Trautschold, Johann Friedrich
- Lebensdaten
- 1773 – 1842
- Geburtsort
- Pößneck
- Sterbeort
- Lauchhammer (Lausitz)
- Beruf/Funktion
- Hüttenverwalter ; Oberfaktor ; Unternehmenschronist ; Geschäftsführer ; Buchhalter
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 12060261X | OGND | VIAF: 78334276
- Namensvarianten
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- Trautscholdt, Johann Friedrich
- Trautschold, Johann Friedrich
- Trautscholdt, Johann Friedrich
- Trautschold, Johannes Friedrich
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Trautschold Johann Friedrich
|Hüttenverwalter, Oberfaktor, Unternehmenschronist, * 8. 7. 1773 Pößneck bei Saalfeld/Saale (Thüringen), † 5.5.1842 Lauchhammer (Lausitz), ⚰ Bockwitz bei Lauchhammer, Alter Friedhof. (evangelisch)
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Genealogie
Aus ursprüngl. schwed. Fam., d. seit d. 17. Jh. in S. nachweisbar ist;
V →Johann Heinrich (1741–1811), aus S., Schulrektor in P., 1783–1811 Pastor in Blankenheim b. Eisleben (Thür.), S d. →Anton Rudolf (* 1708), aus S., Fleischhauer ebd.;
M Charlotte Henriette, T d. →Friedrich Gottlob Gläser (1749–1804), Bergmeister, Leiter d. Bergamts Elbenstock (Erzgebirge), Geol. (s. NDB VI), u. d. Christiana Friederica Klippig;
Urur-Gvv Christian Trautzoldt (* 1634), aus S.;
Ur-Gvv →Johann Heinrich Trautzoldt (* 1666), Bürger u. Fleischhauer in S.;
Ur-Gvm →Johann Friedrich Henckel (Henkel) (1678–1744), Arzt, mineral. Chemiker, Metallurg, kursächs. Bergrat, Lehrer, 1733 Gründer d. Freiberger Laboratoriums, d. späteren Bergak. Freiberg (s. NDB VIII);
Gr-Ov Gottfried Trautscholt (1707–66, ⚭ Charlotte v. Krostewitz, * 1710), aus S.;
1 B Johann Gottlob (1777–1862), Pastor in Kötzschenbroda b. Radebeul, Lieddichter, Rr. d. kgl. sächs. Albrechtsordens (s. Hamberger-Meusel), 2 Schw u. a. N. N. (⚭ N. N. George, Hüttenverw.);
– ⚭ Wittenberg 1802 Jakobine Henriette Ernestine Wiesand (1781–1845), aus Wittenberg, zuvor Verlobte d. mit T. befreundeten D. Gläser;
2 S (1 früh †) Eduard (* 1806, ⚭ N. N., T d. Johann Gottlob Trautschold), studierte Eisenhüttenwesen, 6 T (1 früh †) u. a. N. N. (⚭ Johann Gottlieb Alex, 1800–49, Oberhüttenmeister, später Nachf. v. T. als Oberfaktor d. Eisenwerke in L., zuletzt in Dresden, s. NND 27, 1851, N d. Dr. N. N. Wiesand, Handlungskonsulent), N. N. (⚭ N. N., Hüttenofficiant), Bertha Henriette (1804–66, ⚭ Wilhelm Carl Christoph Fausack, 1796–1884, Glashütteninsp., später Gutsbes. in Jauer, Schlesien);
E Agnes Albertine (1811–34, ⚭ Ernst Friedrich August Rietschel, 1804–61, Prof. f. Bildhauerei an d. Kunstak. in Dresden, s. NDB 21; P); Verwandter Hermann v. T. (s. 2); Nachfahre →Curt Frhr. v. Salmuth (1895–1981), Industr. (s. NDB 22). -
Biographie
Nach dem Schulunterricht bei seinem Vater machte T. auf Anraten seines Onkels seit 1787 zunächst eine Lehre in einer Ausschnitt- und Wollhandlung in Querfurt und war anschließend dort als Kaufmann tätig. Nebenbei bildete er sich vermutlich autodidaktisch weiter in Rechnen, Französisch, Warenkunde, Mineralogie, Forstwissenschaft, Mechanik und Chemie. 1795 trat er als Commis in die Leipziger Handlung Schwägrigen ein. Da nicht genügend Kapital für eine eigene Handlungsgründung vorhanden war, wurde T. auf Vorschlag seines Großvaters mütterlicherseits Kontrolleur im Eisenwerk Lauchhammer. Seit Dez. 1796 Nachfolger des kaufmännischen Leiters, seit 1798 Buchhalter, dann Hüttenverwalter der Werke Lauchhammer (mit ca. 160 Mitarbeitern) und Burghammer, reorganisierte er Rechnungswesen und Buchführung. Von 1802 bis zu seiner Pensionierung 1839 war er Oberfaktor der gfl. Eisenwerke unter deren Besitzern →Detlev Carl Gf. v. Einsiedel (1737–|1810) und dessen Erben, →Detlev Gf. v. Einsiedel (1773–1861), mit dem T. 1811 eine Studienreise in die Steiermark und nach Schlesien unternahm. T. stand den gfl. Unternehmern bei allen Erweiterungen und Modernisierungen zur Seite und hatte großen Anteil an den Erfolgen der Werke, v. a. in der Betriebsplanung, bei der Einführung von Kupolöfen und Dampfmaschinen und bei Experimenten mit modernen engl. Hochofentechnologien, die 1796–1811 zusammen mit der Bergakademie Freiberg durchgeführt wurden. Seit 1805 wurde die Kunstgießerei erweitert und durch wissenschaftliche Methoden und Fortbildung der Arbeitskräfte verbessert. 1818/19 und 1825 wurden zwei Gießereien unter T.s Leitung in Gröditz errichtet. Ende der 1830er Jahre wurde mit dem Bronzekunstguß begonnen, u. a. wurden Werke von T.s Schwiegersohn Ernst Rietschel und von Christian Daniel Rauch (1777–1857) gegossen.
