Schwarzenbach, Annemarie
- Lebensdaten
- 1908 – 1942
- Geburtsort
- Zürich
- Sterbeort
- Sils-Baselgia (Oberengadin)
- Beruf/Funktion
- Schriftstellerin ; Journalistin ; Photographin ; Bildjournalistin ; Historikerin
- Konfession
- -
- Normdaten
- GND: 118997718 | OGND | VIAF: 90718301
- Namensvarianten
-
- Schwarzenbach-Wille, Mina Renée Annemarie
- Schwarzenbach, Annemarie
- Schwarzenbach-Wille, Mina Renée Annemarie
- schwarzenbach-wille, mina renee annemarie
- Clarac, Annemarie
- Clarac-Schwarzenbach, Annemarie
- Clark-Schwarzenbach, Annemarie
- Švarcenbah, Anemari
- Šwārtsanbāḫ, Anamārī
- Šwārtsinbāḫ, Ānamārī
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Schwarzenbach, Mina Renée Annemarie
Schriftstellerin, Journalistin, * 23. 5. 1908 Zürich, † 15. 11. 1942 Sils-Baselgia (Oberengadin).
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Genealogie
V →Alfred (1876–1940), Industr., S d. →Robert (1839–1904), Seidenindustr., u. d. →Mina Zeuner (1852– 1942), Seidenindustr. (alle s. Einl.);
M Renée (1883–1959), vernichtete nach S.s Tod deren Tagebücher u. d. an sie gerichtete Korr. (s. L), T d. →Ulrich Wille (1848–1925), schweizer. Gen., Oberbefehlshaber d. Bundesarmee während d. 1. Weltkriegs (s. L), u. d. Clara Gfn. v. Bismarck (* 1851); Ururur-Gvm →Robert Miles Sloman (1783–1867), Reeder in Hamburg (s. NDB 24);
Urur-Gvm →François Wille (1811–96), Journ. (s. ADB 43; HBLS; Schweizer Lex.); Urur-Gmm →Eliza (eigtl. Gundeline Elisabeth) Wille geb. Sloman (1809–93, Dichterin (s. ADB 43; HBLS; Kosch, Lit.-Lex.³; Killy);
Ur-Gvm →Friedrich Gf. v. Bismarck (1783–1860, württ. Gf. 1816), württ. Gen.lt., Mil.schriftst. (s. NDB II);
– ⚭ Teheran 1935 →Achille Clarac (1903–99), franz. Dipl., Botschafter in Thailand, Kunst- u. Reiseschriftst. (s. Who's who in France, ⁴1959);
Gr-N →Alexis (* 1971), Hist., Publ. (s. L). -
Biographie
S. wuchs seit 1912 auf dem Landgut Bocken bei Horgen/Zürichsee auf. Nach privatem Unterricht 1916–23 besuchte sie 1923/24 eine Zürcher Privatschule und wechselte 1925 auf das Hochalpine Töchterinternat in Fetan. Das nach dem Abitur 1927 an der Univ. Zürich begonnene Studium der Geschichte und Literatur, das sie 1929/30 an die Sorbonne führte, beendete S. 1931 mit der Promotion zum Dr. phil. (Btrr. z. Gesch. d. Oberengadins im MA u. zu Beginn d. Neuzeit, 1931) in Zürich. Während ihrer Studienzeit verfaßte S. erste literarische Arbeiten, in denen die großen Themen ihres Lebens bereits deutlich hervortraten: die enge Bindung an ihre Mutter, die Liebe zu Frauen und ihre Identifikation mit der jungen Generation der Zwischenkriegszeit. Gemeinsame Erlebnisse mit den „Seelenverwandten“ Erika und →Klaus Mann, mit denen S. 1930 lebenslange Freundschaft schloß, flossen ein in ihren ersten Roman „Freunde um Bernhard“ (1931, Nachdr. 1993, ²1998).
