Zorn, Philipp
- Dates of Life
- 1850 – 1928
- Place of birth
- Bayreuth
- Place of death
- Ansbach
- Occupation
- Jurist ; Hochschullehrer ; Politiker
- Religious Denomination
- lutherisch
- Authority Data
- GND: 117014133 | OGND | VIAF: 54915194
- Alternate Names
-
- Zorn, Carl Ludwig Philipp
- Zorn, Philipp Karl Ludwig
- Zorn, Philipp
- Zorn, Carl Ludwig Philipp
- Zorn, Philipp Karl Ludwig
- Zorn, Ph.
- Zorn, Philipp K.
- Zorn, Karl Ludwig Philipp
- Zorn, Philipp Carl Ludwig
Linked Services
- * Kalliope-Verbund
- Archivportal-D
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- Adlige und bäuerliche Lebenswelten in den Akten ostpreußischer Gutsarchive
- Diplomatische Dokumente der Schweiz 1848-1975 (via metagrid.ch) [2019]
- Nomination Database - Nobelprize.org [2014-]
- * Nachlassdatenbank beim Bundesarchiv
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- * Katalog der Bayerischen Staatsbibliothek München (BSB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Archivportal - D
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Personen in Bavarikon [2013-]
- * Bibliothek des Instituts für Zeitgeschichte München - Berlin
- Index Theologicus (IxTheo)
- Nomination Database - Nobelprize.org [2014-]
- * Rektoratsreden im 19. und 20. Jahrhundert
Relations
Genealogical Section (NDB)
- Altenburg, Edith/verheiratete
- Altenburg, Kurt
- Benrath, Alfred
- Benrath, Johanna/verheiratete
- Endell, Joachim
- Endell, Renate/verheiratete
- Held, Johann Christoph/bis 1864
- Held, Rosina von/verheiratete
- Illing, Georg Philipp
- Kayser, Albert Ludwig
- Kayser, Sabina Ida/verheiratete
- Zorn, Albert
- Zorn, Christian
- Zorn, Dietrich
- Zorn, Elisabeth
- Zorn, Hermann
- Zorn, Joachim
- Zorn, Johann
- Zorn, Johanna/verheiratete
- Zorn, Johannes
- Zorn, Johannes
- Zorn, Johannes
- Zorn, Konrad
- Zorn, Maria Berta
Life description (NDB)
- Althoff, Friedrich
- Dahn, Felix
- Eitel Friedrich (1883 –1942 )
- Gareis, Karl
- Giese, Friedrich
- Hindenburg, Paul von
- Hubrich, Eduard
- Laband, Paul
- Maurer, Konrad von
- Pohl, Heinrich
- Preußen, August Wilhelm von
- Preußen, Oskar von
- Preußen, Wilhelm von
- Rönne, Ludwig von
- Schoen, Paul
- Stoecker, Adolf
- Wehberg, Hans
- Wenzel, Max
- Wilhelm II.
Personen in der GND - familiäre Beziehungen
Places
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Zorn, Carl Ludwig Philipp
| Jurist, * 13.1.1850 Bayreuth, † 4.1.1928 Ansbach, ⚰ Ansbach, Stadtfriedhof Zum Heiligen Kreuz. (lutherisch)
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Genealogy
Aus seit 1383 in Kempten (Allgäu) nachweisbarer Fam., d. zahlr. Metzger u. Gastwirte stellte;
V →Johannes (1809–89), 1836 Pfarrer d. ev.-ref. Gde. in B., 1850 Seminarinsp. am Lehrerseminar in Kaiserslautern, 1859 an d. luth. Gumbertuskirche in A., 1878 in Oberferrieden (Mittelfranken) (s. L), illegitimer S d. →Georg Philipp Illing (1776–1842), aus Niederflörsheim b. Worms, bayer. Feldwebel u. a. im 3. Cheveauxlegeres-Rgt. „Prinz Otto“ Lauingen, zuletzt in Bamberg, u. d. →Elisabeth Zorn (1783–1812);
M →Johanna (1819–1905), T d. →Johann Christoph v. Held (1791–1873, bayer. Adel 1864), aus Nürnberg, klass. Philol., 1815 Gymn.lehrer in B., 1835–67 Dir. d. Gymn. Christian-Ernestinum (s. ADB XI; Bosl; BMLO), u. d. →Rosina Zehelein (1799–1861), aus Kulmbach;
