Räderscheidt, Anton
- Lebensdaten
- 1892 – 1970
- Geburtsort
- Köln
- Sterbeort
- Köln
- Beruf/Funktion
- Maler ; Künstler
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 11874352X | OGND | VIAF: 20475744
- Namensvarianten
-
- Räderscheidt, Anton
- Räderscheidt, Anton
- Räderscheidt, Hubert Anton
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Räderscheidt, Hubert Anton
Maler, * 11.10.1892 Köln, † 8.3.1970 Köln. (katholisch)
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Genealogie
V →Wilhelm (Ps. Ohm Will) (1865–1926), Handelsschuldir., Mundartdichter in K. (s. Kürschner, Lit.-Kal., Nekr.; Kosch, Kath., Dlld.; R. Steimel, Kölner Köpfe, 1958);
M Elisabeth Beckmann (1868–1922);
B →Wilhelm (1889–1978), Kaufm., später Beamter, Ferdinand (1897–1917 ⚔), →Hugo (* 1908), Maler, emigrierte 1935 n. Frankreich (s. Vollmer);
Schw →Sophia Anna Maria Vinkemöller (1888–1975), Kauffrau, →Katharina (1899–1939), →Wilhelmine Voigt (1900–52), beide Unternehmerinnen;
– ⚭ 1) Köln 1918 (⚮ 1934) →Martha Hegemann (1894–1970), Malerin (s. Vollmer), 2) Köln 1963 Gisèle Boucherie geb. Ribreau (* 1924); Lebensgefährtin zw. 1934 u. 1947 →Ilse Meyer-Metzger geb. Salberg († 1947, jüd.), Photographin, emigrierte 1935 mit R. zunächst in d. Schweiz, dann über England nach Frankreich;
2 S aus 1) Johann Paul Ferdinand (* 1919), Bankangest., →Karl-Anton (* 1924), Maler, 2 S aus 2) →Vincent Michel (* 1949), Ing. in Frankreich, →Pascal Antoine (* 1953), Antiquitätenhändler in Frankreich. -
Biographie
Nach dem Realschulabschluß 1910 ging R., der nach dem Willen seines Vaters Lehrer werden sollte, kurzfristig an die Kölner Kunstgewerbeschule. Anschließend besuchte er in Düsseldorf ein Zeichenlehrerseminar und die Kunstakademie, wo er Schüler des religiösen Historienmalers →Franz v. Gebhardt (1838–1925) wurde. Nach Kriegsteilnahme seit 1914 nahm R. 1917 seine Ausbildung wieder auf, bestand noch im selben Jahr sein Staatsexamen als Zeichenlehrer mit Auszeichnung und absolvierte vom Herbst 1917 an ein zweijähriges Referendariat an einem Köln-Mühlheimer Gymnasium. Danach war R., der bereits 1913 ein eigenes Atelier angemietet und noch während seines Referendariats erstmals öffentlich ausgestellt hatte, ausschließlich als freier Künstler tätig. Mit dem kaum erhaltenen Frühwerk lehnte er sich an kubistisch-konstruktive Tendenzen an und grenzte sich so vom zunehmend modisch werdenden Expressionismus ab. R. unterhielt Kontakte zur avantgardistischen Kunstszene im Rheinland, u. a. zu Max Ernst. Zusammen mit →Franz Wilhelm Seiwert (1894–1933) und →Heinrich Hoerle (1895–1936) gründete er die nur kurz bestehende dadaistische Gruppe „Stupid“ und rückte zeitweilig in eine gewisse Nähe zu den „Rheinischen Progressiven“.
