Schumy, Vinzenz
- Lebensdaten
- 1878 – 1962
- Geburtsort
- Saak bei Arnoldstein (Gailtal, Kärnten)
- Sterbeort
- Wien
- Beruf/Funktion
- Politiker
- Konfession
- -
- Normdaten
- GND: 118762656 | OGND | VIAF: 52485222
- Namensvarianten
-
- Schumy, Vinzenz
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Schumy, Vinzenz
Politiker, * 28.7.1878 Saak bei Arnoldstein (Gailtal, Kärnten), † 13.12.1962 Wien, ⚰ Klagenfurt-Annabichl, Ehrengrab.
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Genealogie
V Georg, Landwirt, Gastwirt;
M Gertrud Makouc († 1886), aus wind. (slowen.) Fam.;
⚭ 1) 1904 Juliane Schellander, 2) 1921 Fritzi Schneider;
1 S aus 1) Othmar (1912–53), 1 T aus 1) Frika (* 1909, ⚭ Hermann de Verette), 1 T |aus 2) Trude (* 1923, ⚭ →Karl Hermann Spitzy, * 1915, Prof. f. Chemotherapie an d. Univ. Wien, Hg. d. Zs. „Arzneimittelpraxis“, S d. →Hans Spitzy, 1872–1956, Prof. d. Med. 1906-13 an d. Univ. Graz, seit 1913 an d. Univ. Wien, 1923 Dir. d. Orthopäd. Spitals ebd., s. Teichl; Hist. Lex. Wien). -
Biographie
Aus dem gemischtsprachigen Gebiet Kärntens stammend, machte S. im Rahmen der landwirtschaftlichen Berufsorganisationen Karriere und wurde 1917 zum Geschäftsführer des Kärntner Bauernbundes gewählt. 1918 in die Landesregierung kooptiert, übernahm er als erster Obmann des Kärntner Heimatdienstes die Propaganda für die Volksabstimmung vom 10.10.1920, die für den Verbleib Unterkärntens bei Österreich entschied. 1923 wurde er zum Landeshauptmann gewählt, im Febr. 1924 auch zum Ohmann des Landbundes für Österreich, der 1918 gegründeten national-freiheitlichen|Standespartei, der sich der Kärntner Bauernbund angeschlossen hatte. Innerhalb des Landbundes vertrat S. die „grüne“ Richtung, die für eine Kooperation mit den christlichsozialen Bauern und gegen eine zu starke Anlehnung an die städtischen Großdeutschen eintrat. Seine Befürwortung einer selbständigen Kandidatur des Landbundes 1927 führte dazu, daß ihm die bürgerlichen Parteien in Kärnten bei der neuerlichen Kandidatur zum Landeshauptmann ihre Unterstützung entzogen.
In Wien trat der Landbund 1927 allerdings in die „Bürgerblock“-Regierung ein; von Sept. 1929 bis Sept. 1930 übernahm S. selbst das Amt des Innenministers und Vizekanzlers in den Kabinetten Streeruwitz und Schober III, die ein bürgerlich-konservatives Programm verfolgten (Abbau d. Mieterschutzes, Stärkung d. Rechte d. Präs.), das allerdings nur auf dem Weg über eine Verständigung mit der Linken umzusetzen war. Die Strategie, den Druck der paramilitärischen Heimwehren auf die Linke auszunützen, den Putschabsichten ihrer radikalen Führer aber entgegenzutreten, endete in einem Kompromiß mit den Sozialdemokraten und einem Konflikt mit der Heimwehr, der S. ein Aufmarschverbot und in Kärnten auch eigene „Bauernwehren“ entgegenstellte.
Gegen das Bündnis von Heimwehren und Christlichsozialen schloß sich S. 1930 dem „Schoberblock“ an, konnte den Landbund aber nicht mehr ganz hinter sich vereinen und trat im April 1932 vom Vorsitz zurück. Im Febr. 1933 wieder zum Obmann des Kärntner Landbundes gewählt, strebte er zunächst eine Sammlung aller Elemente zwischen Christlichsozialen und NSDAP an, trat von Mai bis Sept. 1933 aber in die autoritäre Regierung Dollfuß ein und blieb diesem Kurs auch in der Folgezeit treu. Der Landbund wurde 1934 aufgelöst, S. verstand sich in Kärnten aber eine einflußreiche Stellung zu sichern. Nach dem „Anschluß“ 1938 aus seinen Positionen im Genossenschaftswesen entfernt, gehörte er nach 1945 zu den Galionsfiguren der ehem. Landbündler in der ÖVP, war von Mai bis Sept. 1945 Staatssekretär für Vermögenssicherung, dann erster Generalanwalt des Genossenschaftsverbandes.
S., der an der Wende vom Bauernpolitiker alten Stils zum „Agrartechnokraten“ stand, war ein taktisch äußerst wendiger Politiker, der Standesinteressen stets Vorrang einräumte vor weltanschaulichen Fragen.
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Auszeichnungen
Dipl.-Ing. (1926);
Ökonomierat (1937);
Dr. h. c. (Hochschule f. Bodenkultur Wien 1951);
Raiffeisennadel in Gold (1955);
Ehrengen.anwalt d. Österr. Raiffeisenverbandes;
Vizepräs. d. Verbandes d. Europ. Landwirtsch. (1948–59);
Ehrenmitgl. d. Ges. z. Förderung v. Landesforsch. u. Landesplanung, d. Akad. Kärntner Ver. in Wien, d. Kärntner Landsmannschaft ebd., d. Kärntner Sängerbundes u. d. Kärntner Bauernbundes;
Ehrenbürger v. 7 Gemeinden in Kärnten;
Gr. Ehrenzeichen am Band mit Stern;
Großkreuz d. Österr. Verdienstordens;
Gr. Goldenes Ehrenzeichen f. Verdienste um d. Rep. Österr. -
Werke
Das ländl. Siedlungsproblem, 1947;
Die Stellung d. Genossenschaftswesens in d. Wirtsch. Österr.s, 1947;
Die Genossenschaftsidee in unserer Zeit, 1948;
Genossenschaftl. Beziehungen u. Zielsetzung, 1948;
Genossenschaftswesen u. Privatwirtsch., 1949;
Kampf um Kärntens Einheit u. Freiheit, 1950;
Drei J.zehnte österr. Agrarpol., 1951. -
Literatur
U. Benedikt, V. S., 1878-1962, Eine pol. Biogr., Diss. Wien 1966;
A. Haas, Die vergessene Bauernpartei, 2000;
Biogr. Lex. Burschenschaft (L, P); E. Lebensaft u. Ch. Mentschl, Feudalherren – Bauern – Funktionäre, Österr.s Agrarelite im 20. Jh., Ein biogr. Hdb., 2003, S. 120-25 (W, Qu);| -
Nachlass
Nachlaß: Inst. f. Zeitgesch. d. Univ. Wien.
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Porträts
Ölgem. v. K. Truppe, 1951, Abb. in: Carinthia I, 154. Jg., H. 4, 1964, u. in: Biogr. Lex. Burschenschaft.
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Autor/in
Lothar Höbelt -
Zitierweise
Höbelt, Lothar, "Schumy, Vinzenz" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 756-757 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118762656.html#ndbcontent