Scheuch, Erwin
- Lebensdaten
- 1928 – 2003
- Geburtsort
- Köln
- Sterbeort
- Köln
- Beruf/Funktion
- Soziologe ; Publizist ; Hochschullehrer
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 119265540 | OGND | VIAF: 56626023
- Namensvarianten
-
- Scheuch, Erwin Kurt
- Scheuch, Erwin
- Scheuch, Erwin Kurt
- Scheuch, Erwin K.
- Scheuch, E. K.
- Scheuch, Erwin Karl
- Scheuch, Erwin Curt
- Scheuch, Erwin Carl
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Scheuch, Erwin Kurt
Soziologe, * 9.6.1928 Köln, † 12.10.2003 Köln. (katholisch)
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Genealogie
V →Otto Wilhelm (1895–1950), aus Gelsenkirchen-Buer, Finanzbeamter in K;
M Cäcilie Bauschert (1905–74);
⚭ 1) Stanford (Connecticut, USA) 1951 ⚔ 1985 Joyce-Ann Dickinson (* 1929), 2) Köln 1985 →Ute Pulm (* 1943), Dr. päd., Journalistin, Soziologin in Düsseldorf (s. W);
2 S aus 1) →Rolf (* 1957), Math, in K, Geschäftsführer d. Opitz Consulting in Gummersbach, →Allen (* 1962), Ing. in K. -
Biographie
Aus verarmter Familie stammend, besuchte S. das Humanistische Gymnasium in Köln-Nippes und wurde 1944 als „Luftwaffenhelfer“ eingezogen. Nach dem Abitur 1948 begann er, neben seiner gleichzeitig aufgenommenen journalistischen Tätigkeit, 1949 ein Studium der Volkswirtschaftslehre, Statistik, Sozialpsychologie und Soziologie in Köln. u. a. bei →René König (1906–92). 1950 setzte S. sein Studium an der Univ. of Connecticut (USA) fort (BA 1951). Nach Köln zurückgekehrt, legte er dort 1953 das Examen als Diplom-Volkswirt ab, wurde 1956 zum Dr. rer. pol. promoviert mit einer Arbeit über „Die Anwendung von Auswahlverfahren bei Repräsentativbefragungen“ und war 1953-59 am Seminar für Soziologie und am Forschungsinstitut für Soziologie als Wissenschaftlicher Assistent tätig. Ein Forschungsstipendium der Rockefeller Foundation ermöglichte ihm 1959/60 die Fortsetzung seines Soziologiestudiums an amerik. Universitäten (u. a. Columbia Univ., Univ. of Michigan, Univ. of Chicago, Univ. of California-Berkeley). 1961 habilitierte sich S. mit einer Arbeit über „Skalierungsverfahren als Instrument der Sozialforschung“ für Soziologie in Köln. 1962-64 lehrte er als Dozent für Sozialpsychologie im Department of Social Relations der Harvard Univ., Cambridge (Mass., USA), von wo er 1964 auf einen Lehrstuhl für Soziologie in Köln berufen wurde (em. 1993). Er nahm zahlreiche Gastprofessuren wahr und bekleidete viele wissenschaftspolitische und politische Ämter, z. B. als Mitglied der Kommission des Bundesministers des Inneren zur Reform des Bundeswahlrechts (1967/68).
S. zählt zu den Begründern der empirischen Sozialforschung in der (west)dt. Soziologie|nach dem 2. Weltkrieg und war ein zentraler Repräsentant der „Kölner Schule“. S. trug Verantwortung für großangelegte Studien auf dem Gebiet des internationalen Gesellschaftsvergleichs: Von seiner Zeitbudgetstudie in elf westlichen und östlichen Gesellschaften (1965) bis zur Begründung des internationalen Social Survey Program (ISSP), das seit 1985 im Zweijahresrhythmus fast 40 Länder zu wechselnden Themen erforscht. Er war u. a. Mitgründer der Allgemeinen Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften (ALLBUS) 1980.
