Schröter, Manfred
- Lebensdaten
- 1880 – 1973
- Geburtsort
- München
- Sterbeort
- München
- Beruf/Funktion
- Schriftsteller ; Kulturphilosoph ; Philosoph ; Wirtschaftshistoriker ; Religionsphilosoph
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 118761986 | OGND | VIAF: 114014206
- Namensvarianten
-
- Schröter, Ernst Manfred
- Schröter, Manfred
- Schröter, Ernst Manfred
- Schröter, Manfred
- Schroeter, Manfred
- Schröter, E. M.
- Schröter, Ernst M.
- Schröter, Ernst Manfred
- Schröther, Manfred
- Schröther, Ernst Manfred
- Schröther, Manfred
- Schroether, Manfred
- Schröther, E. M.
- Schröther, Ernst M.
- Schröther, Ernst Manfred
Vernetzte Angebote
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Literaturnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Werknachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Bibliothek des Instituts für Zeitgeschichte München - Berlin
- Personen im Fachinformationsdienst Darstellende Kunst
- Index Theologicus (IxTheo)
Verknüpfungen
Personen in der NDB Genealogie
Personen im NDB Artikel
Orte
Symbole auf der Karte
Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.
-
Schröter, Ernst Manfred
Schriftsteller, Kulturphilosoph, * 29.11.1880 München, † 24.12.1973 München, ⚰ München, Sollner Friedhof. (evangelisch)
-
Genealogie
V →Moritz (s. 1);
M Auguste Scheibler;
⚭ 1909 Hildegard, T →A. Moritz Guggenheimer (1825–1902), aus Harburg, Bankier, Mitgl. u. Vorstand d. Kollegiums d. Gde.bevollmächtigten in M., förderte ebd. u. a. d. Bau d. Schlacht- u. Viehhofs, d. Kanalisation u. d. Pferdebahn, 1. Vorstand d. Handels- u. Gewerbekammer f. Oberbayern u. d. Löwenbrauerei, Ausschußmitgl. d. isr. Kultusgde. in M., KR (s. L), u. d. Helene Wolf(f);
1 S Wolfdietrich (⚔ 1940), 2 T Renate (⚭ Dr. med. Otto Eyrich, aus Prien), Felicitas (⚭ Albert Köhler, Baurat in M.);
Ov d. Ehefrau Joseph Guggenheimer, gründete 1872 d. Bank- u. Commissionsgeschäft „Guggenheimer u. Co.“ in M.; Schwägerin →Hedwig Guggenheimer (1884–1942, ⚭ →Otto Hintze, 1861–1940, o. Prof. f. Vfg.-, Verw.-, Wirtsch.gesch. u. Pol. in Berlin, s. NDB IX), nach Ermentrude v. Bäcker-Ranke d. 2. habilitierte Historikerin in Dtld., 1929-33 nicht beamtete, unbesoldete PD an d. Univ. Berlin, emigrierte nach Frankreich, dann in d. Niederlande, 1941 Ass. Prof. an d. New School for Social Research, New York (s. L);
Vt d. Ehefrau →Emil Guggenheimer (1860–1925), 1903 Syndikus, 1907 Vorstandsmitgl. d. MAN AG, seit 1916 in Berlin, GJR (s. L). -
Biographie
S. absolvierte das Abitur am Münchener Maximiliansgyninasium und studierte seit 1899 Philosophie in München, Halle, Leipzig und Jena, wo →Rudolf Eucken (1846–1926) und →Otto Liebmann (1840–1912) für ihn zu prägenden Lehrern wurden. Schon als Doktorand wählte er Schelling zu seiner intellektuellen Leitgestalt: Die von →Liebmann betreute Dissertation „Der Ausgangspunkt der Metaphysik Schellings“ (1908) bot ihm die Basis für ein auf intensive Nachlaßrecherchen gestütztes Deutungs- und Editionsprogramm (Schellings Werke, 12 Bde., 1927–59, zahlr. Nachdrr.). Sein besonderes Interesse galt dabei dem metaphysischen, ‚positiven' Schelling, in dessen christlicher Spätphilosophie S. den Höhepunkt der Denkbewegung des Dt. Idealismus sah. Vielseitig interessiert und visionsfreudig, entfaltete S., der seit 1911 in München-Solln lebte, noch vor dem 1. Weltkrieg eine thematisch weit ausgreifende Publikationstätigkeit als freier Autor, Herausgeber und kulturphilosophischer Essayist. Er nahm dabei Strömungen der neoidealistisch-kulturkritischen Zeitdiagnostik auf, inspiriert von Ideen der Lebensreform-Bewegung, des Nietzsche-Kults und der Tolstoi-Rezeption. Doch verband S. Zivilisationsskepsis und Technikreflexion mit einer individuell ausgeprägten religiösen ‚Musikalität', die ihn die Sinnstiftungsversuche des dt. Protestantismus in der Zwischenkriegszeit mit Empathie begleiten ließ. Früh erkannte er die Bedeutung von Ernst Troeltschs geschichtsphilosophischem Spätwerk, prägend aber wurde nach 1918 die Verbindung zu →Oswald Spengler (1880–1936), zunächst als begeisterter, wenngleich nicht unkritischer Leser, bald als enger Freund und kluger Apologet (Der Streit um Spengler, Kritik seiner Kritiker, 1922).
