Rhenanus, Johannes
- Lebensdaten
- um 1528 – 1589
- Geburtsort
- Melsungen (Hessen)
- Sterbeort
- Sooden (heute Bad Sooden-Allendorf)
- Beruf/Funktion
- Salinist ; Pfarrer
- Konfession
- lutherisch
- Normdaten
- GND: 13334150X | OGND | VIAF: 50413624
- Namensvarianten
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- Rheinlandt, Johannes (eigentlich)
- Rhenanus, Johannes
- Rheinlandt, Johannes (eigentlich)
- rheinlandt, johannes
- Rheinland, Johann
- Rhenanus
- Rhenanus, Johann
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Rhenanus (eigentlich Rheinlandt), Johannes
Salinist, * um 1528 Melsungen (Hessen), † 29.4.1589 Sooden (heute Bad Sooden-Allendorf). (lutherisch)
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Genealogie
Eltern unbek.;
⚭ 1) 1556 Catharina, T d. Rentschreibers →Jost Braun († 1586) aus Melsungen, 2) 1587 Catharina v. Löwenstein, verw. Schott, aus Sontra;
5 K aus 1), S aus 2) Martin, Arzt, Beatus, Stadtarzt in Salzungen, T aus 2) Sabina (⚭ Dr. Conrad Heinemann, aus Eschwege, 1582 Mag. in Straßburg, 1588 in Göttingen);
E Johannes, Dr. med., Leibarzt u. Alchemist b. Lgf. Moritz d. Gel. v. Hessen-Kassel. -
Biographie
1548 wurde R. an der Univ. Marburg als Student der Theologie immatrikuliert und 1553 ordiniert. Nach kurzer Tätigkeit als Diakon in Marburg (nebenbei Buchdrucker) ernannte ihn 1555 Lgf. Philipp d. Großmütige entgegen dem Willen des Superintendenten und trotz des Widerstands der Gemeinde zum Pfarrer in Sooden, der bei Allendorf an der Werra gelegenen Salinensiedlung, und übertrug ihm 1556 die Aufsicht über die Holzbeschaffung für die seit 1540 in seinem Besitz befindliche Saline. 1559 wurde R. beauftragt, über die Einhaltung der Salzordnung zu wachen und alle Zuwiderhandlungen dem Landgrafen zu melden. 1561 wurde er zum Mitregenten des Salzwerkes und 1563 zum alleinigen Salzgräfen (Salinendir.) ernannt. Obwohl R. 1562 auf einer Synode aufgefordert wurde, eines seiner beiden Ämter niederzulegen, und ihm 1568 auch Lgf. Wilhelm IV. von Hessen-Kassel (reg. 1567-92) nahelegte, das Pfarramt aufzugeben und sich ausschließlich der Saline zu widmen, hielt er bis zu seinem Tode an beiden Ämtern fest. R., der umfangreiches theoretisches Wissen mit ausgedehnter praktischer Tätigkeit verband, trug wesentlich zum wirtschaftlichen und technischen Aufschwung der Saline Sooden bei. Während seiner Amtszeit verdoppelte sich die Salzproduktion auf über 2000 t jährlich. In einer besonderen Siedehütte experimentierte er mit technischen Verbesserungen vor deren Anwendung im Salzwerk. Er war der erste dt. Salinist, der wegen der zunehmenden Holzverknappung Kohle als Brennstoff einsetzte. Nachdem er in den 1560er Jahren mit Steinkohle aus Lüttich, von Salzfuhrleuten als Rückfracht geliefert, geeignete Herde für den neuen Brennstoff entwickelt hatte, regte er beim Landgrafen an, die Braunkohlenvorkommen auf dem 9 km entfernten Hohen Meißner abzubauen. 1578-1814 war der dortige Kohlebergbau direkt der Saline unterstellt. Auf ausgedehnten Reisen, meist von auswärtigen Landesherren angefordert, verbreitete R. seine salzwerkskundlichen Erfahrungen insbesondere im Kurfürstentum Sachsen sowie in den Herzogtümern Braunschweig-Wolfenbüttel, Braunschweig-Lüneburg und Pommern-Wolgast. Sein Wissen legte er 1567-85 in einer 2000 Seiten umfassenden (bislang ungedr.) Handschrift nieder, dem „New Saltzbuch“, das bis heute – in Anspielung auf sein geistliches Amt – als „Salzbibel“ bekannt ist.
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Werke
New Saltzbuch, Hs., Urschr. (1567–85) im Oberbergamt Clausthal-Zellerfeld (Sign. IV E 2 Nr. 12), Reinschr. in d. Hss.abt. d. Gesamthochschul-Bibl. Kassel (Sign. 2° Ms. Hass. 186), Fotokopie d. Reinschr. sowie Ed. auf CD-ROM, hg. v. R. Hobohm, im Salzmus. Bad Sooden-Allendorf.
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Literatur
H. Cramer, J. R., Ein Btr. z. Bergwerks-Gesch. Pommerns a. d. 16. Jh., 1879;
Engels, Rechtsgesch. d. Saline Sooden b. Allendorf an d. Werra, in: Zs. f. Bergrecht 21, 1880, S. 178-220;
A. Henkel, Die Saline Sooden a. d. Werra unter d. Lgf. Philipp d. Grossmütigen u. Wilhelm IV., Diss. Marburg 1908, S. 36-49;
K. Nebe, Die Vfg. d. Saline Sooden an d. Werra, Diss. Göttingen 1932;
J. C. Breuer, J. R., Pfarrer u. Salzgrebe in den Sooden zu Allendorf a. d. Werra 1555–89, in: Das Werraland, Okt. 1955, S. 41 f., 56-59;
O. Hütteroth, Die althess. Pfarrer d. Ref.zeit, 1966, S. 280 f., 467;
H. Dennert, Qu. z. Gesch. d. Bergbaus u. d. Hüttenwesens im Westharz, 1981, S. 17, 119;
P. Piasecki, Das dt. Salinenwesen 1550-1650, Invention – Innovation – Diffusion, 1987, S. 204-09;
R. Hose (Hg.), J. R., Das Prooemium d. „Salzbibel“, 1989;
H.-H. Walter, Reiseberr. d. Allendorfer Salzgräfen J. R., 1989. | -
Quellen
Qu W. Engels, Repertorien d. Hess. StA Marburg, Bestände 55a u. 55b, Berg-, Hütten-, Salzwerks- u. Münzsachen (1322) 1491-1867, 1983.
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Autor/in
Hans-Henning Walter -
Zitierweise
Walter, Hans-Henning, "Rhenanus, Johannes" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 494-495 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd13334150X.html#ndbcontent