Teichmüller, Oswald
- Lebensdaten
- 1913 – 1943
- Geburtsort
- Nordhausen (Harz)
- Sterbeort
- in Rußland vermißt
- Beruf/Funktion
- Mathematiker
- Konfession
- -
- Normdaten
- GND: 119089165 | OGND | VIAF: 17302293
- Namensvarianten
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- Teichmüller, Paul Julius Oswald
- Teichmüller, Oswald
- Teichmüller, Paul Julius Oswald
- Teichmüller, Oswald
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Teichmüller, Paul Julius Oswald
|Mathematiker, * 18.6.1913 Nordhausen (Harz), seit September 1943 in Rußland vermißt.
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Genealogie
V Julius Adolf Paul (1881–1925), Weber in St. Andreasberg (Harz);
M Gertrude Dinse (1875–1954); ledig. -
Biographie
T. besuchte die Grundschule in St. Andreasberg und das Realgymnasium in Nordhausen. 1931 begann er ein Studium der Mathematik in Göttingen, u. a. bei →Richard Courant (1888–1972), →Edmund Landau (1877–1938) und →Helmut Hasse (1898–1979). Bei diesem wurde er 1935 mit einer Dissertation über eine Verallgemeinerung der Operatortheorie in komplexen Hilbert-Räumen promoviert. Danach beschäftigte sich T. zunächst mit Arbeiten in der Algebra und später in der geometrischen Funktionentheorie. 1937 wechselte er zu →Ludwig Bieberbach (1886–1992) an die Univ. Berlin, habilitierte sich dort 1938 mit „Untersuchungen über konforme und quasikonforme Abbildungen“ für Mathematik und wurde 1939 zum Dozenten ernannt. Um die Jahreswende 1938/39 entstand T.s Arbeit „Extremale quasikonforme Abbildungen und quadratische Differentiale“, die ihn zusammen mit einer Reihe weiterer Untersuchungen international bekannt machte. Seine wesentliche Leistung ist die Beschreibung des Modulraumes (jetzt „Teichmüller-Raum“ genannt) der komplexen Strukturen auf einer vorgegebenen Fläche. Damit konnte T. eine Vision von →Bernhard Riemann (1826–66) präzisieren und zugleich die Grundlage für Existenzbeweise von verschiedenen allgemeineren Modulräumen in der Komplexen Analysis und in der Algebraischen Geometrie legen. Seine wesentliche Methode ist die erfolgreiche Verwendung der Differentialgeometrie, speziell der Theorie der quasikonformen Abbildungen. T.s Resultate wurden nach seinem Tode u. a. von →Lars Ahlfors (1907–96) und →Lipman Bers (1914–93) verfeinert und weiterentwickelt.
T. trat 1931 der NSDAP und der SA bei und war seit 1935 Mitglied des NS-Dozentenbundes. Bekannt ist sein Vorgehen gegen die jüd. Hochschullehrer Courant und Landau. Letzterer wurde durch einen von T. organisierten Boykott in Göttingen so massiv bedrängt, daß er ein Entlassungsgesuch stellte. Seit Juli 1939 leistete T. Kriegsdienst; 1941–43 war er in Berlin im Dechiffrierdienst beim Oberkommando der Wehrmacht eingesetzt. Nach dem Fall von Stalingrad meldete er sich im Mai 1943 freiwillig an die russ. Front, wo er seit Sept. vermißt wurde.
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Werke
W Operatoren im Wachsschen Raum, 1935;
Braucht d. Algebraiker d. Auswahlaxiom?, 1939;
Ein neuer Beweis f. d. Funktionalgleichung d. L-Reihen, 1943;
Veränderl. Riemannsche Flächen, 1944;
Ges. Abhh., hg. v. L. Ahlfors u. F. Gehring, 1982. -
Literatur
L W. Abikoff, in: Mathematical Intelligencer, 1986, S. 8–17;
N. Schappacher, E. Scholz u. a., T., Leben u. Werk, in: Jber. d. Dt. Math.-Vereinigung 94, 1992, S. 1–40;
W. M. Chowdhury, Years Ago, Landau and T., ebd. 1995, S. 12–14;
Complete DSB. -
Autor/in
Martin Schottenloher -
Zitierweise
Schottenloher, Martin, "Teichmüller, Oswald" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 9 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119089165.html#ndbcontent