Radolin, Hugo Fürst von
- Lebensdaten
- 1841 – 1917
- Geburtsort
- Posen
- Sterbeort
- Schloß Jarotschin (Provinz Posen)
- Beruf/Funktion
- Diplomat ; Beamter
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 11768600X | OGND | VIAF: 10629738
- Namensvarianten
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- Radolin, Hugo Fürst von
- Radolin, Hugo von
- Graf von Radolin-Radolinski
- Radolin, Hugo Julius Raoul Eduard Leszczyc Fürst
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Radolin, Hugo Julius Raoul Eduard Leszczyc Fürst von (seit 1888 Fürst)
Diplomat, * 1.4.1841 Posen, † 12.7.1917 Schloß Jarotschin (Provinz Posen). (katholisch)
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Genealogie
V →Emmerich Ladislaus Leszczyc Gf. v. R.-Radolinski (1808–79), auf Jarotschin u. Radolin (Kr. Pleschen), Mitgl. d. Preuß. Herrenhauses, preuß. Kammerherr;
M Josephine (Josepha) (1808–80), T d. Ignac Leszczyc Gf. v. R.-Radolinski u. d. Marie v. Nieborzyn-Nieborska;
⚭ 1) London 1863 Lucy Katharina (1841–80), aus Baroley (Kaschmir, Indien), T d. Alfred Howard Wakefield, großbrit. Oberstlt., u. d. Mary Suffolk, 2) Oberglogau 1892 →Johanna (1864–1947), T d. →Hans Gf. v. Oppersdorff († 1877), auf Geppersdorf-Troplowitz, preuß. Kammerherr, u. d. Elisabeth de Talleyrand-Périgord;
1 S aus 1) Alfred Gf. v. R. (1864-1910, ⚭ Elisabeth Gfn. v. Königsmarck, * 1866), 1 T aus 1) Lucy (1872–1965, ⚭ →Karl Gf. v. Moy de Sons, 1863–1932, bayer. Gesandter u. Staatsrat), Ehrendame d. bayer. Theresienordens, 1 S aus 2) →Peter (* 1898, ⚭ Elisabeth Coronini Gfn. v. Cronberg, * 1900);
E →Johannes-Hugo (1894–1965), Fideikommißherr d. Gfsch. Jarotschin u. Bes. d. Fürstl. Radolin. Geldfideikommiß. -
Biographie
R. studierte nach dem Besuch des Gymnasiums in Berlin und Bonn 1859-61 dort und 1861/62 in Berlin Jura. 1860/61 diente er als Einjährigfreiwilliger im 7. Husaren-Rgt. in Bonn (1862 beim 2. Leibhusaren-Rgt. Lt. d. Res.). 1864-66 am Kreisgericht Pleschen (Reg.bez. Posen) tätig, trat er 1866 nach dem Auskultator-Examen in den diplomatischen Dienst an der preuß. Gesandtschaft in Florenz ein. 1869 Legationsrat, wurde er zur Botschaft in Paris, später zur Gesandtschaft in Stuttgart versetzt. Nach zweijähriger Tätigkeit beim Oberkommando der dt. Besatzungstruppen in Frankreich folgte 1874 die Ernennung zum Legationssekretär in Madrid und im selben Jahr die Versetzung nach Dresden. 1876-81 war R. Erster Botschaftssekretär in Konstantinopel, 1881 Hilfsarbeiter in der politischen Abteilung des Auswärtigen|Amtes, seit 1882 Gesandter in Weimar. 1884 wurde R. Hofmarschall des Kronprinzen Friedrich Wilhelm. Otto v. Bismarck, der zu Beginn der 70er Jahre R. als Sproß poln. Uradels mit Mißtrauen betrachtet hatte, bescheinigte ihm Loyalität und begrüßte seine Ernennung. In den folgenden Jahren war R. keineswegs, wie z. B. Franz Frhr. v. Roggenbach vermutete, ein „Spion“ →Bismarcks, sondern sowohl für das Kronprinzenpaar wie auch für den Kanzler eine Vertrauensperson. Er teilte die englandfreundlichen außenpolitischen Vorstellungen des Kronprinzenpaars und seines Freundes Friedrich v. Holstein und stand der proruss. Politik →Bismarcks skeptisch gegenüber. Der österr. Regierung lieferte er vertrauliche Informationen. Nachdem Kronprinz Friedrich Wilhelm an Kehlkopfkrebs erkrankt war, informierte R. entgegen den Anweisungen Kronprinzessin Victorias Prinz Wilhelm über den Gesundheitszustand seines Vaters. Bei R.s Wiedereintritt in den diplomatischen Dienst 1892 sicherten ihm das Wohlwollen Wilhelms II. und die Freundschaft Holsteins eine glänzende Karriere. Er wurde 1892 Botschafter in Konstantinopel, 1895 in St. Petersburg, 1900-10 in Paris. Seine Leistungen wurden, zumal für die Zeit in St. Petersburg, im dt. diplomatischen Dienst eher kritisch beurteilt. R. folgte bereitwillig den Intentionen Holsteins und richtete sogar seine Berichterstattung nach dessen Wünschen aus. Während seiner Pariser Tätigkeit setzte er sich eifrig, jedoch erfolglos für eine dt.-franz. Annäherung ein. 1910 wurde R. in den Ruhestand versetzt.|
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Auszeichnungen
E. K. II. (1874);
WGR (1888);
Obersttruchseß (1888);
Schwarzer Adlerorden mit Brillanten (1910);
Roter Adlerorden, Großkreuz mit d. Krone u. Brillanten;
Kgl. Kronenorden I. Kl. (1910);
Kgl. Hausorden v. Hohenzollern, Großkomturkreuz mit Brillanten (1910). -
Literatur
F. Thimme, Aus d. Nachlaß d. Fürsten R., Fürst R., Holstein u. Friedrich Rosen, in: Berliner Mhh. 15, NF, 1937, S. 725-36, 844-902;
H. Krausnick, Holsteins Geh.diplomatie in d. Ära Bismarck 1886-1890, ²1942, S. 35 ff., 86 ff., 103 ff., 120 ff., 316 ff., 322 ff.;
N. Rich, M. H. Fisher (Hg.), Die geh. Papiere Friedrich v. Holsteins, III u. IV, 1961-63;
J. C. G. Röhl, Wilhelm II., Die Jugend d. Kaisers 1859-1888, 1993, S. 703 ff., 749 ff., 778 ff.;
DBJ II, Tl. 1917. | -
Quellen
Qu Pol. Archiv d. AA (Personalakten, Nr. 11636-651).
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Porträts
Echo, Nr. 1163.
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Autor/in
Gerd Fesser -
Zitierweise
Fesser, Gerd, "Radolin, Hugo Fürst von" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 97 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11768600X.html#ndbcontent