Schoen, Paul
- Lebensdaten
- 1867 – 1941
- Geburtsort
- Königsberg (Preußen)
- Sterbeort
- Göttingen
- Beruf/Funktion
- Jurist
- Konfession
- lutherisch
- Normdaten
- GND: 116859768 | OGND | VIAF: 54911148
- Namensvarianten
-
- Schoen, Paul Otto
- Schoen, Paul
- Schoen, Paul Otto
- Schön, Paul
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Schoen, Paul Otto
Jurist, * 16.5.1867 Königsberg (Preußen), † 21.9.1941 Göttingen, ⚰ Göttingen, Stadtfriedhof. (lutherisch)
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Genealogie
Aus ostpreuß. Fam. aus d. Raum Ragnit-Tilsit, zu deren Verwandten auch Immanuel Kant gehört (s. Dt.GB 61, S. 519-24);
V Eduard (* 1814), aus Allenstein, kgl. Bez.feldwebel, später Reg.kanzlei-Insp. in K.;
M Bertha (* 1823), T d. →Carl Ludwig Liedtke, Gutsbes. in Wargitten (Kr. Osterode);
⚭ Göttingen 1908 Elsbeth (1872–1946), T d. →Hermann Leineweber (1835–1911), Dr. med., Oberstabsarzt in G., u. d. Elisabeth Charlotte Sachse (1848–1913); kinderlos;
N →Joachim Leineweber (1912–47), Dr. iur., Geschäftsführer d. Oberoher Kieselgurwerke, Kr. Celle;
Gr-N →Klaus Leineweber (* 1947), Kaufm., bis 2001 Dir. d. Zanders Feinpapiere AG, Bergisch Gladbach, seitdem Finanzvorstand d. Girindus AG, Bensberg. -
Biographie
S. besuchte das Altstädtische Gymnasium in Königsberg (Abitur 1886), anschließend studierte er hier und in Leipzig (1888) Rechts- und Kameralwissenschaften. 1889 bestand er das Referendarexamen und wurde in Königsberg mit einem handelsrechtlichen Thema zum Dr. iur. promoviert (Vergleichende Darst. d. Rechtsverhältnisse d. Kommanditges. u. d. Stillen Ges. nach d. allg. dt. Handelsgesetzbuch); das am Landgericht Königsberg begonnene Gerichtsreferendariat brach er 1891 ab, um die preuß. Verwaltungslaufbahn einzuschlagen (1894 Reg.assessor). 1884 bei Philipp Zorn in Königsberg habilitiert (Die preuß. Kommunalverbände), wurde S. 1896 auf Vermittlung von →Eduard Rosenthal (1853–1926) als ao., 1900 als o. Professor für Staats- und Verwaltungsrecht nach Jena berufen, nahm jedoch im selben Jahr noch einen Ruf nach Göttingen auf das Ordinariat für allgemeines dt. und preuß. Staats- und Verwaltungsrecht, Völkerrecht und Kirchenrecht an (1935 em.).
S. verfaßte Beiträge für die Enzyklopädien von Rönne und Holtzendorff, die sich methodisch am Positivismus des Spätkonstitutionalismus von →Paul Laband orientierten. Anders als →Otto Mayer widmete S. der Verwaltungsorganisation große Aufmerksamkeit. Seine Arbeit zum „Recht der Kommunalverbände in Preußen“ (1896) galt in seiner Vollständigkeit und Systematik als Standardwerk (→Paul Laband). Sein „Dt. Verwaltungsrecht, Allgemeine Lehren und Organisation“ (1913) ist eine wichtige Vorarbeit zur heutigen Dogmatik des „Allgemeinen Verwaltungsrechts“. In seinem Hauptwerk „Ev. Kirchenrecht in Preußen.“ (3 Bde., 1903–10, Neudr. 1967) entwickelte er auf der Grundlage des Positivismus ein kirchenrechtliches System, wobei er sich mit kirchenpolitischen Forderungen wie der nach der Bildung einer Dt. Ev. Kirche profilierte. 1921-24 war S. ao. Mitglied des luth. Landeskonsistoriums für die Provinz Hannover, 1922 wurde unter maßgeblicher Beteiligung der hann. Landeskirche der bis 1933 bestehende „Dt. Ev. Kirchenbund“ gegründet. Zum Nationalsozialismus wahrte er Distanz.
