachige Schriftst. im Schweizer Exil, 1933–1950, Ausst. d. Dt. Exilarchivs 1933–1945 d. Dt. Bibl., 2002, S. 329–36 (P);
U. Kröger, „Mäzen, Mentor u. Laufbursche notleidender Literaten“, C. S., in: „Zürich, du mein blaues Wunder“, Literar. Streifzüge durch e. europ. Kulturstadt, hg. v. U. Kröger, 2004, S. 66–68 (P);
Schweiz. Zeitgenossen-Lex.;
Schweizer Biogr. Archiv;
Neue Schweizer Biogr.;
Kosch, Lit.-Lex.³;
Killy;
Schweizer Lex. -
Porträts
Fotos im Robert Walser-Archiv, Zürich.
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Autor/in
Margit Gigerl -
Zitierweise
Gigerl, Margit, "Seelig, Carl" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 148-149 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118612670.html#ndbcontent