Redlich, Fritz
- Lebensdaten
- 1892 – 1978
- Geburtsort
- Berlin
- Sterbeort
- Newton (Massachusetts, USA)
- Beruf/Funktion
- Wirtschaftshistoriker ; Historiker
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 128349352 | OGND | VIAF: 69979072
- Namensvarianten
-
- Redlich, Fritz
- Redlich, Fritz Leonhard
Vernetzte Angebote
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Literaturnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Werknachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Bibliothek des Instituts für Zeitgeschichte München - Berlin
Verknüpfungen
Orte
Symbole auf der Karte
Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.
-
Redlich, Fritz Leonhard
Wirtschafts- und Unternehmenshistoriker, * 7.4.1892 Berlin, † 21.10.1978 Newton (Massachusetts, USA). (evangelisch)
-
Genealogie
V Moritz Silvius, Textilkaufm. in B.;
M Emma Mühsam. -
Biographie
Nach dem Abitur in Berlin 1910 und dem im selben Jahr aufgenommenen Chemiestudium in Berlin und München (Verbandsexamen 1912 TH Charlottenburg) studierte R. seit 1912 in Berlin Nationalökonomie u. a. bei →Gustav Schmoller und →Ignaz Jastrow (Examen 1914), ferner Geschichte und Staatswissenschaften u. a. bei →Otto Hintze und →Gerhard Anschütz. Bei →Heinrich Herkner 1914 mit der Dissertation „Die volkswirtschaftliche Bedeutung der dt. Teerfarbenindustrie“ (1914) promoviert, leistete R. anschließend vier Jahre Kriegsdienst. 1919 schloß er sich der DVP an. Entgegen seiner Neigung trat er in das väterliche Unternehmen ein, das er 1927 wieder verließ. Zur Sicherung des Lebensunterhalts organisierte und leitete er seit 1931 als Geschäftsführer die Fellverwertungsgenossenschaft Dt. Pelztierzüchter und arbeitete daneben wissenschaftlich. Ein erster Habilitationsversuch mit einem handelsgeschichtlichen Thema scheiterte nach 1930 an Widerständen in der Fakultät, den zweiten an der Berliner Fakultät gestellten Antrag mit der 1933 fertiggestellten Schrift über „Reklame als geschichtliches und ökonomisches Phänomen“ (gedr. 1935) zog R. nach der nationalsozialistischen Machtergreifung zurück. Daneben begann sich R. mit der Geschichte des dt. Unternehmertums zu beschäftigen.
Im März 1936 emigrierte R. in die USA. Nach kurzen Zwischenstationen als Lehrer in Pennsylvania und Michigan war er 1937-42 Dozent an der Mercer University (Georgia). Er hielt auch Kontakte zur Harvard University, wo →Joseph A. Schumpeter (1883–1950) und →Frank Taussig (1859–1940) ihn zur Fortsetzung seiner unternehmergeschichtlichen Studien ermutigten. 1942 erwarb R. die US-Staatsbürgerschaft und erhielt im selben Jahr eine feste Anstellung bei der „Federal Public Housing Authority“ in Boston. 1947/48 ao. Professor am Massachusetts State College, war er 1948-50 Direktor in der Wohnungsbehörde des Staates Massachusetts. Neben vielen kleineren Publikationen legte R. in dieser Zeit ein bankengeschichtliches Werk vor (The Molding of American Banking, 2 Bde., 1947/51, Neudr. 1968). Auf Einladung von Arthur H. Cole trat er 1950 als Senior Associate in das „Research Center in Entrepreneurial History“ an der Harvard University ein, dem er bis zu dessen Schließung 1958 angehörte. Hier entstand sein Hauptwerk „The German Military Enterpriser and his Work Force“ (2 Bde., 1964 f.). R. gelangte auch in Deutschland schnell zu Anerkennung und Einfluß insbesondere auf die Unternehmerund Unternehmensgeschichte, eine Rückkehr lehnte er jedoch ab; nach seiner Emeritierung lebte und forschte er weiter in Harvard.
Gleichermaßen Wirtschafts- und Sozialhistoriker und stark beeinflußt von Max Weber und →Werner Sombart, suchte R. die Vorzüge der in Deutschland erlernten historischen Arbeitsmethodik mit theoretischen Ansätzen der amerik. Sozialwissenschaften zu verbinden und die historische Erscheinung des Unternehmers als persönliches Element des wirtschaftlichen Geschehens typologisch und vergleichend zu erfassen (Entrepreneurial Typologie, in: Weltwirtschaftl. Archiv 82, 1959). R. beeinflußte von seinen amerik. Kollegen v. a. Alfred D. Chandler.|
-
Auszeichnungen
Mitgl. d. staatswiss. Vereinigung Berlin (1919), d. Economic History Ass. (1940, 1962-64 Vizepräs.), d. American Hist. Ass., d. Soc. of Social and Economic History;
Dr. oec. h. c. (Erlangen-Nürnberg 1960);
Dr. rer. pol. h. c. (FU Berlin 1967);
Fritz Redlich Prize d. Economic History Association. -
Werke
Weitere W Rauschgifte u. Suchten, weltwirtschaftl. u. soziolog. Betrachtungen zu e. med. Thema, 1929;
De Praeda Militari, Looting and Booty 1500-1815, 1956;
Der dt. fürstl. Unternehmer, Eine typ. Erscheinung d. 16. Jh., in: ZUG 3, 1958, S. 17-32, 98-112;
„Unternehmer“, in: Hdwb. d. Sozialwiss. 10, 1959, S. 486-97 „Unternehmer- u. Unternehmensgesch“. ebd.;
Anfänge u. Entwicklung d. Firmengesch. u. Unternehmerbiogr., 1959;
Recent Developments in American Business Administration and Their Conceptualization, in: Business History Review 35, 1961, S. 1-27 (mit A. D. Chandler);
Der Untern., Wirtsch.- u. soz.geschichtl. Stud., 1964 (Autobiogr. S. 11-42, W-Verz., P);
Steeped in Two Cultures, A Selection of Essays, 1971;
Work Left Undone, in: Harvard Library Bull. 21, 1973, S. 5-19;
Generations, A Critique and Reconstruction, in: Revue Beige d'Hist. Contemporaine VII, 1976, S. 243-71. – Mithg. Journal of Economic History. | -
Nachlass
Nachlaß: Baker Library, Harvard Business School.
-
Literatur
W. Herrmann, in: ZUG 7, 1962, S. 51-54 (P);
ders., in: ZUG 24, 1979, S. 1-9 (P);
E. Salin, in: Der Unternehmer, Wirtsch.– u. soz.geschichtl. Stud., 1964, S. 381-84;
H. Kellenbenz, in: VSWG 65, 1978, S. 598-602;
W. Fischer, in: Bankhist. Archiv 5, 1979, S. 53-58;
H. Jaeger, in: The Business History Review 53, 1979, S. 155-60 (P);
ders., in: BHdwE;
W. Ulimann, Der Einfluß F. R.s auf d. hist.|Unternehmerforsch, in Dtld., Diplomarb. Köln 1993 (ungedr.);
BHdE II. -
Autor/in
Hans Jaeger , Maria Schimke -
Zitierweise
Jaeger, Hans; Schimke, Maria, "Redlich, Fritz" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 248-249 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd128349352.html#ndbcontent