In den frühen 20er Jahren entwickelte R., beeinflußt von der ital. Pittura metafisica, eine Form des Magischen Realismus. Obwohl 1925 in der namengebenden Mannheimer Ausstellung vertreten, wies er das Stiletikett der Neuen Sachlichkeit stets zurück. Neben Stilleben wurde das „einsame Paar“ in den 20er Jahren zu einem zentralen Bestandteil der Ikonographie R.s. Das Problem der Entfremdung und die Distanz zwischen den Geschlechtern reflektierte er in dem scharfen Kontrast der Darstellung von typisierten, häufig nackten und sportlichen Frauen und steifen Männern in dunklen Anzügen, die den zeitgenössischen Typus des Angestellten repräsentierten. Gleichzeitig deutete sich bei den von der Umwelt abgekapselten Männerfiguren auch ein gewisser Solipsismus an, der den Charakter R.s kennzeichnete. Mit seinen Bildern nahm R. eine unverwechselbare und originäre Position in den gegenständlichen Strömungen der Zeit ein.
Zu Beginn der 30er Jahre immer wieder dem Verdacht ausgesetzt, dem Kommunismus nahezustehen, emigrierte R. 1935 zunächst in die Schweiz, dann über England nach Frankreich. In Paris entstanden eine Reihe politisch-metaphorischer Bilder (u. a. „Les Monstres“), die 1938 in der Pariser Ausstellung „Freie Dt. Kunst“ gezeigt wurden. Dabei war seit der 1936 erfolgten Übersiedlung nach Paris eine verstärkte stilistische Annäherung an Picasso und Léger zu beobachten. Schließlich stieß R., der bis dahin gegenständlich gemalt hatte, unter dem Einfluß|des amerikan. Action Painting in den 50er Jahren zur Gegenstandslosigkeit durch, die er jedoch Mitte der 60er Jahre wieder aufgab, so daß diese Entwicklung Episode blieb. Das malerische Spätwerk wurde von einer lockeren, farbintensiven Malerei bestimmt, die erneut die Figur des Menschen ins Zentrum des bildnerischen Interesses rückte.
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Werke
Weitere W Mutter u. Kind, 1919 (Privatslg.);
Begegnung I, 1921 (verschollen);
Haus Nr. 9, 1921 (Privatslg.);
Portrait Dr. Georg Lüttke, 1923 (New York, Slg. Lourie);
Akt am Barren, 1925 (verschollen);
Stilleben mit Rose, 1925;
Kind mit Ball, 1926 (beide Privatslg.);
Tennisspielerin, 1926 (München, Bayer. Staatsgem.slg.);
Bildnis Heinrich Maria Davringhausen, 1928 (verschollen);
Selbstportrait vor d. Spiegel, 1928;
Selbstbildnis, 1928 (beide Privatslg.);
Die Schönheitskönigin, 1930 (verschollen);
Via dei Triomphi, 1933 (Köln, Köln Kunstver.);
Akt am Strand, 1938;
Les Apatrides, 1944;
La Boucherie, 1948;
Ohne Titel (A 1959/1), 1959 (alle Privatslg.). | -
Nachlass
Nachlaß: Archiv Räderscheidt im Hist. Archiv d. Stadt Köln.
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Literatur
W. Wolfradt, Junge dt. Kunst VI: A. R., in: Die Horen 5, 1928/29, H. 6, S. 518 ff.;
F. Roh, A. R., Zwei Menschen, in: Das Kunstbl. 14, 1930, S. 103;
A. R., Werke d. J. 1921-1967, Ausst.kat. Köln 1967;
H. Richter, A. R., 1972;
A. R., Das Spätwerk, Ausst.kat. Düren 1978;
G. Herzog, A. R., 1991 (P);
U. Gerster, „… u. d. hundertprozentige Frau“, A. R. 1925-1930, in: krit. berichte 20, 1992, H. 4, S. 42 ff.;
A. R. (1892-1970), Retrospektive, Ausst.kat. Köln 1993 (P);
ThB;
Vollmer;
BHdE II;
Dict. of Art. -
Porträts
siehe W sowie Selbstbildnis, 1928, Abb. in: G. Herzog, s. L;
Fotos v. A. Sander, 1927 (Köln, Fotogr. Slg. August Sander Archiv), Abb. in: A. Sander, Menschen d. 20. Jh., hg. v. G. Sander, mit e. Text v. U. Keller, 1980, S. 318. -
Autor/in
Olaf Peters -
Zitierweise
Peters, Olaf, "Räderscheidt, Anton" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 106-107 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11874352X.html#ndbcontent