Ritsert, Eduard
- Lebensdaten
- 1859 – 1946
- Geburtsort
- Darmstadt
- Sterbeort
- Eichberg bei Erbach (Rheinpfalz)
- Beruf/Funktion
- Pharmazeut ; Apotheker ; Chemiker ; Erfinder
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 139207848 | OGND | VIAF: 100502823
- Namensvarianten
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- Ritsert, Eduard
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Ritsert, Eduard
Pharmazeut, * 11.11.1859 Darmstadt, † 6.1.1946 Eichberg bei Erbach (Rheinpfalz). (evangelisch)
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Genealogie
V →Carl (1810–59), aus D., Dir. e. Zuckerfabr. in Worms, dann Fabr. in Bessungen b. D.;
M Johanna (1823–99), T d. Carl Silbereisen, aus Homburg v. d. H., Konditor, Kaufm., 1831-36 Bgm. in Gießen, u. d. Magdalena Geil, aus Dillenburg;
– ⚭ Frankfurt/M. 1891 Elisabeth (1865–1904), T d. →Carl Schleußner (1830–91), Dr., Apotheker, Pharmazeut, Chemiker, Bes. d. ersten dt. photochem. Fabrik in Frankfurt/M., seit 1876 Hg. d. „Photogr. Mbll.“ (s. Frankfurter Biogr.), u. d. Anna Rinn (1838–71);
3 S, u. a. →Hans (1893–1961), übernahm nach R.s Tod d. väterl. Fabr. f. chem.-pharmazeut. Präparate in Frankfurt/M., 1 T;
Gvm d. Ehefrau →Franz Rinn (1801–65), Siegellackfabr.; Verwandte (?) →Ernst Ludwig (1800–43), ev. Theol. in D. (s. ADB 28), →Ernst (1841–1935), aus Groß-Gerau, Math.; Schwäger →Friedrich Schleußner (1864–1928), →Carl Schleußner (1868–1943), Dr. rer. nat., Chemiker, führten beide mit R. d. 1897 in e. AG umgewandelte Unternehmen Carl Schleußners weiter (beide s. Frankfurter Biogr.). -
Biographie
R. besuchte das Gymnasium in Darmstadt bis zur Obersekunda und erlernte 1876-79 die Pharmazie in Eberbach/Neckar. Danach war er weitere drei Jahre als Apothekerassistent in Deutschland und der Schweiz tätig. 1882-84 studierte er in Gießen Pharmazie und absolvierte nach dem Staatsexamen als Militärapotheker bis 1885 seinen Militärdienst in Darmstadt, wo er auch am chem. Institut des Polytechnikums bei →Alfred Einhorn (1857–1917) arbeiten konnte. 1886 ging R für ein halbes Jahr an die Dt. Apotheke nach London. Hier entwickelte er ein patentiertes Verfahren zur Herstellung eines dem Lanolin ähnlichen Wollfettes. 1887 kehrte R. nach Eberbach zurück, war ein Jahr lang in der dortigen Apotheke in tätig und ging dann als Assistent an die Apotheke des Akademischen Krankenhauses nach Heidelberg. Zu dieser Zeit erschien seine erste Publikation (Eine neue Einbettungsmasse f. anatom. Präparate, in: Arch. f. Pharmazie 226, 1888). 1889 setzte R. seine Studien in Gießen fort, wo er bei →Georg Gaffky (1850–1918) Vorlesungen über Hygiene und Bakteriologie hörte. 1890 bei →Alexander Tschirch (1856–1939) in Bern promoviert (Unterss. über d. Ranzigwerden d. Fette), trat er im selben Jahr in die Berliner Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung ein. Ferner richtete er das erste bakteriologische Untersuchungsinstitut in Berlin ein.
Schon 1888 hatte sich R. mit der Herstellung einer fiebersenkenden Substanz befaßt, um die damals verwendeten, toxisch nicht unbedenklichen Mittel Phenacetin und Acetanilid zu ersetzen. Der von ihm dargestellte p-Aminobenzoesäureethylester zeigte zwar keine fiebersenkende, wohl aber eine lokalanästhetische Wirkung. R. überließ die neue Substanz der Firma Hoechst, wo sie unter der Bezeichnung „Anaesthesin“ geführt, aber wegen ihrer Unlöslichkeit in Wasser nicht in den Handel gebracht wurde. 1903 entwickelte R. das wasserlösliche „Subcutin“ (p-phenolsulfonsaures Anaesthesin), das das bisher verwendete Kokain ersetzen konnte. Das Präparat wurde 1902 in die Therapie eingeführt und 1910 in die dt. Pharmacopoe (DAB 5) aufgenommen. Mit dem Anaesthesin hatte R. die Basis für eine Reihe weiterer Kokainsubstitute geschaffen, die in der Medizin als Lokalanästhetika überragende Bedeutung erlangten, wobei insbesondere das 1905 von Alfred Einhorn erfundene „Novocain“ (p-Aminobenzoesäurediethylaminoethylester) hervorzuheben ist.
1891 verließ R. Berlin und übernahm zusammen mit seinen Schwägern die Firma seines Schwiegervaters. 1901 errichtete er in Frankfurt/M. ein chem. Laboratorium, aus dem 1903 eine Fabrik für chemisch-pharmazeutische Präparate hervorging, in der auch weitere Anaesthesin-Derivate hergestellt wurden. 1944 wurde die Fabrik zerstört und nach Kriegsende von R.s Sohn Hans wieder aufgebaut; 1964 verlegte man den Firmensitz nach Eberbach.|
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Auszeichnungen
Mitbegr. (1890) u. stellv. Vors. (1890–92) d. Dt. Pharmazeut. Ges.;
Liebig-Medaille in Silber;
Hermann-Thoms-Gedenkmünze d. Ak. f. pharmazeut. Fortbildung, Berlin. -
Werke
Über d. Werdegang d. Anaesthesins, in: Pharmazeut. Ztg. 70, 1925, S. 1006;
Anaesthesin-Novocain, ebd. 72, 1927, S. 374. -
Literatur
Pharmazeut. Ztg. 71, 1926, S. 1214 f., 79, 1934, S. 1135 (P), 102, 1959, S. 1285;
Dt. Apotheker-Ztg. 44, 1929, S. 1399, 54, 1939, S. 1124, 1132, 1164, 111, 1971, S. 59 f. (H.-D. Schwarz);
W. Zimmermann, Anstaltsapotheker als Forscher u. Wiss., in: Die Krankenhaus-Apotheke 14, 1942, Nr. 3;
Süddt. Apotheker Ztg. 86, 1946, S. 68, 87, 1947, S. 67;
Zum 50. J.tag d. Bestehens d. Fa. E. Ritsert, 1953 (P);
B. Issekutz, Die Gesch. d. Arzneimittelforsch.|1971, S. 223, 226;
Rhdb.;
Dt. Apotheker-Biogr. II.;
– zur Fam.:
Dt.GB 96, 1937, S. 239 ff. -
Autor/in
Holm-Dietmar Schwarz -
Zitierweise
Schwarz, Holm-Dietmar, "Ritsert, Eduard" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 653-654 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139207848.html#ndbcontent