Rheticus, Georg Joachim
- Dates of Life
- 1514 – 1574
- Place of birth
- Feldkirch (Vorarlberg)
- Place of death
- Kaschau (Košice, Slowakei)
- Occupation
- Mathematiker ; Astronom
- Religious Denomination
- evangelisch
- Authority Data
- GND: 119499215 | OGND | VIAF: 98148088
- Alternate Names
-
- Rhaeticus, Joachim
- Rheaticus de Porris, Georg Joachim
- Rhetikus, Georg Joachim
- Rhagius, Georg Joachim
- Rhaeticus, Georg (Beiname nach dem Heimatland)
- Rehtz (verstümmelter Beiname)
- Rehtz, Georg (verstümmelter Beiname)
- Iserin, Georg Joachim (eigtl.)
- Lauchen, Georg Joachim von
- Rheticus, Georg Joachim
- Rhaeticus, Joachim
- Rheaticus de Porris, Georg Joachim
- Rhetikus, Georg Joachim
- Rhagius, Georg Joachim
- Rhaeticus, Georg (Beiname nach dem Heimatland)
- rhaeticus, georg
- Rehtz (verstümmelter Beiname)
- rehtz
- Rehtz, Georg (verstümmelter Beiname)
- rehtz, georg
- Iserin, Georg Joachim (eigtl.)
- iserin, georg joachim
- Lauchen, Georg Joachim von
- Aeliopolitanus, Joachimus
- Georgius Joachimus, Rhaeticus
- Joach., Georgius
- Joachim, Georg
- Joachim, Georgius
- Joachim, Rheticus
- Joachimus Georgius Rhaeticus
- Joachimus Georgius Rheticus
- Joachimus, Georgius
- Lauchen, Joachim von
- Porris, Georg Joachim de
- Rethicus, G. J.
- Rhaeticus, Georg Joachim
- Rhaeticus, Georgius Joachimus
- Rhäticus
- Rheticus, George J.
- Rheticus, Georgius Ioachimus
- Rheticus, Georgius Joachimus
- Rheticus, Ioachimus
- Rheticus, Joachimus
- Rhetikus
- Schulz, Joachim
- Rehtz (verstümmelther Beiname)
- Rehtz, Georg (verstümmelther Beiname)
Linked Services
- * Repertorium Academicum Germanicum (RAG via metagrid.ch) [2003-]
- * Neue Deutsche Biographie (NDB) [2003] Autor/in: Kühne, Andreas (2003)
- * Sächsische Biografie [1999-]
- * Allgemeine Deutsche Biographie (ADB) [1875-1912] Autor/in: Bruhns, Christian; Günther (1881)
- M. Adam: Vitae. 1615-1620. [1615-1620]
- * Kalliope-Verbund
- Archivportal-D
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- correspSearch - Verzeichnisse von Briefeditionen durchsuchen [2014-]
- Personendaten-Repositorium der BBAW [2007-2014]
- EGO European History Online
- Interimsregister der Enzyklopädie der Neuzeit (Bd. 1-13)
- Personen- und Korrespondenz-Datenbank der Leibniz-Edition
- * Repertorium Academicum Germanicum (RAG via metagrid.ch) [2003-]
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Thesaurus des Consortium of European Research Libraries (CERL)
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- Isis Bibliography of the History of Science [1975-]
- * Literaturnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Werknachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Regesta Imperii
- Verzeichnis der im deutschen Sprachraum erschienenen Drucke des 16. Jahrhunderts (VD 16)
- Index Theologicus (IxTheo)
- * Jahresberichte für deutsche Geschichte - Online
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Rheticus (eigentlich Iserin, auch Rhetikus, Rhaeticus de Porris, von Lauchen), Georg Joachim (1548 Reichsadel)
Astronom, Mathematiker, Arzt, * 16.2.1514 Feldkirch (Vorarlberg), † 4.12.1574 Kaschau (Košice, Slowakei). (evangelisch)
