Rompe, Robert
- Lebensdaten
- 1905 – 1993
- Geburtsort
- Sankt Petersburg
- Sterbeort
- Berlin
- Beruf/Funktion
- Physiker ; Widerstandskämpfer ; Politiker
- Konfession
- -
- Normdaten
- GND: 118602489 | OGND | VIAF: 57407426
- Namensvarianten
-
- Rompe, Robert Wilhelm Hermann
- Rompe, Robert
- Rompe, Robert Wilhelm Hermann
- Rompe, R.
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Rompe, Robert Wilhelm Hermann
Physiker, * 10.9.1905 Sankt Petersburg, † 6.10.1993 Berlin, ⚰ Kloster (Hiddensee).
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Genealogie
V →Robert (1876–1927), Kaufm.;
M →Luise Thiele (1878–1965), Malerin;
2 Schw →Lilian Vasarhely (* 1907), Ballettmeisterin, Autorin in Stockholm, Astrid Grüneisen (* 1912), in Zürich; – ⚭ Berlin 1947 Elisabeth Baumgarten (1922–92);
4 S (1 früh †) →Arthur Alexander (Aljoscha) (1947–2000), Musiker in B., →André (* 1951), Physiker in B., Jan-Dimitri (* 1958), 2 T Lilian (* 1954), Viviane (* 1949). -
Biographie
Nach Übersiedlung der Familie von St. Petersburg nach Berlin 1914 besuchte R. bis 1924 das Gymnasium und studierte anschließend an der TH Charlottenburg Fernmeldetechnik, später Physik an der Univ. Berlin, wo er 1930 bei →Peter Pringsheim (1881–1963) mit der Arbeit „Beiträge zur Analyse des S2-Spektrum“ promoviert wurde. Danach Assistent seines Doktorvaters, fand er 1932 eine Anstellung bei der „Studiengesellschaft für elektrische Beleuchtung“ der Osram K. G. in Berlin. Im Rahmen seiner dortigen Forschungstätigkeit beschäftigte er sich mit Fragen der Gasentladungs- und Festkörperphysik, bes. mit den physikalischen Grundlagen der Lichterzeugung. R. war führend an der Entwicklung neuer Lichtquellen beteiligt und erfand u. a. die Quecksilberhöchstdrucklampe mit rundem Kolben. Er verstand sich aber nie ausschließlich als Industriephysiker, wovon etwa der 1939 gemeinsam mit →Max Steenbeck (1904–81) verfaßte Handbuchartikel zur Plasmaphysik zeugt, der zu einem Standardwerk wurde (Plasmazustand d. Gase, in: Ergebnisse d. exakten Naturwiss. 18, 1939, S. 257-376). R.s breites Interessenprofil belegt ebenfalls sein Kontakt zum Diskussionskreis um den russ. Biophysiker →Nikolai W. Timofeef-Ressovsky (1900–81) am KWI für Hirnforschung in Berlin-Buch, mit dem ihn auch eine enge persönliche Freundschaft verband. Gemeinsam mit →Timofeef und →Friedrich Möglich (1902–57) wurden unmittelbar vor Kriegsende einige Aufsätze zum quantenmechanischen Mechanismus der Energieausbreitung und -umwandlung bei strahlenbiologischen Vorgängen publiziert, die für die zeitgenössischen Diskussionen über die Beziehungen von Genetik und molekularer Biophysik von Bedeutung waren. In der Nachkriegszeit standen verstärkt Probleme der Festkörperforschung und Halbleiterphysik im Zentrum von R.s Forschungsinteressen.
Nach 1945 wurde R.s Forschungstätigkeit zunehmend durch sein Engagement als Wissenschaftsadministrator und Politiker in den Hintergrund gedrängt. Schon 1932 Mitglied der KPD, mit guten Beziehungen zur Sowjet. Besatzungsmacht, wurde er sofort in den Wiederaufbau einbezogen. Als Hauptabteilungsleiter für Hochschulen und Wissenschaft der „Dt. Zentralverwaltung für Volksbildung“ in der sowjet. Besatzungszone (SBZ) sowie als Mitglied des Parteivorstandes der SED gehörte R. in der Nachkriegszeit zu den politisch einflußreichsten Wissenschaftlern in der SBZ bzw. der DDR. Zu Beginn der 50er Jahre verlor R. im Rahmen der „Noel-Field-Affäre“ seine politischen Ämter, wurde jedoch in der Nach-Stalin-Ära wieder rehabilitiert und übernahm erneut hohe Funktionen in Wissenschaftsadministration und Parteiapparat; so gehörte er dem Zentralkomitee der SED von 1958 bis zu dessen Auflösung im Herbst 1989 an.
Blieb R. im „Dritten Reich“ wegen politischer Unzuverlässigkeit eine Universitätskarriere versagt, wurde er schon 1946 an der neu eröffneten Berliner Universität (seit 1949 Humboldt-Univ.) zum o. Professor und Direktor des II. Physikalischen Instituts berufen. Seit 1953 zudem o. Mitglied der Dt. Akademie der Wissenschaften (später Ak. d. Wiss. d. DDR) baute er dort ein Institut für Strahlungsquellen auf, aus dem 1958 das Physikalisch-Technische Institut bzw. 1967 das Zentralinstitut für Elektronenphysik hervorging, das er bis zu seiner Emeritierung 1970 leitete. Sowohl hier als auch in verschiedenen anderen Leitungsfunktionen (1954–87 Mitgl. d. Präsidiums, 1954-63 u. 1973-87 Sekr. d. Kl. f. Physik, 1963-68 stellv. Gen.sekr.) trug R. entscheidend zur Profilierung der Akademie zur führenden Forschungsorganisation und „sozialistischen Nationalakademie“ der DDR bei. R. war ebenfalls maßgeblich an der Gründung (1952) und Entfaltung der „Physikalischen Gesellschaft der DDR“ beteiligt, der er 1970-87 vorstand (1988-90 Ehrenvors.).|
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Auszeichnungen
Nat.-preis (1951);
VVO (Silber 1955, Gold 1970);
Banner d. Arbeit (1960);
Karl-Marx-Orden (1980);
Stern d. Völkerfreundschaft in Gold (1985);
Mitgl. d. Ak. d. Wiss. d. UdSSR (1989). -
Werke
Theorie elektr. Lichtbögen u. Funken, 1949 (mit W. Weizel);
Ausgew. Vortrr. u. Aufss., 2 Bde., 1980-85 (P). -
Literatur
FS z. 65. Geb.tag, hg. v. W. Brauer u. a., 1973, S. 127-34 (W-Verz, P);
W. Hartkopf, Die Berliner Ak. d. Wiss., ihre Mitgll. u. Preisträger 1700-1990, 1992;
Physikal. Bll. 51, 1995, S. 158;
K. F. Alexander, Erinnerungen an d. Physiker R. R., in: SB d. Leibniz-Societät 12, 1996, H. 4, S. 76-80;
D. Hoffmann, in: Das Müggelheim-Buch, 1997, S. 168-70;
Pogg. VII a;
Biogr. Hdb. SBZ/DDR;
Wer war Wer Deutsche Demokratische Republik. -
Autor/in
Dieter Hoffmann -
Zitierweise
Hoffmann, Dieter, "Rompe, Robert" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 24-25 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118602489.html#ndbcontent