Urur-Gvv →Johann(es) (1721–87);
Ur-Gvv →Johannes (1752–1802), Löwenwirt, Metzgervorgesetzter in Kempten;
– ⚭ München 1875 Maria (1853–1921), T d. →Albert Ludwig Kayser (1804–1889), aus Regensburg, Kaufm. in München, u. d. →Sabina Ida Speeth (1817–1886), aus Coburg;
3 S →Albert (1876–1925), Jur., Richter am Landger. Stade, →Hermann (1879–1943), Kaufm. b. d. Siemens AG in Berlin, →Konrad (1882–1959), Dr. rer. pol., Jur., Verw.richter zuletzt in Minden, Landrat in Osterburg (s. L), 3 T (1 früh †) →Maria Berta (1878–1979), →Johanna (* 1892, ⚭ →Alfred Benrath, 1878–1969, Dr. phil. nat., Prof. f. Chemie 1908 in Königsberg, Pr., 1920–44 an d. RWTH Aachen, (s. Kürschner, Gel.-Kal. 1925–1940/41; Altpreuß. Biogr. V/2);
E u. a. →Joachim (* 1905), Ing. in →Berlin, Dietrich (1907–1989), Dr. med., Arzt in Hannover, →Edith (* 1911, ⚭ →Kurt Altenburg,* 1906, Physiker in Hildesheim), →Renate (* 1916, ⚭ →Joachim Endell,* 1913, Chemiker), techn. Zeichnerin in Freiburg (Br.);
Verwandte →Christian (1725–1800), Goldschmied in Kempten, →Johannes (1739–1799), Apotheker in Kempten, Sammler v. Arzneipflanzen, botan. Schriftst., Namensgeber d. „Zorniae“, wiss. Kürzel „Zorn“. -
Biography
Z. wuchs aufgrund wechselnder Pfarrstellen seines Vaters ab 1851 in Kaiserslautern und|ab 1859 in Ansbach auf, wo er 1867 am Gymnasium Carolinum das Abitur ablegte. Als Stipendiat des Maximilianeums studierte er Rechtswissenschaften in München (Mitgl. d. Corps Isaria), 1870 in Leipzig. Nach dem bayer. Staatsexamen 1871 wurde er in München bei dem germanistischen Rechtshistoriker →Konrad Maurer (1823–1902) mit der Arbeit „Das Beweisverfahren nach langobardischem Rechte“ 1872 zum Dr. iur. promoviert.
Dem juristischen Vorbereitungsdienst in Ansbach folgte 1875 die Habilitation für Kirchenrecht bei Maurer mit der Arbeit „Staat und Kirche in Norwegen bis zum Schlusse des 13. Jahrhunderts“. Im selben Jahr als Befürworter des Kulturkampfs zum Nachfolger von →Karl Gareis (1844–1923) als ao. Professor für Dt. Recht und Kirchenrecht nach Bern berufen, wechselte er 1877 auf Betreiben von →Felix Dahn (1834–1912) auf einen Lehrstuhl für Staats- und Kirchenrecht nach Königsberg (Rektor 1887/88, Dekan 1890/91, 1896) als Nachfolger von Georg Jakob Phillips (1841–1877). Z. profilierte sich als konservativer Hochschullehrer und Gegner der kath. Kirche; 1888 nahm er als freikonservativer Kandidat an der preuß. Landtagswahl teil. 1887–1900 war er für die Mittelpartei „Positive Union“ Provinzialsynodaler in Ostpreußen, ab 1893 deren Präses. 1899 und 1907 war Z. wiss. dt. Delegierter bei den Haager Friedenskonferenzen. 1900 wurde er auf Betreiben Ks. →Wilhelms II. und des Ministerialdirektors im preuß. Kultusministerium, →Friedrich Althoff (1839–1908), ohne Beteiligung der Fakultät auf einen für ihn geschaffenen Lehrstuhl für Staats- und Kirchenrecht nach Bonn versetzt (Rektor 1910/11, Dekan 1908); zu seinen Aufgaben gehörte juristischer Unterricht für Kronprinz →Wilhelm (1882–1951) sowie die Prinzen →Eitel Friedrich (1883–1942), →August Wilhelm (1887–1949) und →Oskar (1888–1958). 1905–18 war Z. Mitglied des preuß. Herrenhauses und Kronsyndicus. Nach einem Nervenzusammenbruch 1914 emeritiert, zog er nach Ansbach, blieb publizistisch und politisch aktiv und unterstützte bei der Reichspräsidentenwahl 1925 →Paul v. Hindenburg.