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Genealogy
V →Georg Iserin († 1528), ital. Herkunft, Dr. med., Stadtphysikus in F., als Zauberer hingerichtet (s. L);
M Thomasina de Porris, aus lombard. Adelsfam. († 1553/54, ⚭ 2] Georg Wilhelm, Stadtammann in Bregenz);
Schw Magdalena de Porris; ledig. -
Biography
Nach einer Elementarausbildung bei seinem Vater besuchte R. die Lateinschule in Feldkirch und 1528-31 die von →Oswald Myconius (1488–1552) geleitete Frauenmünsterschule in Zürich. Die Hinrichtung seines Vaters zwang ihn, den ins Deutsche übersetzten Namen seiner Mutter „von Lauchen“ anzunehmen, den er erstmalig 1536 unter Bezugnahme auf seine Herkunft in „Rheticus“ änderte. Auf Empfehlung des Feldkircher Stadtphysikus →Achilles Pirmin Gasser 1532 an der Univ. Wittenberg immatrikuliert, studierte R. Mathematik und Astronomie v. a. bei Johannes Volmar (M. A. 1536). Schon während seines Studiums gehörte er zum engeren Freundeskreis →Philipp Melanchthons, wurde auf dessen Betreiben 1536 zum Professor „Mathematum inferiorum“ ernannt und 1537 offiziell in das Kollegium der Wittenberger Artistenfakultät aufgenommen. Von Melanchthon unterstützt, konnte R. 1538 mehrere führende dt. Astronomen, darunter →Peter Apian, →Johannes Schöner und Philipp Imser aufsuchen.
Berühmt wurde R. als einziger Schüler von →Nikolaus Copernicus (1473–1543) und maßgeblicher wissenschaftlicher Vertreter der heliozentrischen Kosmologie. Im Frühjahr 1539 reiste er nach Frauenburg (Ermland), assistierte dort Copernicus bei der Fertigstellung des Manuskripts von „De revolutionibus orbium coelestium“ (gedr. 1543), betrieb eigene astronomische und kartographische Forschungen und veröffentlichte 1540 in Danzig den ersten gedruckten Bericht („Narratio prima“) über das neue Weltsystem. Zwei Jahre später bereitete er gemeinsam mit seinem Freund, dem Nürnberger Drucker →Johannes Petreius (1497–1550), den Druck des Hauptwerks von Copernicus vor.
Im Okt. 1541 kehrte R. nach Wittenberg zurück und wurde noch im selben Jahr zum Dekan der Artistenfakultät gewählt. Bessere Entwicklungs- und Verdienstmöglichkeiten versprach er sich allerdings von der Univ. Leipzig, die ihn – nachhaltig unterstützt von →Joachim Camerarius, dem Rektor der Univ. Tübingen – 1542 als Professor „Mathematum superiorum“ berief. Unterbrochen wurde seine Leipziger Lehrtätigkeit von einer Italienreise 1545/46, auf der er u. a. Geronimo Cardano besuchte, sowie von einer psychischen Erkrankung, die ihn von Ende 1546 bis Anfang Dez. 1547 in Lindau (Bodensee) festhielt. Erst im Sommer 1548 konnte R. nach einem Zwischenaufenthalt in Zürich, wo er bei seinem Schulfreund →Conrad Gesner (1516–65) Medizin studierte, wieder nach Leipzig zurückkehren. Dort wurde er für das Wintersemester 1548/49 zum Dekan der Artistenfakultät und zum Sprecher der „Bayer. Nation“ gewählt. Während dieses zweiten Leipziger Aufenthalts verfaßte R. mehrere Kalender und die „Ephemeriden“ auf das Jahr 1550, die bis heute zu den wichtigsten Quellen der Copernicus-Rezeption gehören.
