Schmid, Carl
- Lebensdaten
- 1761 – 1812
- Geburtsort
- Heilsberg (Amt Remda, Sachsen-Weimar)
- Sterbeort
- Jena
- Beruf/Funktion
- evangelischer Theologe ; Philosoph ; Theologe
- Konfession
- -
- Normdaten
- GND: 117499382 | OGND | VIAF: 51731526
- Namensvarianten
-
- Schmid, Carl Christian Erhard
- Schmid, Carl
- Schmid, Carl Christian Erhard
- Schmid, Carl C.
- Schmid, Carl Christian Ehrhard
- Schmid, K. Chr. Erh.
- Schmid, Karl Christian Erhard
- Schmidt, Carl Christian Erhard
- Schmidt, Ch. E.
- Schmidt, Karl Christian Erhard
- Schmid, Karl
- Schmid, Karl C.
- Schmid, Karl Christian Ehrhard
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Schmid, Carl Christian Erhard
evangelischer Theologe, Philosoph, * 14.4.1761 Heilsberg (Amt Remda, Sachsen-Weimar), † 10.4.1812 Jena. (evangelisch)
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Genealogie
V →Gottlieb Ludwig (1721–96), Lehrer u. Rektor an d. Domschule in Reval u. am Gymn. in Hapsal, seit 1758 Prediger in H., seit 1777 in Wenigenjena;
M Beate († 1761), T d. →Jesaias (Esaias) Friedrich Weissenborn (1673–1750), aus Schmalkalden, Sup., Theol.-Prof. in J. (s. J. C. Geisthirt, Schmalkaldia literata, 1894, Nachdr. 1997), u. d. Dorothea Maria Juchius;
Stief-M Sophie Elisabeth Louise, T d. N. N. Fischer, Pfarrer in Löberschütz b. J.;
Ov →Achatius Ludwig Karl (1725–84), o. Prof. d. Pandekten in J., Wirkl. GHR, Kanzler d. Hzg. →Karl August v. Weimar (s. ADB 31);
– ⚭ 1796 Bernhardine Sophie, T d. →Johann Wilhelm Schmid (1744–98), aus J., Prof. d. Theol. in Jena (s. ADB 31; BBKL) (Verwandter);
K u. a. Johann Heinrich Theodor (1799–1836), Reinhold (1800–73); Urur-Gvv d. Ehefrau →Christian Schmid, Kanzler, Konsistorialpräs. in Arnstadt: Ur-Gvv d. Ehefrau Johann Christian Schmid, Dr. iur., Hofger.advokat in J., Kanonikus in Zeitz;
Gvv d. Ehefrau →Paul Wilhelm Schmid (1704–63), Dr. iur., Hofger.advokat in J.; Verwandter (?) →Karl Ernst (s. 2). -
Biographie
S. wurde von seinen Eltern unterrichtet, nahm 1778 in Jena ein Studium der ev. Theologie und Philosophie auf und legte 1780 vor dem Konservatorium in Weimar das theol. Examen ab. Im selben Jahr wurde S. Hauslehrer bei →Heinrich Ulrich Erasmus Frhr. v. Hardenberg (1738–1814), mit dessen Sohn →Friedrich (Novalis, 1772–1801) er Freundschaft schloß, 1782 Hofmeister im Haus des Hofrats Pensel in Schauberg bei Coburg. 1784 erwarb S. den Grad eines Magisters der Philosophie, wurde Adjunkt an der Phil. Fakultät in Jena und nahm ein Medizinstudium auf. Seit 1785 hielt er exegetische Vorlesungen und bot Lektüre-Übungen über Werke antiker Autoren an; zudem wirkte er an der seit 1785 von →Christian Gottfried Schütz in Jena herausgegebenen „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ mit. 1786 erschien seine Erstlingsschrift „Critik der reinen Vernunft im Grundrisse zu Vorlesungen nebst einem Wörterbuche zum leichtern Gebrauch der Kantischen Schriften“ (³1794, Nachdr. 1974), die das Verständnis für den Gesamtkomplex des Kantischen Systems fördern und eine präzise Bestimmung für Begriffe ermöglichen sollte. 1787 erhielt er die Stelle eines Kollaborators bzw. Vikars in Wenigenjena und wurde ordiniert. 1791 wechselte er als o. Professor für Logik und Metaphysik an die Univ. Gießen, wo er 1793 nach Bekanntwerden seiner Autorschaft für die anonym veröffentlichten „Zwey seltenen Antisupernaturalistischen Manuscripte eines Genannten und eines Ungenannten, Pendants zu den Wolfenbüttelschen Fragmenten“ (1788) seinen Abschied nehmen mußte. Nach Jena zurückgekehrt, wurde S. o. Professor der Philosophie, Diakon der Stadtkirche und Garnisonsprediger. Auf der Basis eigener Kompendien las er über Logik, Metaphysik, Moralphilosophie und unter dem Titel „Naturrecht“ über politische Philosophie. 1798 erhielt er die dritte Professur in der Jenaer Theol. Fakultät, wo er 1800 mit der Arbeit „De theologia Joannis“ zum Dr. theol. promoviert wurde. 1804 wurde S. zum „Aufseher der in Jena studierenden Gotha, und Altenburg. Landeskinder“ berufen und erhielt den Titel eines hzgl. sachsen-gotha. Kirchenrats. 1806 gründete er eine „Lehranstalt für Knaben“ mit aufklärerischen Zielsetzungen.