Z. war einer der wichtigsten Staatsrechtslehrer des Kaiserreichs. Methodisch vertrat er einen Positivismus ähnlich wie →Paul Laband (1838–1918) und kam wie dieser ursprünglich aus dem Dt. Privatrecht. Stärker als andere akzentuierte Z. die Rolle des Kaisers in der Verfassung. Durch die von ihm 1899–1916 überarbeitete 5. Auflage des „Staatsrechts der Preußischen Monarchie“ von →Ludwig v. Rönne (1804–91) gewann er anhaltenden Einfluß.
Als Völkerrechtler vertrat Z. einen machtstaatlichen Standpunkt, der Völkerrecht als „Außenstaatsrecht“ verstand, er beteiligte sich aber an der internationalen Friedenspolitik, war offen für zwischenstaatliche Zusammenarbeit in Form von Verträgen oder Organisationen und wurde 1911, 1912 und 1914 für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Er begründete eine insbesondere über seine zahlreichen Schüler, seine Nähe zur Politik und internationale Kontakte wirkmächtige „Bonner Schule“ des Völkerrechts und war Mitglied des Rats der Carnegie-Stiftung.
Als Kirchenrechtler betonte Z. staatliche Aufsichtsrechte über Kirchen und eine Bekenntnisunion; sein Antikatholizismus schwächte sich in Bonn ab. Zunächst süddt. Nationalliberaler, war Z. als betont konservativer Bismarckverehrer typisch für eine Generation preuß. Hochschullehrer; den Antisemitismus →Adolf Stoeckers (1835–1909) und das Antisemitische „Tivoli-Programm“ der Dt.konservativen lehnte er ab. 1914 befürwortete er eine Beteiligung der SPD an der Reichsregierung.
Schüler Z.s waren →Eduard Hubrich (1864–1921), →Paul Schoen (1867–1941), →Friedrich Giese (1882–1958), →Heinrich Pohl (1883–1931), →Max Wenzel (1882–1967) und der →Pazifist Hans Wehberg (1885–1962).
-
Awards
|preuß. GJR (1894);
preuß. Roter-Adler-Orden 4. Kl. (1889), mit Schleife (1899), 2. Kl. mit Stern u. Eichenlaub (1904);
preuß. Kronen-Orden 3. Kl. (1893);
Ehrenkreuz d. Schaumburg-Lipp. Hausordens 2. Kl. (1898);
kgl. Hausorden v. Hohenzollern, Komturkreuz (1903);
hzgl. sächs. ernestin. Hausorden, Komturkreuz 2. Kl. mit Stern (1905);
Erinnerungsmedaille d. II. Haager Friedenskonf. (1907);
Rot-Kreuz-Medaille 3. Kl. in Bronze (1908), 2. Kl. in Silber (1917);
Order of St John of the Hospital of Jerusalem (1912);
norweg. Orden d. Hl. Olaf, Kommandeur I. Kl. (1912);
kgl. bayer. Kg. Ludwig-Kreuz (1918);
chines. Orden d. Goldenen Ähre I. Kl. mit Band u. Stern (1919);
– P.-Z.-Strr., Ansbach u. Köln. -
Works
|Die wichtigsten neueren kirchenstaatsrechtl. Gesetze Dtld.s., Österr.s, d. Schweiz u. Italiens, 1876;
Über einige Grundfragen d. Kirchenrechts u. d. Kirchenpol., 1876;
Staat u. Kirche in d. Schweiz, 1877/78;
Papstwahl oder Ausgleich, Eine Antwort auf d. Frage „Kulturkampf oder Friede in Staat u. Kirche?“, 1878;
Die Reform d. ev. Kirchenvfg. in Bayern, 1878;
Das Staatsrecht d. Dt. Reichs, 2 Bde., 1880/81, ³1919, span. 1918;
Luther u. d. dt. Nation, 1883;
Die Konsulargesetzgebung d. Dt. Reichs, 1884, ³1911;
Das alte u. d. neue Reich, 1886;
Das Kartell, 1888;
Lehrb. d. Kirchenrechts, 1888;
Für d. humanist. Gymn., 1888;
Die Kgl. Dt. Ges. zu Königsberg in Pr., 1893;