Wegen einer homosexuellen Affäre mit einem seiner Studenten mußte R. im April 1551 aus Leipzig fliehen, sein Vermögen wurde eingezogen. Nach Zwischenstationen in Chemnitz, Prag (wo er vermutl. 1553 sein Med.studium abschloß), Wien und Breslau ließ er sich 1554 als praktischer Arzt in Krakau nieder. Er erarbeitete dort weiterhin Gutachten und Anleitungen zum Bau astronomischer Instrumente (z. B. Jakobsstab), sammelte umfangreiches Beobachtungsmaterial und schrieb nach dem Zeugnis von Zeitgenossen mehrere Werke zu den Prinzipien der Astronomie, die sämtlich verloren sind. Als überzeugter Astrologe erstellte R. Horoskope und Gutachten. Parallel dazu unterhielt er ein alchemisches Laboratorium mit mehreren Angestellten. R.s originäre mathematische Leistung besteht in seinen Arbeiten zur Trigonometrie, für die er schon 1551 durch seinen „Canon doctrinae triangulorum“ den Grundstein gelegt hatte und worin erstmals|alle sechs trigonometrischen Funktionen gleichermaßen in Tabellen enthalten sind. Die Berechnung der Tafeln, für die R. mehrere Mitarbeiter benötigte, wurde durch Ks. Maximilian II. und andere Fürsten finanziell großzügig unterstützt. Seine ärztliche und wissenschaftliche Tätigkeit in Krakau endete 1574, als ihn der Magnat Johannes Ruber nach Kaschau im damaligen Ungarn berief, wo er wenig später an einer Lungenentzündung starb. Der Mathematiker →Valentin Otho (um 1550–1605), sein bedeutendster Schüler, veröffentlichte 1596 R.s nachgelassenes trigonometrisches Hauptwerk „Opus palatinum de triangulis“.
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Works
u. a. De libris revolutionum Nicolai Copernici Narratio prima, Danzig 1540, Nachdr. 1965;
Encomium Prussiae, Danzig 1540;
Orationes duae, prima de Astronomia et Geographia, altera de Physica, Nürnberg 1542;
Ephemerides novae, Leipzig 1550;
Opus palatinum de triangulis, Neustadt 1596. – Hg.: Johannes de Sacrobosco, Libellus de sphaera, Wittenberg 1538 (mit Ph. Melanchthon);
Euklid, Elementorum geometricorum libri VI, Leipzig 1549. -
Literature
ADB 14, S. 93 f., 28, S. 388-90;
F. Hipler, Die Chorogr. d. R., in: Zs. f. Math. u. Physik 21, 1876, S. 125-50;
K.-H. Burmeister, G. J. R., Eine Bio-Bibliogr., 3. Bde., 1967/68;
ders., R. u. →Paracelsus, in: Montfort 24, 1972, S. 619-29;
ders., Neue Forsch. Über G. J. R., in: Jb. d. Vorarlberger Landesmus.ver. 1974/75, 1977, S. 37-47;
ders., in: Wandlungen im geograph. Denken v. →Aristoteles bis Kant, hg. v. M. Büttner, 1979, S. 129-37;
K. Figala, Die sog. Sieben Bücher über d. Fundamente d. chem. Kunst v. J. R., in: Sudhoffs Archiv 55, 1971, S. 247-56;
R. S. Westman, The Melanchthon circle, in: Isis 66, 1975, S. 164-93;
J. Kraai, The newly-found Rheticus lectures, in: Btrr. z. Astronomiegesch. 1, 1998, S. 32-40;
Pogg. I-III;
DSB XI;
Altpreuß. Biogr. II;
Killy. – Zu Georg Iserin: E. Somweber, Der Zauberer u. Hexenmeister Dr. G. I. v. Mazo, in: Montfort 20, 1968, S. 295-325. -
Author
Andreas Kühne -
Citation
Kühne, Andreas, "Rheticus, Georg Joachim" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 496-497 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119499215.html#ndbcontent
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Joachim, Georg
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Biography