In den Geschichten der neueren Philosophie wird S. meist als erbitterter Gegner Johann Gottlieb Fichtes (1762–1814) dargestellt. Dabei setzte sich die Deutung durch, daß es sich bei dem 1793-96 gefülirten, öffentlich stark beachteten Streit der beiden Jenaer Gelehrten, jenseits des Persönlichen, v. a. um eine Auseinandersetzung zwischen Kantischem Kritizismus und idealistischer Überwindung der Kantischen Dualismen handele. Insofern trugen die Fichte-S.-Kontroversen erheblich zur positionellen Differenzierung in der komplexen philosophischen Gesprächslage der 1790er Jahre bei. Infolge des Streits mit Fichte verlor S. die meisten seiner Hörer; Kollegen, mit denen er bei Zeitschriftenprojekten zusammengearbeitet hatte, gingen auf Distanz. Die Übertragung des Rektorats 1800/01 läßt aber erkennen, daß S. wieder an Ansehen gewann. Selbständigkeit gegenüber Kant wahrte S. in seiner Eleutheriologie, der Freiheitslehre. Er konzipierte sie unter dem Leitbegriff „intelligibler Fatalismus“ bzw. seit der 3. Auflage des „Versuchs einer Moralphilosophie“ (1790, ⁴1802 in 2 Bdn.) 1795 als „intelligiblen Determinismus“. S.s (Semi-)Kantianismus provozierte scharfe Kritik jüngerer Jenaer Kollegen wie Schelling und Hegel.
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Auszeichnungen
Dr. med. h. c. (Marburg 1809);
o. Mitgl. d. Ak. d. Wiss., Erfurt (1797);
Ehrenmitgl. d. Naturforschenden u. mineralog. Ges. zu Jena (1804). -
Werke
Weitere W Psycholog. Magazin, 3 Bde., 1796-98 (Hg.);
Empir. Psychol., 1791, ²1796;
Grundriß d. Moralphilos. f. Vorlesungen, 1793, ²1800;
Aufss. theol. u. phil. Inhalts, 1802;
Grundriß d. Naturrechts, 1795;
Phil. Dogmatik im Grundriß f. Vorlesungen, 1796;
Grundriß d. Logik, 1797;
Predigten, 1797;
Predigten über Gegenstände, 1798;
Grundriß d. Metaphysik, 1799;
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Nachlass
Nachlaß: Univ.- u. Landesbibl. Jena.
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Literatur
F. W. Strieder, Grundlagen zu e. Hess. Gel.- u. Schriftst. gesch., XIII, 1802, S. 96-102;
J. Ch. Spangenberg, Hdb. d. in Jena seit beinahe fünfhundert J. dahingeschiedenen Gel. […], 1819. S. 66;
J. Günther, Lebensskizzen d. Professoren d. Univ. Jena seit 1585 bis 1858, 1858, Nachdr. 1979, S. 214 f.;
L. Sennewald, C. C. S. u. sein Verhältnis zu Fichte, 1929;
K. Heussi, Gesch. d. Theol. Fak. zu Jena, 1954;
K. Ch. Köhnke, Entstehung u. Aufstieg d. Neukantianismus, 1986;
F. W. Graf, Theonomie, Fallstud. z. Integrationsanspruch neuzeitl. Theol., 1987;
F. Beiser, The Fate of Reason, ⁴1993;
H. Schröpfer, C. C. E. S., Der „bedeutendste Kantianer“ an d. Univ. Jena im 18. Jh., in: N. Hinske u. a., „Das Kantische Evangelium“, Der Frühkantianismus an d. Univ. Jena v. 1785-1800 u. seine Vorgesch., 1993, S. 37-83;
H. Schröpfer, in: N. Hinske (Hg.), Kant u. d. Aufklärung, 1993, S. 73 f.;
G. Gf. v. Wallwitz, Die Interpretation u. Ausformung v. Kants Philos. durch C. C. E. S., 1998;
M. John, C. C. E. S. u. d. Naturwiss., in: Naturwiss. um 1800, hg. v. O. Breidbach u. P. Ziche, 2001, S. 83-95;
ders., C. C. E. S. u. d. Psychol. um 1800, in: G. Eckardt (Hg.), Psychol. vor Ort, Ein Rückblick auf 4 Jhh., 2003, S. 45-67;
D. Henrich, Grundlegung aus d. Ich, Unteres, z. Vorgesch. d. Idealismus, Tübingen – Jena 1790-1794, 2 Bde., 2004;
Hamberger-Meusel;
Ziegenfuß;
BBKL (W, L);
– zur Fam.:
Des Bgm. zu Hirschberg Johannes S. Nachkommen […], Ein Fam. buch […], zus. gestellt v. Johannes Schmid, 1897. -
Porträts
Schattenriß, in: Kant-Stud. 85, 1994, S. 378, dazu: H. Schröpfer, Ein bisher unbek. Bild e. bekannten Kantianers, ebd., S. 509.
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Autor/in
Friedrich Wilhelm Graf -
Zitierweise
Graf, Friedrich Wilhelm, "Schmid, Carl" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 139-140 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117499382.html#ndbcontent