Nicht zuletzt wegen der Kritik seines Göttinger Lehrstuhlnachfolgers Rudolf Smend (1882–1975) spielte der Ansatz S.s in der Ev. Kirchenrechtswissenschaft der Nachkriegszeit nur eine untergeordnete Rolle. Kritiker wie Erik Wolf hielten ihm eine „theol. Entwesung des Kirchenrechts“ vor; sein Vorhaben, das Kirchenrecht durch einen rein normativen Zugang zu entwickeln, stieß auf den Widerspruch konfessionell orientierter Kirchenrechtler. An einige seiner Forderungen, wie die nach einem Zusammenschluß der dt. ev. Landeskirchen, wird gegenwärtig wieder angeknüpft. S.s bekanntester Schüler ist →Ernst v. Hippel (1895–1984).
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Auszeichnungen
Roter Adler-Orden IV. Kl. (1913);
Dr. theol. h. c. (Göttingen 1917);
Geh. JR (1918);
Mitgl. d. Vereinigung Dt. Staatsrechtslehrer (1923). -
Werke
Weitere W Das Landeskirchentum in Preußen, 1898;
Der Lippische Schiedsspruch, 1899;
Beziehungen zw. Staat u. Kirche auf d. Gebiet d. Eherechts, 1901;
Das ksl. Standeserhöhungsrecht u. d. Fall Friesonhausen, 1905;
Die völkerrechtl. Haftung d. Staates aus unerlaubten Handlungen, 1917;
Philipp Zorn z. 70. Geb.tag, in: Preuß. Verw.bl. 1920, S. 165 f.;
Der Dt. Ev. Kirchenbund, in: DJZ 1922, S. 90 f.;
Das neue Vfg.recht d. ev. Landeskirche in Preußen, 1929;
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Nachlass
Nachlaß: Niedersächs. Staats- u. Univ.bibl. Göttingen.
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Literatur
P. Laband, Rez. Das Recht d. Kommunalverbände in Preußen, in: DJZ 1897, Sp. 243 f.;
H.-E. Feine, Kanonist. Chronik, in: ZSRGK 1942, S. 372;
B. Dennewitz, Die Systeme d. Verw.rechts, 1948, S. 166 f.;
R. Smend, Zweihundert J. Kirchenrechtswiss. in Göttingen, in: Ev.-luth. Kirchenztg. v. 11. Juni 1956;
E. Wolf, Ordnung d. Kirche, 1961, S. 12;
W. Kunkel, Der Prof. im Dritten Reich, in: Die dt. Univ. im Dritten Reich, 1966, S. 107, 122;
S. Grundmann, Das ev. Kirchenrecht v. Rudolph Sohm bis z. Gegenwart (1962), in: ders., Abhh. z. Kirchenrecht, 1969, S. 19, 21;
V. Götz, Verw.rechtswiss. in Göttingen, in: F. Loos (Hg.), Rechtswiss. in Göttingen, 1987, S. 340-46;
F. Halfmann, in: Die Univ. Göttingen unter d. NS. 1987, S. 98, 105 ff.;
M. Stolleis, Gesch. d. öff. Rechts in Dtld., II, 1992, S. 408 ff.;
III, 1999, S. 269, 284;
J. Schmidt, Kons. Staatsrechtslehre u. Friedenspol., 2001, S. 260 ff.;
J. N. Weisfert, Biogr.-litt. Lex. f. d. Haupt- u. Residenzstadt Königsberg u. Ostpreußen, ²1898;
H. Liermann, in: RGG³;
Kürschner, Gel.-Kal. 1940/41;
Wi. 1935;
W. Ebel, Cat. Professorum Gottingensium 1734-1962, 1963;
Altpreuß. Biogr. II;
C. Link, in: RGG⁴;
– zur Fam.:
Dt.GB 61, S. 519-24. | -
Quellen
Qu Eigene Archivstudien (Univ.archive Göttingen u. Jena, StadtA Göttingen, Verlagsarchiv Mohr Siebeck, Tübingen).
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Autor/in
Martin Otto -
Zitierweise
Otto, Martin, "Schoen, Paul" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 377-378 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116859768.html#ndbcontent