T. verfaßte mit der „Geschichte und Feyer des ersten Jahrhunderts des Eisenwerks Lauchhammer“ 1825 (Nachdr. 1996) die zweite dt. Unternehmensgeschichte im modernen Sinn, nach dem Vorbild der von →Heinrich Anschütz 1811 publizierten Arbeit „Die Gewehr-Fabrik in Suhl im Hennebergischen, ihre Entstehung, Einrichtung und dermahliger Zustand, …“. In T.s Festschrift finden sich genaue Angaben über Gründung, Betrieb, Produktion, Produkte und über Konflikte v. a. der Gründerin des Unternehmens, →Frfr. Benedicta Margaretha v. Löwendahl (1683–1776), um Wasser- und Steuerrechte und um leitende Angestellte. T.s Festschrift war wegweisend für die Unternehmensgeschichtsschreibung: Er führte wie Anschütz eine neue, umfangreiche statistische Daten nutzende Form der Unternehmensgeschichtsschreibung ein mit dem Anspruch, möglichst neutral die Entwicklung des Unternehmens, technische und soziale Errungenschaften „ohne Schmuck, aber der Wahrheit gemäß, einfach und treu“ (Vorwort) darzustellen und keine werbende, legitimatorische Schrift zu verfassen.
T. selbst erhielt noch 1842 eine Lebensbeschreibung und wurde so Gegenstand einer der frühesten dt. Unternehmerbiographien.
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Auszeichnungen
A Goldene Jubeldenkmünze mit Bildnis d. Gf. v. Einsiedel (1826);
Wohnhaus, sog. T.sches Haus in Lauchhammer, Kastanienweg 1. -
Literatur
L Anon., J. F. Trautscholdt, Oberfaktor d. gfl. v. Einsiedel’schen Eisenwerke z. Lauchhammer, Burghammer, Gröditz u. Berggießhübel (…), 1842 (P);
Gedenktage d. mitteldt. Raumes, 1973, S. 70–72 (P);
F. Redlich, A German Eighteenth-Century Iron Works during Its First Hundred Years, in: Bull. of the Business Hist. Soc. 27, 1953, S. 69–96, 141–58 u. 231–60;
ders., Der Untern., 1964, S. 375;
R. Forberger, Ind. Rev. in Sachsen 1800–1861, Bd. 1/1, 1982, S. 224 ff.;
G. Teichmann, Untern.geschichten, Versuche e. Bestandsaufnahme u. Typologie, in: Archiv u. Wirtsch. 28, 1995, S. 159–71;
T. Pierenkemper, Untern.gesch., Eine Einf. in ihre Methoden u. Ergebnisse, 2000, S. 28 f.;
M. Baxmann, Zur Dok. e. frühind. Wirtsch.wunders in Sachsen, Die T.sche Firmengesch. über d. Gfl.-Einsiedelsche Eisenwerk in Lauchhammer, in: U. Hess u. a. (Hg.), Untern. im regionalen u. lokalen Raum 1570–2000, 2004, S. 111–30;
G. Bayerl, Peripherie als Chance u. Schicksal, Stud. z. neueren Gesch. d. Nd.lausitz, 2011, S. 213 f.; – zur Fam.: J. Hohlfeld (Hg.), Stamm- u. Ahnentafeln, hg. v. d. Zentralstelle f. Dt. Personen- u. Fam.gesch., Bd. 22, 1943, S. 116. -
Autor/in
Stefanie van de Kerkhof -
Zitierweise
Kerkhof, Stefanie van de, "Trautschold, Johann Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 372-373 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd12060261X.html#ndbcontent