S.s Karriere als beachtete Reisejournalistin v. a. für Schweizer Zeitungen begann mit einer Reportagereise in die span. Pyrenäen, die sie mit →Marianne Breslauer (1909–2001) unternahm. Im Okt. 1933 brach S. zu ihrer ersten großen Fahrt in den Vorderen Orient auf; ihre Reisebeschreibung „Winter in Vorderasien“ (1934, Nachdr. 2002) steht im Zeichen einer deutlichen Zivilisationskritik. 1934 nahm S. am ersten sowjet. Schriftstellerkongreß in Moskau teil, ohne sich allerdings für den zukunftsoptimistischen Realismus der Sowjetkunst zu begeistern, der ihren Idealen von Individualität und Ästhetik widersprach. 1935 hielt sie sich mit ihrem Mann in Teheran und auf Einladung der engl. Gesandtschaft in einem Sommercamp am Demawend auf. Ihre Eindrücke verarbeitete S. in der Erzählung „Tod in Persien“ (2003, P), die sie 1939 während einer Entziehungskur gegen ihre Morphiumsucht in Yverdon niederschrieb und noch im selben Jahr in überarbeiteter Fassung unter dem Titel „Das glückliche Tal“ (Nachdr. 1987) veröffentlichte. Im Jan. und Nov. 1937 unternahm S. Reportagentouren mit Barbara Hamilton-Wright durch nördliche Industrieregionen der USA und durch die amerik. Südstaaten, auf denen kritische Berichte über die politische und wirtschaftliche Situation des Landes sowie über Rassismus und Projekte des „New Deal“ entstanden. Ebenfalls 1937 reiste S. in die Sowjetunion, um den Nachlaß des Bergsteigers Lorenz Saladin einzusehen. Ihre Biographie Saladins (1938) wurde ihr größter kommerzieller Erfolg. 1938 unterzog sich S. weiteren (erfolglosen) Entziehungskuren in Schweizer Sanatorien. Ein Jahr später brach sie mit →Ella K. Maillart (1903–97) nach Afghanistan auf; nach ihrer Rückkehr ging S. in die USA, wo sich →Carson McCullers (1917–67) 1940 leidenschaftlich in sie verliebte und ihr das Buch „Reflections in a Golden Eye“ (1941) widmete. Durch Drogenmißbrauch und die Folgen einer Malariaerkrankung gesundheitlich stark angegriffen, reagierte S. auf eine Auseinandersetzung mit ihrer Freundin Margot v. Opel (1898–1993) im Dez. 1940 mit einem Selbstmordversuch. Aus der psychiatrischen Klinik, in die sie daraufhin zwangseingewiesen wurde, befreite sie ihr Bruder, mit dem sie in die Schweiz zurückkehrte. 1941 folgte eine letzte Reise über Spanien und Portugal in den Kongo, die in der bislang unveröffentlichten Erzählung „Wunder des Baumes“ Niederschlag fand. Der Text geht stark ins Metaphysische, das die späten Arbeiten von S. prägte. 1942 zog sie sich bei einem Fahrradunfall eine Kopfverletzung zu, der sie bald darauf erlag.
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Werke
Freunde um Bernhard, 1931 (P);
Das Buch v. d. Schweiz, 2 Bde., 1932/33;
Lyrische Novelle, 1933, Nachdr. 1988;
Das Glückliche Tal, 1940;
Bei diesem Regen, 1989 (P);
Auf der Schattenseite, Ausgew. Reportagen, Feuilletons u. Fotogrr. 1933–1942, hg. v. R. Dieterle u. R. Perret, 1990 (P);
Jenseits v. New York, Reportagen u. Fotogrr. 1936–1938, hg. v. R. Perret, 1992;
U. Fleischmann (Hg.), „Wir werden es schon zuwege bringen, das Leben“, A. S. an Erika u. Klaus Mann 1930–1942, 1993, ³2001 (P);
Flucht nach oben, 1999;
Alle Wege sind offen, Die Reise nach Afghanistan 1939/40, 2000;
Unsterbliches Blau, 2003;
– Bibliogr.:
W. Fähnders, A. S., Analysen u. Erstdrr., 2005;
– Nachlaß:
Schweizer. Lit.archiv Bern. -
Literatur
E. K. Maillart, The Cruel Way, 1947, dt. Auf abenteuerl. Fahrt durch Iran u. Afghanistan, 1948, Nachdr. u. d. T. Flüchtige Idylle, Zwei Frauen unterwegs nach Afghanistan, 1988;
dies., Der bittere Weg, Mit A. S. unterwegs nach Afghanistan, 2001, ³2003;
A. Georgiadou, Das Leben zerfetzt sich mir in tausend Stücke, A. S., Eine Biogr., 1995 (W, L), Nachdrr. 1996, 1998, ital. 1998;
N. Müller u. D. Grente, Der untröstl. Engel, 1995 (P);
K. Wanner, Wo ich mich leichter fühle als anderswo, A. S. u. ihre Zeit in Graubünden, 1997, ²1998;
H. Bezençon, Suivi de Arrête de rêver, l'étrangère: A. S., une quête, 1929–1942, 2000 (Theaterstück);
E. Willems, A. S., 2003 (P);
K. Schlieker, Frauenreisen in d. Orient zu Beginn d. 20. Jh., Weibl. Strategien d. Erfahrung u. textuellen Vermittlung kultureller Fremde, Marie v. Bunsen, Alma Karlin, Ella Maillart, A. S., 2003;
M. G. Mazzuco, Die so Geliebte, Roman um A. S., 2004;
D. L. Miermont, A. S. ou le mal d'Europe, 2004, dt. 2008;
Alexis Schwarzenbach, Die Geborene, Renée S.-Wille u. ihre Fam., 2004 (P);
ders., Auf der Schwelle des Fremden, Das Leben d. A. S., 2008;
A. S., Eine Frau zu sehen, Ausst.kat. Zürich 2008;
A. Tobler, A. S. 1908–1942, 2008;
A. Lavizzari, Fast e. Liebe, A. S. u. Carson McCullers, 2008;
Kosch, Lit.-Lex.³(W, L);
Killy;
– Filme:
C. Bonstein, Une suisse rebelle, A. S., 1908–1942, Troubadour Film, 2001;
F. u. D. Dubini, Die Reise nach Kafiristan, 2001;
– zu Ulrich Wille:
Gen. U. W., hg. v. H. R. Fuhrer u. a., 2003. -
Autor/in
Areti Georgiadou -
Zitierweise
Georgiadou, Areti, "Schwarzenbach, Annemarie" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 16-17 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118997718.html#ndbcontent