S. piazierte seine Zeitgeistanalysen 1921-24 bevorzugt im Feuilleton der „Münchner Neuesten Nachrichten“. 1926-48 bestimmte er als wissenschaftlicher Berater, später als Lektor (1946–73 Lizenzträger, 1949-70 Cheflektor) das Programm des Verlags R. Oldenbourg maßgeblich mit. Zugleich gab S. mit →Alfred Baeumler (1887–1968) das vielbeachtete „Handbuch der Philosophie“ (4 Bde., 1927–34) heraus und nahm seit 1930 Lehraufträge an der TH München wahr. Für die Vertretung des neuen Fachgebiets „Geschichte und Kulturbedeutung der Maschinentechnik“ hatte sich S. früh qualifiziert: Seine erste technikphilosophische Studie „Die Kulturmöglichkeit der Technik als Formproblem der produktiven Arbeit“ war 1920 erschienen, weitere Analysen von Macht und Mythen der Maschinenwelt folgten. 1932 zählte er als Vertreter der dt. Technokratiebewegung zu den Gründern der „Technokratischen Union“ im „Reichsbund Dt. Technik“.
Unter dem NS-Regime schwanden S.s Wirkungsmöglichkeiten trotz halbherziger semantischer Anpassungsversuche (Dt. Geist in d. Technik, 1935). Seiner „nichtarischen“ Ehefrau wegen wurde ihm 1937 der Lehrauftrag entzogen. 1946 konnte er als Honorarprofessor seine Lehrtätigkeit an der TH München fortsetzen (bis 1955). 1953 veranstalteten S. und →August Rucker (1900–78) an der TH München eine Vortragsreihe u. d. T. „Die Künste im technischen Zeitalter“. Studien zu Schelling und Spengler rundeten sein publizistisches Lebenswerk im Geist skeptischer Geschichtsschau ab. und erst der 90jährige beendete 1970 seine Tätigkeit für den Oldenbourg-Verlag.
-
Auszeichnungen
Dr. phil. h. c. (Univ. München 1950);
Ehrenmitgl. d. Dt. Ges. f. Gesch. d. Med., Naturwiss. u. Technik (1960). -
Werke
Weitere W Michelangelo, 1913;
Gedanken z. dt. Schicksal, Versuch e. Sichtung d. dt. Kriegslit., 1922;
Kulturfragen d. Technik, in: VDI-Zs. 77, 1933, S. 349 ff.;
Philos. d. Technik, 1934, Nachdr. 1972;
Metaphysik d. Untergangs, 1949;
Die Geistesgebiete d. Verlags R. Oldenbourg 1858-1958, 1958;
|Oswald Spengler, Briefe 1913-1936, 1963 (Hg. mit A. M. Koktanek);
Oswald Spengler, Urfragen, Fragmente aus d. Nachlaß, 1965 (Hg. mit dems.);
Krit. Stud., Über Schelling u. zur Kulturphilos., 1971 (W);
– zu Hedwig Hintze geb. Guggenheimer: Staatseinheit u. Föderalismus im alten Frankreich u. in d. Rev., Diss. Berlin 1923; Hg.:
Vfg.pol. Entwicklungen in Dtld. u. Westeuropa, aus d. Nachlaß v. Hugo Preuß, 1927. -
Literatur
B. Sticker, in: Nachrr.bl. d. Dt. Ges. f. Gesch. d. Med., Naturwiss. u. Technik, 1961, S. 6 f.;
Phil. Eros im Wandel d. Zeit, FS f. M. S., hg. v. A. M. Koktanek, 1965 (W, P);
Schelling-Stud., FS f. M. S., hg. v. dems., 1965;
Spengler-Stud., FS f. M. S., hg. v. dems., 1965;
Oldenbourg, Eine Münchner Fam, u. e. Münchner Unternehmen, 1983, bes. S. 117-28 (P);
S. Willeke, Die Technokratiebewegung in Nordamerika u. Dtld. zw. d. Weltkriegen, 1995;
Ernst Troeltsch in Nachrufen, hg. v. F. W. Graf, 2002;
Munzinger;
Kosch, Lit.-Lex.³ (W);
BBKL (W, L);
Pogg. VIII;
– zu Moritz Guggenheimer:
Münchner Neueste Nachrr. Nr. 344 v. 27.7.1902;
R. Zerhack, München u. sein Stadtbürgertum, 1997, S. 172 u. 269 f.;
H. Kilian, Die jüd. Gde. in München 1813-1871, 1989, S. 165 ff.;
– zu Emil Guggenheimer:
W. Weigand, in: Gesch. u. Kultur d. Juden in Bayern, Ll., 1988, S. 194-201 (Qu, P); #x2013; Hintze geb. Guggenheimer:
H. H. (1884–1942), Bibliogr., hg. v. B. Deppe u. E. Dickmann, 1997;
Otto Hintze u. H. H., „Verzage nicht u. laß nicht ab zu kämpfen …“, Die Korr. 1925-1940, bearh. v. B. Oestreich, hg. v. R. Jütte u. G. Hirschfeld, 2004 (P);
Friedrich Meinecke, Akad. Lehrer u. emigrierte Schüler, Briefe u. Aufzeichnungen 1910-1977, eingel. u. bearb. v. G. A. Ritter, 2006, bes. S. 81-92 u. 413-32;
Historikerlex. -
Autor/in
Friedrich Wilhelm Graf -
Zitierweise
Graf, Friedrich Wilhelm, "Schröter, Manfred" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 588-589 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118761986.html#ndbcontent