Joachim: Georg J., geb. am 15. Februar 1514 zu Feldkirch in Vorarlberg, † am 4. December 1576 zu Kaschau zu Ungarn. Nach dem Heimathslande Rhätien nahm er den Beinamen Rhaeticus an, woraus auch wol der durch Verstümmelung ihm bisweilen zugelegte Name Rehtz gebildet ist. Er erhielt seine Schulbildung in Zürich und war Mitschüler von Konrad Geßner bei Oswald Myconius und bezog die Universität Wittenberg, wo er an dem Mathematiker Reinhold, dem Theologen Cruciger, besonders aber an Melanchthon gute Freunde fand. Auf des letzteren Empfehlung erhielt er, nachdem er 1535 die Magisterwürde erlangt, schon 1536 als ganz junger Mann nach dem Tode des Mathematikers Volmar die zweite Professur der Mathematik. Mit der Schrift „Praefatio in arithmeticem“ trat er die Professur an, doch war seines Bleibens nicht lange in Wittenberg, denn als nach Wittenberg die Kunde von der kühnen Idee des Copernicus über dessen neues Weltsystem kam, entschloß er sich sofort nach Frauenburg zu gehen, um den Unterricht des Copernicus zu genießen und denselben in der Herausgabe seines großen Werkes zu unterstützen. In Frauenburg wurde er einer der begeistertsten Anhänger der neuen Lehre und schrieb an Peter Schoner in Nürnberg, mit welchem er bereits früher auf einer Studienreise bekannt geworden war, zu Anfang 1540 als Bericht über die Ideen und Arbeiten des Copernicus die „Narratio de libris revolutionum Copernici“ (Epistola ad J. Schonerum), welche ein Vorläufer des copernicanischen Werkes ist und demselben in den späteren Ausgaben von 1566 an angefügt wird. In Danzig und Basel 1540 und 1541 gedruckt, soll diese Schrift zur Folge gehabt haben, daß|eine fahrende Schauspielerbande entweder in Frauenburg oder nach anderen in Elbing unter lautem Beifall eine Posse aufführte, in welcher das copernicanische System lächerlich gemacht wurde. J. kehrte nach Wittenberg zurück, wurde aber schon 1542 nach Leipzig berufen, wo er den Lehrstuhl für Mathematik auch nur kurze Zeit behielt und ihn Johann Hommel überließ. Als es 1542 dem Freunde des Copernicus, dem Bischof Tiedemann Giese (Bd. IX S. 151) zu Kulm gelang, den Copernicus zu bewegen sein Manuscript zum Drucke herzugeben, sandte Giese dasselbe an J., der es sofort mit Empfehlungsbriefen von Melanchthon nach Nürnberg brachte und mit Osiander und Schoner den Druck veranlaßte. Im J. 1542 erschienen von Rhaeticus: „Orationes de astronomia, geographia et physica“, 1550 in Leipzig „Ephemeris ex fundamentis Copernici“ und nach seinem Tode das „Opus Palatinum de triangulis a G. J. Rhetico coeptum, Lucas Valentius Otho, principis Palatini Friderici IV electoris mathematicus consummavit anno 1596“. Wiederum war es Copernicus gewesen, der bei praktischen Rechnungen die Unzulänglichkeit und Unsicherheit der damals existirenden trigonometrischen Tafeln erkannt hatte und daher dem Rhaeticus die Berechnung neuer und genauer trigonometrischer Tafeln zu unternehmen empfahl. Nach damals bekannten, sehr weitläufigen Methoden (man kannte noch nicht die Logarithmen und bediente sich, um die Multiplicationen in Additionen und Subtractionen umzuwandeln, der trigonometrischen Functionen) berechnete Rhaeticus mit dem Radius 10,000 Millionen die Sinus, Cosinus, Tangenten und Cotangenten von 10 zu 10 Secunden. Durch die Unterstützung des Kaisers Maximilian II. und mehrerer ungarischer Magnaten konnte er sich, zurückgezogen in Polen und Ungarn lebend, zwölf Jahre hindurch Hülfsrechner halten, doch wurde das ganze Werk erst durch seinen Schüler Otho 20 Jahre nach seinem Tode vollendet. Die Sinustafeln von Rhaeticus erschienen noch im Thesaurus mathematicus von Petiscus im J. 1613.
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Literature
Ueber Rhaeticus s. Weidler's Historia astronomiae. Jöcher. Das Zedler’sche Universallexikon etc.
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Author
Bruhns. -
Citation
Bruhns, Christian; Günther, "Rheticus, Georg Joachim" in: Allgemeine Deutsche Biographie (), S. [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119499215.html#adbcontent