Die Reichsvfg. u. d. lipp. Thronfolgestreit, 1898;
Im neuen Reich, Reden u. Aufss. z. preuß.-dt. Staats- u. Rechtsgesch., 1902;
England u. d. Transvaal-Bahn, 1910;
Die Entwicklung d.|Staatsrechts-Wiss. seit 1866, in: Jb. d. öff. Rechts 1, 1907, S. 47–81;
Das Dt. Reich u. d. internat. Schiedsger.barkeit, 1910;
Dt. Kolonialgesetzgebung, 1913;
Staat u. Kirche, 1914;
Die staatsrechtl. Stellung d. hzgl. Hauses Croy, 1917;
Die Zukunft d. Völkerrechts, 1918;
Der Völkerbund, Eine Kritik d. Entwürfe f. e. Vfg. d. Völkerbundes, 1919;
Dtld. u. d. beiden Haager Friedenskonferenzen, 1920;
Der dt. Staatsgedanke, 1921;
Die neue u. die alte Reichsvfg., Krit. Betrachtungen, 1924;
Autobiogr., in: H. Planitz (Hg.), Die Rechtswiss. d. Gegenwart in Selbstdarst., Bd. 1, 1924, S. 215–36;
Weltunionen, Haager Friedenskonferenzen u. Völkerbund, 1925;
Aus e. dt. Univ.leben, 1927;
Vom alten z. neuen Reich, 1927. -
Primary Sources
Qu Nachlaß: verschollen; einzelne Korr. im Univ.archiv Göttingen (Nachlaß Rudolf Smend), Univ.u. Landesbibl. Bonn (u. a. Briefe an Richard Fleischer), Univ.- u. Landesbibl. Münster (Briefe an Walther Schücking), Schleswig-Holstein. Landesbibl. Kiel (Brief an Theodor Storm); Staatsbibl. Preuß. Kulturbes. Berlin.
-
Literature
|H. Pohl, P. Z. als Forscher, Lehrer u. Pol., Bll. zu seinem Gedächtnis, 1928 (P);
M. Stolleis, Gesch. d. öff. Rechts in Dtld. II, 1992, S. 236, 299 ff., 320 u. 350, III, 1999, S. 87, 90;
W. Pauly, Der Methodenwandel im dt. Spätkonstitutionalismus, 1993, S. 19–22;
M. Schmeiser, Akad. Hasard, 1994, S. 167–76 u. ö.;
C. Schönberger, Das Parl. im Anstaltsstaat, 1997, S. 310 f.;
H. Spenkuch, Das Preuß. Herrenhaus, 1998, S. 367–69, 374–76, 499 u. 558;
J. Schmidt, Kons. Staatsrechtslehre u. Friedenspol., Leben u. Werk P. Z.s, 2001 (W-Verz., P);
M. Grohmann, Exot. Vfg., 2001, S. 236, 256 u. 259 f.;
M. Vec, Recht u. Normierung in d. Ind. Rev., 2006;
M. I. Carl, Zw. staatl. Souveränität u. Völkerrechtsgemeinschaft, 2010, S. 41 f.;
C. Tilitzki, Die Albertus-Univ. Königsberg, Bd. 1 (1871–1918), 2012, S. 39, 50 ff. u. 62 u. 648;
T. Sirges, Die dt. Friedensnobelpreiskandidaten im Ks.reich 1901–1918, 2017, S. 215 f.;
S. Wiedehold, Die Lehren v. Monismus mit Primat staatl. Rechts, Sonderwege dt. Völkerrechtsdenkens im Ks.reich u. deren Bewahrung durch d. Bonner Schule, 2018, S. 164 ff. u. 188–97;
Wi. 1914–1928;
Kürschner, Gel.-Kal. 1926;
Konrad Zorn, in: Ll. Franken V, 1936, S. 530–44;
BBKL 14;
Altpreuß. Biogr. V/2;
– zu Johannes: W. Kneule, KGesch. d. Stadt Bayreuth, Bd. 2, 1973, S. 171;
– zur Fam.: R. Schonger, Fam.chron. d. Bürgerfam. Z. aus Kempten im Allgäu, 1953;
ders., Urk.b. d. Gesamtfam. Z. aus Kempten, 4 T., 1951–61;
Eberhard Zorn, Die Z.-Familien im Gebiet d. dt. Sprache u. im Ausland, 1970, bes. S. 25. -
Portraits
|Photogr., zw. 1900 u. 1914 (Univ.archiv Bonn).
-
Author
Martin Otto -
Citation
Otto, Martin, "Zorn, Carl Ludwig Philipp" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 746-748 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117014133.html#ndbcontent