Skoronel, Vera
- Lebensdaten
- 1906 – 1932
- Geburtsort
- Zürich
- Sterbeort
- Berlin
- Beruf/Funktion
- Tänzerin ; Choreographin ; Tanzpädagogin ; Tänzerin ; Choreografin ; Tanzlehrerin
- Konfession
- -
- Normdaten
- GND: 12855603X | OGND | VIAF: 64300567
- Namensvarianten
-
- Laemmel, Vera (eigentlich)
- Skoronel, Vera
- Laemmel, Vera (eigentlich)
- laemmel, vera
- Lämmel, Vera
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Skoronel (eigentlich Laemmel), Vera
Tänzerin, Choreographin, Tanzpädagogin, * 28. 5. 1906 Zürich, † 24. 3. 1932 Berlin, ⚰ Berlin, Friedhof Wilmersdorf.
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Genealogie
V Rudolf (Ps. Heinrich Inführ) (1879–1962, jüd.), aus Wien, Dr. phil., Reformpäd., Publ., gründete 1902 d. Reformgymn. in Z. u. 1917 d. Landerziehungsheim Schillerheim in Mettmenstetten, 1915 an d. Odenwaldschule, 1923 Studienrektor, Vf. v. populärwiss. Sachbüchern u. e. Romans (s. Neue Schweizer Biogr.; Pogg. VI; Kosch, Lit.-Lex.³; HLS; L), S d. →Heinrich Laemmel (1850–1933), Oberoffizial in Villach, u. d. Johanna Kiczales;
M Sonja (1881–1917), T d. →Pavel B. Axelrod (Aksel'rod) (1849/50–1928), sozialist. Publ., Theoretiker d. Menschewiki, seit 1875 in d. Schweiz, zunächst in Genf, seit 1881 in Z., gründete 1883 d. marxist. Gruppe „Befreiung d. Arbeit“, 1917 nochmals in Rußland, emigrierte während d. Oktoberrev. n. B., Gegner Lenins (s. L); Stief-M seit 1917 Luise Frank (1896–1991);
1 B Boris (* 1904, 1992 verschollen), 6 Stief-Geschw; – ledig. -
Biographie
S. kam durch Interesse und Engagement ihres Vaters bereits als Kind in Berührung mit Modernem Tanz. Sie wuchs in Zürich auf, wo sie seit 1912 Kurse in rhythmischer Gymnastik an der Tanzschule Semmler-Rinke besuchte; ihre tänzerische Grundausbildung erhielt sie seit 1919 an der Züricher Laban-Schule bei →Suzanne Perrottet (1889–1983) und →Käthe Wulff (1890–1992). 1921 ging S. für drei Monate an die Loheland-Schule in Künzell (Rhön), danach 1922–24 nach Dresden zu →Mary Wigman (1886–1973). Hier schloß sie als eine der ersten Schülerinnen →Wigmans ihre Tanzausbildung ab. Bereits im Alter von 18 Jahren wurde S. Ballettmeisterin an den Vereinigten Bühnen von Oberhausen, Gladbach und Hamborn, wo sie eine der ersten modernen dt. Theater-Tanzgruppen leitete, die eigenständige Aufführungen zeigte. 1925 wechselte sie als Ballettmeisterin nach Darmstadt, 1926 nach Berlin. Hier avancierte sie zur gefeierten Tanzsolistin und übernahm gleichzeitig die Mitleitung der Tanzschule von →Berthe Trümpy (1895–1983). 1927 arbeiteten Trümpy und S. mit ihrer Gruppe an der Berliner Volksbühne, ebenso 1928 mit dem dort von Karl Vogt geleiteten Sprech- und Bewegungschor.
S. entwickelte eine Bewegungstechnik, die sie „abstrakten Tanz“ nannte. Ihr Bewegungsvokabular richtete sich nach den Möglichkeiten sich ständig wiederholender, monotoner, „maschineller“ Grundformen von Bewegung: Kreisen der Arme, Stoßen, Schlagen und Drehen. Diese Technik ermöglichte schnelle rhythmische Bewegungen, die dem Lebensgefühl der Zeit entsprachen. Mit einigen ihrer Meisterschülerinnen gründete sie zweimal eine Tanzgruppe, die sehr erfolgreiche Tourneen absolvierte und damit den guten Ruf der Trümpy-Schule prägte und etablierte. S., zur zweiten Generation der Ausdruckstänzer gehörig, verhalf mit ihrer weiterentwickelten Technik dem modernen Tanz zu einer neuen Blüte. Sie starb im Alter von nur 25 Jahren an einer Blutkrankheit.
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Werke
u. a. Choreographie: Das böse Quadrat (auch: Das Quadrat), 1924;
– mit d. Sprech- u. Bewegungschor d. Berliner Volksbühne: Der gespaltene Mensch, Sprechchorwerk v. B. Schoenlank, 1927;
– Tanzmatinee:
Erweckung d. Massen, 1928;
– Schr.:
Meine tänzer. Arb. u. Stellungnahme z. Tanzentwicklung, in: Monogrr. d. Ausbildungsschulen f. Tanz u. tänzer. Körperbildung, hg. v. L. Freund, Bd. 1, 1929, S. 73 f.;
– Teilnachlässe:
Dt. Tanzarchiv Köln (P);
Privatbes. (P). -
Literatur
L Rudolf Lämmel, Der moderne Tanz, Eine allg.verständl. Einf. in d. Gebiet d. Rhythm. Gymnastik u. d. Neuen Tanzes (1928), bes. S. 144–70;
Hans W. Fischer, Körperschönheit u. Körperkultur, 1928, S. 249 ff. u. Tafeln 176, 177;
G. J. Wolfensberger, Suzanne Perrottet, 1995 (P);
F.-M. Peter, Zwischen Ausdruckstanz u. Postmodern Dance, Dore Hoyers Btr. z. Weiterentwicklung d. modernen Tanzes in d. 1930er J., Diss. FU Berlin 2004;
ders., Andere mussten mit ollen Ballettratten anfangen, Das kurze Leben d. einzigartigen V. S. (1906–1932), in: Tanzjournal, H. 3, 2006, S. 16–21;
G. Andresen, Die Tänzerin, Bildhauerin u. Nazigegnerin Oda Schottmüller 1905–1943, 2005;
R. Radrizzani (Hg.), V. S./Berthe Trümpy, Schrr. – Dokumente, 2005 (W-Verz.);
– zu Pavel Axelrod: A. Ascher, P. A. and the Development of Menshevism, 1972;
HLS. P Handabguß v. Fritz Cremer, 1932 (Köln, Dt. Tanzarchiv);
Porträt od. Totenmaske v. dems. (ehem. im Besitz v. B. Trümpy, verschollen);
Porträtbüste v. Milly Steger (verschollen);
Porträt v. Julie Wolfthorn, Gem. (verschollen);
Fotogrr. im Nachlaß. -
Autor/in
Geertje Andresen -
Zitierweise
Andresen, Geertje, "Skoronel, Vera" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 490-491 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd12855603X.html#ndbcontent