Neben seiner akademischen Tätigkeit widmete sich S. mit publizistischer Breitenwirkung ideologiekritischen, politischen und landeskundlichen Themen (Die Wiedertäufer d. Wohlstandsgesellschaft, Eine krit. Unters. d. „Neuen Linken“ u. ihrer Dogmen [Hg.], 1968; Kulturintelligenz als Machtfaktor, 1976). Solche politisch-journalistischen Publikationen, meistens zusammen mit Ute Scheuch, sowie sein Engagement im „Bund Freiheit der Wissenschaft“ (Mitgr. 1970) trugen ihm den Ruf als Konservativer ein. Er kritisierte die politischen Parteien (Cliquen, Klüngel u. Karrieren, 1992) und trat 1997 nach 25jähriger Mitgliedschaft wegen der sog. „Dienstflug-Affäre“ der damaligen Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth aus der CDU aus.|
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Auszeichnungen
Dir. d. Zentralarchivs f. Empir. Soz.forsch. (ZA, 1964–93);
Gründer (1965) u. Dir. d. Inst. f. Vgl. Soz.forsch. d. Univ. Köln, seit 1974 Inst. f. Angew. Soz.forsch.;
Vors. d. Arb.gemeinschaft Soz.wiss. Institute (1969–78);
Mitbegr. u. Leiter d. Informationszentrums f. Soz.wiss. Bonn (IZ, 1970);
Vors. d. Dt. Ges. f. Soziol. (1970/71);
Gründungsmitgl. d. Zentrums f. Umfragen, Methoden u. Analysen (ZUMA, 1974);
Vizepräs. (1989–93) u. Präs. (1993–97) d. Inst. Internat, de Sociol.;
BVK I. Kl. (1988);
Baltasar-Gracián-Preis d. Förderstiftung Kons. Bildung u. Forsch. (2001);
Dr. phil. h. c. (Jena 2003). -
Werke
Weitere W Der Überdruß an d. Demokratie. Die alte Rechte u. d. Neue Linke, 1970 (mit K. Sontheimer u. G. Ritter);
Massenmedien u. Rel. in d. Freizeitges., 1971;
Grundbegriffe d. Soziol., 1972, ²1975 (mit Th. Kutsch);
Soziol. d. Freizeit u. d. Konsums, 1977 (mit G. Scherhorn);
China u. Indien, Eine soziolog. Landvermessung, 1987 (mit Ute Scheuch);
Wie Deutsch sind d. Deutschen?, 1991 (mit ders.);
USA, ein maroder Gigant?, 1992 (mit ders.);
Bürokraten auf d. Chefetagen, 1995 (mit ders.);
Soz. Wandel in d. heutigen Soz.forsch., 1997;
Parteien außer Kontrolle, 2000 (mit ders.);
Dt. Pleiten, 2001 (mit ders.);
Soz. Wandel, 2 Bde., 2003;
– W-Verz. (ca. 1800 Titel) im ZA, Köln. -
Literatur
Homage to E. K. S., Historical Social Research, Special Issue 13, Nr. 46, H. 2, 1988;
Homage to E. K. S., ebd. 18, Nr. 66, H. 2, 1993;
Die dt. Ges. in vgl. Perspektive, FS f. E. K. S. z. 65. Geb.tag, hg. v. K.-H. Reuband, F. U. Pappi u. H. Best, 1995;
Ch. Fleck (Hg.), Wege z. Soziol. nach 1945, 1996, S. 199-224 (Autobiogr.);
K.-M. Bolte u. F. Neidhardt (Hg.), Soziol. als Beruf, 1998, S. 233-66 (Autobiogr.);
K.-S. Rehberg, in: Kölner Zs. f. Soziol. u. Soz.psychol. 55, H. 4, 2003, S. 819-21;
H. Best, in: ZA-Information 53, 2003, S. 6-8;
M. Kaase, in: ZUMA-Nachrr. 53, 2003, S. 7-9;
Ch. Watrin, in: Freiheit d. Wiss. 4, 2003, S. 19-21;
H. Meulemann, in: Soz.wiss. u. Berufspraxis 27, H. 1, 2004, S. 91-94;
Munzinger. -
Porträts
Foto (Internetseite d. wirtsch.- u. soz.wiss. Fak. d. Univ. Köln).
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Autor/in
Dirk Kaesler -
Zitierweise
Kaesler, Dirk, "Scheuch, Erwin" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 710-711 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119265540.html#ndbcontent